BP Nr2
13. August 2007
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Rallye Deutschland 2007

Verwinkelte Weinberg-Wirtschaftswege, raue Militärpisten, schnelle Landstraßen: Die Rallye Deutschland mit ihren ständig wechselnden Streckencharakteristiken stellt nicht nur die weltbesten Drifter, sondern auch die BFGoodrich Rennpneus ihrer Turbo-Allradler vor enorme Herausforderungen. Der WM-Lauf rund um die Porta-Nigra-Stadt Trier ist die erst zweite Asphaltveranstaltung der laufenden Saison und steht ganz im Zeichen eines faszinierenden Duells zweier Heroen dieses Sports: Titelverteidiger Sébastien Loeb contra Tabellenführer Marcus Grönholm.
In Finnland beim Debüt des Ford Focus RS WRC 07 nicht zu bremsen: BFGoodrich Partner Marcus Grönholm, der Tabellenführer.Der „König von Deutschland“ kommt, solange es um den Rallye-Sport geht, aus dem Elsaß. Seit 2002 genießt die Rallye Deutschland WM-Status, doch die Liste der bisherigen Sieger fällt überraschend kurz aus - dafür tauchen hinter den Namen „Sébastien Loeb / Daniel Elena“ gleich fünf Jahreszahlen auf: 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006.
Geht es nach dem Willen des sympathischen Citroën-Werksfahrers aus Hagenau in Frankreich, dann kommt in gut einer Woche der Eintrag „2007“ noch hinzu. In der Vergangenheit konnte der dreifache Weltmeister seine Gegner auf den eigenwilligen Wertungsprüfungen entlang der Mosel, im Nordsaarland und des legendären Truppenübungsgeländes Baumholder nahezu nach Belieben beherrschen. Auch in diesem Jahr gilt der 33-Jährige - dem lange Zeit zu Unrecht der Ruf als reiner Asphalt-Spezialist anhing - wieder als Topfavorit: Sein enorm sauberer und präziser Fahrstil sowie Loebs cleverer Umgang mit den Rallye-Rennreifen sicherten ihm auf den tückischen Pisten rund um das Rallye-Zentrum Trier stets den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Und auch sein Citroën C4 World Rally Car, das zu Saisonbeginn erstmals eingesetzt wurde, konnte seine Asphalttauglichkeit mit dem Sieg bei der Rallye Monte Carlo bereits unter Beweis stellen.

Und doch könnte in diesem Jahr vieles anders laufen. Anlass zur Besorgnis aus Sicht von Sébastien Loeb bietet die souveräne Vorstellung, mit der seine Kontrahenten Marcus Grönholm und Mikko Hirvonen das Debüt des neuen, ebenfalls von BFGoodrich mit Rennreifen ausgerüsteten Ford Focus RS WRC 07 zu einem überlegenen Doppelsieg in Finnland nutzten. „Das neue Auto bietet auf Schotter klare Vorteile“, heizt Hirvonen die Spannung zusätzlich an: „Ein noch größerer Fortschritt ist uns jedoch auf Asphalt gelungen. Der RS WRC 07 bietet mehr Grip und lässt sich noch exakter fahren.“

Doch sobald drei sich jagen, könnte speziell in Deutschland auch ein vermeintlicher Außenseiter die Lorbeeren für sich einheimsen - und Kandidaten für solch einen Überraschungserfolg stehen gleich im Dutzend Gewehr bei Fuß. Zum Beispiel der junge Spanier Dani Sordo im zweiten Werks-Citroën. Oder die Subaru-Profis Petter Solberg und Chris Atkinson, denen ein Sieg den erhofften Rückenwind für die zweite Saisonhälfte bescheren würde. Oder die an gnadenlosen Angasern nicht arme Fraktion der Kunden-Ford Focus-Piloten, bei denen speziell Henning Solberg sowie das neue finnische Supertalent Jari-Matti Latvala hervorstechen. Nicht zu vergessen der Österreicher Manfred Stohl, François Duval aus Belgien und Toni Gardemeister aus Finnland, die mit dem Citroën Xsara WRC jenes Auto an den Start bringen, mit dem Sébastien Loeb bislang jeden einzelnen WM-Lauf auf deutschem Boden für sich entschieden hat.

