BP Nr2
26. Juli 2012

Rallye Weiz, die Unbekannte

Kann Baumschlager in Weiz bereits den Titel fixieren ? foto:c.boehm

Für das Jahr 2012 haben sich die Organisatoren eine äußerst attraktive, anspruchsvolle Streckenführung einfallen lassen, die nicht mehr viel mit den Veranstaltungen von 2008 bis 2010 gemein hat. Abgesehen von einem Klassiker, der bereits in den 80ern und den ersten drei Weiz-Rallyes befahren wurde, sowie einem Zuschauer-Rundkurs an der B72 nördlich von Weiz, die beide am Freitag durchgeführt werden, sind alle Prüfungen völlig neu. Insgesamt müssen die Teams zwölf Sonderprüfungen (sechs unterschiedliche Strecken je zwei Mal) bewältigen, 155,14 SP-Kilometer stehen an. Die Servicezone befindet sich, wie schon bei den bisherigen Weiz-Rallyes, auf dem Gelände der Firma Magna.


Zum sportlichen Ausblick auf die Rallye Weiz - Division I

Vier Siege in Serie - Raimund Baumschlager (Skoda Fabia S2000) genügt in Weiz bereits ein 2. Platz, um sich vorzeitig den 10. Meistertitel in der obersten österreichischen Liga zu sichern. Ob diese Aussicht den Rosenauer bremst, darf angesichts der Tatsache, dass er insgesamt drei Matchbälle hat, durchaus bezweifelt werden. Zumal ist nach dem bisherigen Saisonverlauf nicht zu erwarten, dass irgendein anderer Pilot imstande sein wird, dem Tempo von Baumschlager und seinem größten Widersacher, Titelverteidiger Beppo Harrach (Mitsubishi Evo IX R4) zu folgen. Da Weiz für beide Piloten Neuland ist, kann von einer Sekundenknabberei ausgegangen werden. Der Kampf um Platz 3 im Gesamtklassement ist hingegen völlig offen.

Der zuletzt immer besser in Form gekommene Kris Rosenberger verzichtet zugunsten eines Urlaubs auf die Teilnahme. Doch auch so gibt es genügend Piloten, die ein Wort um den Stockerlplatz mitreden wollen: Division-V-Dominator Gerwald Grössing (Mitsubishi Evo IX, siehe dort), Erdgas-Pilot Manfred Stohl (Mitsubishi Evo IX CNG), Mario Saibel (Mitsubishi Evo X R4) und Hermann Neubauer (Subaru Impreza WRX STi R4), der in Weiz auf seinen wiedergenesenen Stamm-Co Bernhard Ettel hören kann. Oder vielleicht ein wenig bekannter, aber umso schnellerer Außenseiter, der Grazer Gunthard Puchleitner (Mitsubishi Evo IX), 2009/10 immerhin auf den Plätzen zwei und drei? Abgesehen von ihm hat nur Neubauer den Bezirk Weiz schon rallyemäßig befahren (und mit einem Sieg in der Suzuki-Cup-Wertung geglänzt). Ein besonderes „Zuckerl“ für die Fans ist der Start von Stohl-Schützling Daniel Oliveira. Der Brasilianer, der bereits bei der Rebenland Rallye aufgezeigt hat, wird einen Ford Fiesta RRC pilotieren! Leider nicht am Start ist Willi Stengg jun., der Sieger der Weiz-Rallyes 2009 und 2010. Er konzentriert sich auf seine Rolle als Teamchef von Ex-Rallycross-Star Walter Mayer (Subaru Impreza WRX STi R4) sowie als Organisator des Opel Corsa OPC Rallye Cup. Ebenfalls abwesend ist Christian Mrlik, der Subaru-Pilot kämpft seit einiger Zeit mit Rückenproblemen und muss passen.


Division II

Suzuki gegen VW lautet das Match im Weiz. Sowohl der zuletzt zweimal siegreiche Michael Böhm im Suzuki Swift S1600, als auch Titelverteidiger Hannes Danzinger im VW Scirocco TDI stehen unter dem Druck, keinesfalls ausfallen zu dürfen, da sie bereits je zwei "Nuller" stehen haben. Bekanntlich werden ja die besten sechs Ergebnisse in den acht Meisterschaftsläufen gewertet. Der führende Martin Zellhofer , ebenfalls in einem Suzuki Swift S1600 kann deshalb wesentlich unbeschwerter Gas geben, war er doch bislang mit Ausnahme der Jänner-Rallye, für die er keine Nennung abgegeben hatte, immer im Ziel.
In Weiz wird sich zudem der junge Tscheche Jan ?erny – überlegener 2WD-Sieger der Jänner-Rallye – mit seinem Citroen DS3 R3T als zumindest gleichwertiger Gegner in den Kampf um den Sieg einmischen. Und sollte sich ?erny nur zwischen die Österreicher schieben können, könnte dies durchaus Einfluss auf den Titelkampf nehmen. Schließlich erwarten alle Experten, dass der Titel wie schon 2011 erst Ende Oktober im Waldviertel vergeben wird.

