Manfred Stohl startet bei den World RX
In den Jahren 1974, 1976 und 1982 gelang es Franz Wurz (NÖ) dreimal den Titel eines Rallycross-Europameisters für Österreich einzufahren. Dieses Kunststück wiederholte Herbert Grünsteidl im Jahre 1977 und Andreas Bentza im Jahre 1978. Vor 19 Jahren, also 1996 gab es durch Manfred Beck den letzten österreichischen Erfolg als Europameister.
Das World RX Team Austria von MJP Racing,will diese Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Aus der seinerzeitigen Europameisterschaft ist nun seit dem letzten Jahr eine FIA RX-Weltmeisterschaft geworden. Erster Weltmeister wurde mit Petter Solberg ein Weltklassepilot der aus dem Rallyelager übergewechselt hat. Der bei den Fans äußerst beliebte norwegische Rallye-Weltmeister des Jahres 2003 schaffte den Übertritt perfekt und konnte sich gleich den ersten WM-Titel auch im Rallycross sichern.
Eine ähnliche Karriere hat nun Manfred Stohl eingeschlagen. Er holte sich im Jahre 2000 den Titel eines Rallyeweltmeisters der Gruppe N. Danach bestritt er mehr als 100 WM-Läufe und wurde im Jahre 2006 als bester Privatfahrer Vierter in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft.
Im letzten Jahr war es Max J. Pucher, der Stohl auf den Geschmack brachte, sich für Rallycross zu interessieren. Nach einem Einsatz beim letzten RX WM-Lauf in Argentinien im Team von Weltmeister Petter Solberg entschied man, sich mit einem rein österreichischen Team an der RX-Weltmeisterschaft 2015 zu beteiligen. Als zweiter Pilot und Teamchef fungiert Max J. Pucher, der im vergangenen Jahr als Dritter in der heimischen Staatsmeisterschaft sein bestes Resultat einfahren konnte.
Was ist Rallycross?
Rallycross ist ein Autorennen für geschlossene Fahrzeuge auf einer permanenten Rennstrecke mit wechselndem Streckenbelag, der fast immer aus Asphalt und Schotter besteht. Als Abkürzung hat sich das englische RX (X = cross) etabliert.
Im Gegensatz zur klassischen Rallye fahren beim Rallycross kleine Gruppen von Rennwagen Sprintrennen im direkten Vergleich gegeneinander. Die relativ kurzen Rundkurse (sie müssen laut Reglement zwischen 950 und 1400 Meter lang sein und dabei über einen Asphalt- und/oder Beton-Anteil von 35 bis 60 Prozent verfügen), zumeist mit Stadion-Charakter, sind gut überschaubar und damit überaus zuschauer- und fernsehfreundlich.
Wie funktioniert ein Rallycross-WM-Lauf?
Rallycross-Rennen sind mit einer Gesamtdistanz zwischen 3000 und 8000 Metern relativ kurz. Da die meisten Strecken etwa 1000 m lang sind, gehen die Sprints über drei bis acht Runden. Die schnellste Rallycross Klasse - die RX-Supercars - gleichen optisch denen der WRC und haben ebenfalls Allradantrieb, verfügen jedoch mit bis zu 600 PS über die fast doppelte Motorleistung.
Nach der technischen Abnahme der Fahrzeuge gibt es zwei Trainingsläufe.
Im Wettkampf stehen vier Vorläufe mit je fünf Autos auf dem Programm. Wer in welcher Gruppe fährt, wird vor dem ersten Lauf ausgelost. Je nach ihrer Platzierung erhalten die Piloten Punkte. Am Ende werden die erreichten Zeiten aller Läufe zusammengezählt und es ergeben sich . . .
. . . die schnellsten 12 Fahrer, welche sich für das RX-Semifinale qualifizieren. Dieses wird in je einem Lauf mit je sechs Autos bestritten. Hier gilt es, unter die ersten drei zu kommen, denn nur . . .
. . . die jeweils drei Besten jedes einzelnen Semifinal-Rennens kämpfen dann in einem Finallauf um den Sieg. In diesem Finallauf erhält der Gewinner 8, der Zweitplatzierte 5, der Dritte 4 und die restlichen Piloten je 3, 2 oder 1 Zusatzpunkt(e) für die Gesamtwertung.