Die Rallye Deutschland aus Sicht von BFGoodrich

Ein Parameter hat bei bisher allen WM-Läufen in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt: das regnerische Wetter. „Diese Veranstaltung ist wirklich anspruchsvoll“, weiß auch Christan Letort, der Cheftechniker des BFGoodrich Rallye-WM-Teams. „Die Witterung kann sich in jedem einzelnen der zahlreichen für diese Region so typischen Täler anders auswirken. Dabei müssen sich die Fahrer im Service-Park in Trier festlegen, welche Pneus sie für die bevorstehenden drei oder vier Wertungsprüfungen aufziehen lassen - die aber noch Stunden und teilweise mehr als 100 Kilometer weit entfernt sind. Dabei kann es auf der einen knastertrocken sein, während es auf der nächsten wie aus Eimern gießt. Die Reifenwahl während der Rallye Deutschland ist stets ein heißes Eisen und nicht minder schwierig als bei der ,Monte'.“
Erschwerend hinzu kommen die sehr unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Prüfungen. BFGoodrich reagiert auf diese Problematik mit einem besonders komplexen Angebot unterschiedlicher Rallye-Spezialisten, das zum Beispiel nicht weniger als vier individuelle Laufflächenmischungen für trockene Verhältnisse umfasst. So eignet sich der weiche g-Force Profiler „0+“ für kühle Temperaturen und feuchte Bedingungen, der „2-“ deckt Temperaturen von 10 bis 15 Grad Celsius ab, während der g-Force Profiler „2“ bis 25 Grad die richtige Wahl ist. Mittelhart präsentiert sich der „2+“ für die besonders rauen und Verschleiß intensiven Betonwege im Militärgebiet von Baumholder. Hinzu kommt als „Intermediate“ noch der g-Force profiler „H“, ein mittel-weicher Regenspezialist. Dessen Profil kann per Hand weiter aufgeschnitten werden, um auf besonders heftigen Niederschlag zu reagieren.
Dabei müssen Teams und Fahrer auch noch prophetische Vorhersagen treffen und eine Woche vor dem Start ihr 60 Pneus umfassendes Reifenkontingent aus diesem Angebot heraus auswählen und bei der Sporthoheit FIA anmelden. Von diesen 60 Stück dürfen während der gesamten Veranstaltung inklusive des Shakedown am Donnerstag nur 43 zum Einsatz.

Das erwarten die Partnerteams von BFGoodrich

Ford Das Schotterdebüt hat der neue Ford Focus RS WRC 07 mit einem Doppelsieg bei der Rallye Finnland erfolgreich hinter sich gebracht, jetzt will sich das Werksteam BP Ford endlich auch in Deutschland in die Siegerliste eintragen. Tabellenführer Marcus Grönholm jedoch dämpft die Erwartungen: „Uns steht die wohl schwierigste Rallye des ganzen Jahres bevor“, so der 39-jährige Finne. „Die Prüfungen sind alles andere als einfach, und auch das kaum vorhersagbare Wetter spielt eine besondere Rolle. Wer auf den falschen Reifen von Regen überrascht wird, hat komplett verloren. Während unserer Testfahrten am Donnerstag vergangener Woche jedenfalls schüttete es unaufhörlich. Dadurch konnten wir einige neue Entwicklungen ausprobieren.“ Ob er seinen großen Rivalen Sébastien Loeb bei dessen Heimspiel bezwingen kann? „Ihn auf Asphalt zu schlagen, ist eine schwere Aufgabe“, so der zweifache Weltmeister. „Wir werden versuchen, so nah wie möglich an ihm dranzubleiben. Gelingt uns dies, ist alles möglich.“

Mit welchem Ziel Sébastien Loeb in Trier über die Startrampe rollt, ist unschwer zu erraten: Der amtierende Champion in Citroën-Diensten will die Rallye Deutschland zum sechsten Mal gewinnen und so seinen 13-Punkte-Rückstand auf Marcus Grönholm reduzieren. „Bei keiner anderen Rallye konnte ich so viele Erfolge feiern wie hier“, so der Wahlschweizer, der dort in unmittelbarer Nachbarschaft zu Michael Schumacher lebt. „Die Bedingungen erinnern mich sehr an die ,Monte'. Das schönste aber ist: Fast jede einzelne Wertungsprüfung besitzt ihren ganz eigenen Charakter. Als gebürtiger Elsäßer ist dies eine Art Heimspiel für mich, entsprechend viele Fans reisen jedes Jahr an, um mich zu unterstützen.“

Optimistisch blickt Subaru-Speerspitze Petter Solberg der erst zweiten Asphalt-Rallye der Saison entgegen. „Mir gefällt die ,Deutschland'“, gesteht der Norweger. „Trotz meines gewaltigen Abflugs von 2004. Die ,Hinkelsteine' in Baumholder verlangen höchsten Respekt. Unser neuer Impreza WRC scheint auf festem Untergrund gut zu funktionieren, unsere Testfahrten verliefen sehr vielversprechend - ich glaube sogar, dass wir auf Asphalt noch nie schneller waren. Ich habe mich daheim in Norwegen im Rennkart auf diesen WM-Lauf vorbereitet, von mir aus kann's losgehen.“ Sein Teamkollege Chris Atkinson ergänzt: „Die Reifenwahl ist in Deutschland stets ein schwieriges Unterfangen und kann über Sieg oder Niederlage entscheiden - es gehört einfach zur Natur dieser Rallye, dass plötzlich Regen einsetzt. Je früher du auf der Strecke bist, desto besser - speziell in den Weinbergen schaufeln die Autos viel Dreck auf die Piste.“

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