Einen kleinen Vorteil haben die Suzuki-Piloten Zellhofer und Böhm, da beide schon zwei Mal in Weiz am Start waren. Zellhofer belegte 2010 sogar Platz 2 im Gesamtklassement. Böhm, der sich im Suzuki immer besser zurecht findet und dies mit zwei Siegen in der 2WD Wertung unterstrichen hat, muß aber erst einmal geschlagen werden. Einen prominenten „Ausfall“ gibt es auch: Peter Ebner, Sensationsmann des Saison-Auftakts im Lavanttal, muss mangels fahrbarem Untersatz (sein Citroen DS3 R3T wurde von seinem Team für einen Einsatz beim WM-Lauf in Finnland vermietet) zuschauen.

Division III

Der Pokal für Gruppe N-Fahrzeuge bis 1600 ccm war bislang überwiegend ein verlängerter Arm des Suzuki-Cups. Kein einziger im Augenblick klassierter Österreicher hat ein Fahrzeug einer anderen Marke pilotiert. Nach einer bislang sehr turbulenten Saison mit einer Reihe von Abflügen und Überschlägen haben mindestens drei Piloten noch Titelchancen, darunter Titelverteidiger Damian Izdebski und der Führende im Suzuki-Cup, der Obersteirer Klemens Haingartner. Die Cup-Piloten und Izdebski werden in Weiz von einer Reihe anderer Suzukis herausgefordert, wobei Lokalmatador Andreas Allmer sicher die größten Chancen hat. Ihm ist nach den Ergebnissen bei vergangenen Weiz-Rallyes zumindest ein Stockerlplatz, wenn nicht sogar der Divisionssieg zuzutrauen. Insgesamt sind zehn Nennungen eingegangen, allesamt Suzuki Swift.

Division V

„Waldbaron“ Gerwald Grössing kommt als Führender in die Südoststeiermark. Kommt er ins Ziel, ist an seinem vierten Divisionssieg in Serie in dieser Saison nicht zu zweifeln. Für die Seele hinter der vergangenen Schneebergland-Rallye geht es auch mehr um einen Spitzenplatz im Gesamtklassement. Von einem Platz in den Top-6 kann man jedenfalls ausgehen. Im Kampf um Platz 2 werden sich wohl der 2. der Austrian Rallye Challenge 2011, der Mühlviertler Reinhold Neulinger (Mitsubishi Evo VI) und der Austrian Rallye Trophy-Gewinner 2011, Martin Kalteis (Mitsubishi Evo VII) aus Gloggnitz, ein spannendes Duell liefern. Großer Favorit in der 2WD-Klasse ist der Wachauer Willi Rabl jun. in einem VW Golf Kit Car. Da der zweitplazierte Fritz Poiss keine Nennung abgegeben hat, können sowohl er als auch der 76jährige Vorarlberger Kurt Adam (Seat Ibiza GTI 16V) dessen Position in der ÖM übernehmen.

Historische Meisterschaft

Sechs Teams mit fünf verschiedenen Fahrzeugtypen kämpfen um Punkte beim 5. von sieben Läufen zur Meisterschaft für historische Automobile (bis Homologationsjahr 1981). Da der zweitplazierte Ex-Staatsmeister Christian Rosner keine Nennung abgegeben hat, kann der Wiener Karl Wagner (Porsche 911 Carrera RS) bereits in Weiz zum erfolgreichen Titelverteidiger werden. Favorit auf Platz zwei ist der Niederösterreicher Ossi Posch (Ford Escort RS 2000 MkI). Das spektakulärste und seltenste Auto fährt zweifellos Lokalmatador Stefan Fritz, der es ebenso spektakulär pilotiert: Einen Porsche 914/6, der bei seinen bisherigen zwei Einsätzen in dieser Saison allerdings leider nicht durch Zuverlässigkeit glänzen konnte.