Wie bei vielen Sprint-Wettbewerben ist ein guter Start eminent wichtig, da der Starter, der als Erster die erste Kurve erreicht, sich die bestmögliche Ausgangsposition für den Gesamtsieg sichert. Die allrad-getriebenen Rennwagen erreichen dank sehr kurzen Getriebeübersetzungen und extrem weichen Reifenmischungen, die hohe Traktionswerte garantieren, die 100-km/h-Marke im Bereich von 2 Sekunden und schlagen damit die F1.
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Martin Anayi, Direktor der IMG Motorsport Division
“Wir freuen uns das erste österreichische Team in der RX-Weltmeisterschaft begrüssen zu dürfen und sind begeistert, dass wir gleich zu Beginn der Saison 2015 ein neues Team ankündigen können. Manfred ist nicht nur eine Persönlichkeit die zu uns stösst sondern hat in Argentinien schon ein eindrucksvolles Debut geliefert. Wir sehen eine wachsende Zahl von Rallye Fahrern die World RX probieren und der Zweikampf mit seinem WRC Kollegen Petter Solberg wird sehr interessant. Wir sind jedenfalls von der Professionalität und dem Kommittment des World RX Team Austria beeindruckt. Im Namen von IMG freuen wir uns darauf Max Pucher und Manfred Stohl bei World RX 2015 begrüssen zu dürfen. Wir wünschen beiden viel Glück und Erfolg in der Fahrer und Team Weltmeisterschaft.“
Einige wichtige Rallycross-Piloten
Erster Rallycross-Europameister (1973) wurde der Schotte John Taylor (Ford Escort RS 1600), die erste Europameisterschaft mit dem Segen der FIA gewann wie schon in der Einleitung der Pressemappe erwähnt 1976 der Österreicher Franz Wurz (Lancia Stratos HF 2.4 24V). Wurz holte auch die Titel 1974 (noch ohne FIA-Status) und 1982. Herbert Grünsteidl (1977), Andreas Bentza (1978) und Manfred Beck (1996) verdeutlichten mit ihren EM-Titeln Österreichs hohen Stellenwert in dieser action-geladenen Sportart.
Während in den Anfangsjahren der Rennserie also die Österreicher, die Briten und auch die Niederländer dominierten, waren ab Ende der 1970er-Jahre die Skandinavier sehr erfolgreich im Rallycross. Der erfolgreichste Fahrer in der Geschichte der Rallycross-Europameisterschaft ist (mit bisher 14 EM-Titeln) der Schwede Kenneth Hansen. Der in Österreich sehr bekannte Norweger Martin Schanche konnte sich diesen Titel sechsmal sichern.
2014 wurde erstmals eine FIA RX-Weltmeisterschaft mit zwölf Läufen durchgeführt. Bei dieser entschied der ehemalige Rallye-Weltmeister Petter Solberg die Supercar-Gesamtwertung für sich.
Neben dem Norweger, der bereits angekündigt hat, seinen Titel heuer verteidigen zu wollen, waren letztes Jahr dessen Bruder Henning Solberg, der kanadische Formel-1-Pilot Jacques Villeneuve, der belgische Rallye-Star Francois Duval, der schwedische DTM-Pilot Mattias Ekström oder auch (beim Saisonfinallauf in Argentinien) Manfred Stohl bekannte Gaststarter in der RX-Weltmeisterschaft.
Max J. Pucher: „Sicherheit geht mir über alles“
Max J. Pucher ist der Mann, der hinter dem WM-Projekt World RX Team Austria steckt. Hier die Erklärung, warum der Teamchef und Fahrer des MJP Racing Teams in einer Person dem Motor- und letztendlich dem Rallycross-Sport so verfallen ist.