Historischer Pokal

Titelverteidiger Kurt Göttlicher aus Wien, Rallye-Staatsmeister 1994, kann seine Titelverteidigung bei den Fahrzeugen mit Homologationsdatum 1982-90 in Weiz nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch klar machen. Kommt der zweitplazierte Stockerauer Peter Matasovic nicht ins Ziel, ist die Entscheidung gefallen, ansonsten wird vertagt. Insgesamt haben fünf Teams mit Fahrzeugen fünf verschiedener Marken genannt. Neben dem Ford Sierra von Göttlicher werden ein VW Golf, ein Opel Manta, ein Mercedes 190 und ein Porsche 944 zu sehen sein.

Suzuki Motorsport Cup

Sehr abwechslungsreich und turbulent verliefen die bisherigen drei von fünf Läufen von Österreichs langlebigstem Markenpokal. Entsprechend unerwartet ist der Zwischenstand mit der Führung des erst Mitte 2011 in den Rallyesport eingestiegenen Niederösterreichers Mario Skarek vor dem deutlich routinierteren Vorchdorfer Gerhard Aigner, der aber auch erst mit dieser Saison in den Suzuki-Cup eingestiegen ist. Erst dahinter finden sich die Favoriten René Rieder und Klemens Haingartner – bedingt durch ihre spektakulären Ausfälle zuletzt bei der Bosch Super plus Rallye. Da jedoch nur die besten vier Ergebnisse gewertet werden, ist der Titelkampf trotzdem noch völlig offen. Der Suzuki-Cup war übrigens bereits 2008 und 2009 zu Gast in Weiz, wobei Haingartner der einzige der heutigen Piloten ist, der schon damals bei beiden Gelegenheiten am Start war. Unter allen Suzuki Swift am Start belegte er 2008 Platz 8 und 2009 Platz 4. Sieger wurde im ersten Jahr der jetzige Subaru-Pilot Hermann Neubauer, 2009 dann kurioserweise der jetzige Organisationschef der Weiz-Rallye, Mario Klammer.

Opel Corsa OPC Rallye Cup

Der neu geschaffene Opel Corsa OPC Rallye Cup erlebt eine tolle erste Saison. Die von Willi Stengg aufgebauten Opel Corsa OPC Rallye erweisen sich einerseits als extrem standfest – kein einziger technischer Defekt in den bisherigen zwei Rallyes stellt das eindrücklich unter Beweis – andererseits werden die Piloten damit immer schneller. Schon beim dritten Cup-Lauf in Weiz wird erwartet, dass der eine oder andere in der 2WD-Wertung sehr weit vorne mit dabei sein kann. Das Cup-Geschehen wurde bislang vom Steirer Daniel Wollinger dominiert. Der ehemalige Junioren-Staatsmeister kann die Maximalausbeute – zwei Siege in zwei Rennen – vorweisen und gilt auch in Weiz als der ganz große Favorit. Der ebenso hoch eingeschätzte Kärntner Christoph Leitgeb (ebenfalls ein ehemaliger Junioren-Staatsmeister) war hingegen bisher nicht gerade vom Glück verfolgt und liegt in der Gesamtwertung „nur“ auf Rang drei, ex-aequo mit Koni Friesenegger, der von Rallye zu Rallye schneller wird. Beide könnten Wollinger in Weiz gefährlich werden, wobei Leitgeb sicher noch etwas stärker einzuschätzen ist. Doch auch Wolfram Doberer, Gerhard Dworak und Daniel Zieser sind nicht zu unterschätzen, vor allem der letztgenannte Zieser hat einen großen Vorteil: Er wohnt in Weiz, genießt somit absoluten Heimvorteil und wird wohl von den Fans am kräftigsten unterstützt werden.

Alpe-Adria-Rallye-Cup

In seiner dritten Saison ist der von Kärnten aus organisierte Alpe-Adria-Rallye-Cup erstmals in der Steiermark zu Gast. Die bisherigen Läufe fanden im italienischen Bezirk Belluno sowie in St. Veit an der Glan in Kärnten statt. Da die beiden Führenden Marco Zannier und Alfred Kramer auf eine Teilnahme an der Weiz-Rallye verzichten, kann der an 3. Stelle liegende Davide Giordano die Gesamtführung übernehmen. Ein Top-10-Platz im Gesamtklassement der Rallye ist ihm allerdings eher nicht zuzutrauen. Die drei verbleibenden Läufe nach der Weiz-Rallye werden einmal in Italien und zweimal in Slowenien ausgetragen. Informationen findet man unter www.kaernten-rallye.at.

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