Pucher: „Ich komme aus einer Motorsport-begeisterten Familie und bin früher mit meinen beiden Brüdern Motocross und Motorrad-Bergrennen gefahren. Mein Bruder Albert fährt zum Beispiel immer noch beim Erzbergrennen mit. Mein Bruder Michael hat eine Tuning-Firma. Danach folgten Enduro-Rennen und, nachdem ich längere Zeit im Mittleren Osten gelebt habe, auch einige Wüstenrallyes. Familie und Geschäft haben dann den aktiven Motorsport verdrängt, aber nicht die Begeisterung dafür.
Fahrerporträt Manfred Stohl
Geburtsdatum: 7. Juli 1972
Geburtsort: Wien
Wohnort: Wien
Familienstand: ledig, 1 Tochter
Karriere-Highlights:
2012: 10. Platz bei der WRC Rallye Neuseeland mit Ford Fiesta WRC, 3. Platz in der Gesamtwertung der Österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft mit einem Alternative Kraftstofffahrzeug CNG
2010: 2. Platz in der Gesamtwertung der Österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft mit einem Alternative Kraftstofffahrzeug CNG (Compressed Natural Gas)
2009: Nationscup Sieger in Mexico
2007: 9. Rang in der Gesamtwertung der FIA Rallye-WM mit 22 Punkten (Bester Privatfahrer)
2006: 4. Rang in der Gesamtwertung der FIA Rallye-WM mit 54 Punkten
2006: 2. Platz bei der Rallye Wales
2006: 3. Platz bei der Rallye Neuseeland
2006: 3. Platz bei der Rallye Australien
2006: 4. Platz bei der Rallye Argentinien (zugleich Stohls 100. WM-Lauf)
2006: 3. Platz bei der Rallye Mexiko
2006: 4. Platz bei der Rallye Monte Carlo, mit Bestzeiten in der 17. und 18. SP
2005: 9. Rang in der der FIA Rallye-WM mit 22 Punkten, somit bester Privatfahrer
2005: 3. Platz bei der Rallye Australien
2005: 2. Platz bei der Rallye Zypern
2000: Rallye-Weltmeister der Gruppe N
1998: jeweils 1. Platz der Gruppe N in Monte Carlo, Korsika und Großbritannien
Lieblingsessen: Sushi
Lieblingsgetränk: Kombucha
Hobbies: Mountainbike Downhill, Motocross, Skifahren
Stärken: nie aufgeben
Schwächen: Schokobananen
Vorbild(er): mein Großvater
Ziel(e): Immer meine gesetzten Ziele zu erreichen!
Fahrerporträt Max J. Pucher
Geburtsdatum: 31. März. 1954
Geburtsort: Wien
Wohnort: Hinterbrühl
Familienstand: verheiratet
Karriere-Highlights:
Privat: 30 Jahre erfolgreicher Software-Unternehmer
Motorsport: 3. Platz der in Rallycross ÖM 2014
Lieblingsessen: alles Selbstgekochte aus Spanien und Asien
Lieblingsgetränk: Spanischer Rioja Tinto
Hobbies: Heliskiing, Tauchen, Musik
Stärken: menschliche Beziehungen
Schwächen: Perfektionist
Vorbild(er): jeder großartige Mensch mit Demut
Ziel(e): das zu tun, was mir Spaß macht
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Das Fahrzeug von Manfred Stohl und Max J. Pucher
im technischen Überblick
FORD FIESTA RXS-01
Karosserie: Ford Fiesta MK7 ST 3dr,
Original Ford Karosse mit FIA homologierter Sicherheitszelle,
Kohlefaser Aerokit
Länge: 3959mm. Breite: 1836mm. Achsstand: 2489mm.
Gewicht: 1300 kg minimum mit dem Fahrer
Motor: Ford Duratec 2030 ccm,
4 Zylinder, 16 Ventile, Fresh-Air Antilag System,
Racing Turbolader mit Ladeluftkühler
Racing ECU mit Launch Control
Leistung: 590 PS / 6500 U/min
Drehmoment: 910 Nm bei 4000 U/min
Getriebe: 6-Gang-Sequential-Getriebe,
3-Platten-Karbon-Kupplung
Dämpfer & Bremsen:
McPherson Aufhängung mit Stabilistoren,
17” Cooper Reifen auf ALU Rennfelgen,
Racing Bremssystem
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