BP Nr2
27. April 2015

Volkswagen in Argentinien ohne Glück

Acht von zwölf Bestzeiten – Polo R WRC bestimmt Tempo bei Rallye Argentinien
Volkswagen Motorsport hat bei vierten Saisonlauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ein enttäuschendes Ergebnis hinnehmen müssen, geht jedoch mit der WM-Führung in Hersteller-, Fahrer- und Beifahrer-Wertung in die kommende Rallye in Portugal. Bei der härtesten Rallye des Jahres stand Volkswagen zum ersten Mal seit der Rallye Australien 2013 nicht auf das Podium, blickt jedoch auf eine Erfolgsserie von 20 Podestplätzen und sieben Siegen in Folge zurück. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) eroberten am Abschlusstag in Argentinien den Sieg in der sogenannten Powerstage und sammelten damit drei Punkte.

Die Volkswagen Duos holten mit dem Polo R WRC zudem acht der zwölf möglichen Bestzeiten. Andreas Mikkelsen/Ola Fløene (N/N) trugen dazu vier bei, Ogier/Ingrassia drei. Eine weitere ging an Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), die auf Rang drei liegend auf der vorletzten Wertungsprüfung mit einem Problem an der Kraftstoffzufuhr aufgeben mussten. Den Sieg feierten Kris Meeke/Paul Nagle (GB/IRL) vor ihren Citroën-Teamkollegen Mads Østberg/Jonas Andersson (N/S). Den dritten Podestplatz eroberten Elfyn Evans/Daniel Barritt (GB/GB, M-Sport-Ford).

Erst Enttäuschung, dann Happy-end: Powerstage-Punkte für Ogier

Ein Problem mit der Kraftstoffversorgung hatte bei Ogier/Ingrassia schon auf der zweiten Wertungsprüfung zu einem Leistungsverlust und zum vorzeitigen Stopp geführt – die WM-Führenden mussten bereits am ersten Tag ihre Hoffnungen auf den Sieg aufgeben. Sie setzten auf der Powerstage deshalb alles auf eine Karte und gewannen die abschließende Prüfung bereits zum dritten Mal in dieser Saison. Für Volkswagen war es der 22. Sieg in der Powerstage, in der stets Zusatzpunkte für die drei Zeitschnellsten vergeben werden.

Ebenfalls auf der zweiten Wertungsprüfung sorgte ein Reifenschaden, der sich zum größtmöglichen Rückschlag für Andreas Mikkelsen/Ola Fløene entwickelte, für das Ende ihrer Sieg-Ambitionen. Auch sie gingen auf der Powerstage volles Risiko, um Punkte zu sammeln, schieden aber aus, nachdem sie auf der technisch anspruchsvollen und schmalen Piste von „El Cóndor“ einen Felsen trafen und mit einem Aufhängungsschaden ausschieden.

Drama am Abschluss-Tag: Latvala/Anttila scheiden auf Platz drei liegend aus

Bis zum Finale am Sonntag hielten Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila die Volkswagen Fahnen am höchsten und lagen auf Rang drei. In der vorletzten Prüfung der Rallye musste das finnische Duo jedoch frühzeitig aufgeben. Ein Problem mit der Kraftstoffzufuhr sorgte auch bei Latvala/Anttila für das Aus.

Ende einer beeindruckenden Serie – 20 Podiumsplätze in Folge, davon 19 Mal ein Sieg

Seit der Rallye Australien 2013 knallten bei Volkswagen stets die Champagner-Korken. Denn seit einem Jahr und sieben Monaten stand stets wenigstens ein Fahrer eines Polo R WRC auf dem Podium. Unter den 20 Podestplätzen in Folge war dabei 19 Mal ein Sieg. Bis zur Rallye Argentinien blieb Volkswagen zudem sieben Mal in Folge ungeschlagen.

Volkswagen verteidigt Führung in der Hersteller-, Fahrer- und Beifahrer-Wertung

Trotz der Rückschläge verteidigte Volkswagen die Führungen in der Hersteller-, Fahrer- und Beifahrer-Wertung. Vor dem kommenden WM-Lauf in Portugal liegt Volkswagen 18 Zähler vor den punktgleichen Mannschaften von Citroën und Hyundai. Dank ihrer drei Zusatzpunkte in der Powerstage rangieren Sébastien Ogier und Julien Ingrassia 33 Punkte vor Mads Østberg/Jonas Andersson und weitere vier vor ihren Teamkollegen Andreas Mikkelsen/Ola Fløene.



Stimmen, 04. Tag Rallye Argentinien

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
„Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass es auch beim dritten Anlauf mit einem Sieg hier in Argentinien nicht geklappt hat. An den anspruchsvollen und rauen Streckenbedingungen hat es aber genauso wenig gelegen wie an den tollen Fans, die uns Fahrer so begeistert anfeuern und unterstützen. Julien und ich hatten bis hierhin einen perfekten Start in die Saison – und diesmal hatten wir eben Pech. Das gehört im Motorsport dazu und zeigt, dass Siege nicht selbstverständlich sind. Dem Team mache ich absolut keinen Vorwurf, denn alle haben wie immer ihr Bestes gegeben. Nächstes Jahr kommen wir zurück und hoffentlich kann ich mir dann den Traum vom ersten Sieg hier erfüllen.“

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
„Das war definitiv nicht unser Wochenende – dabei war ich bis kurz vor Schluss auf Podiumskurs. ‚El Cóndor‘ ist eine meiner Lieblings-Prüfungen und ich hatte mir für heute viel vorgenommen. Doch schon auf dem Weg zum Start haben wir Probleme mit der Kraftstoffzufuhr bekommen. Wir haben noch probiert es zu reparieren, mussten aber vier Kilometer vor Schluss der Prüfung aufgeben. Dies ist natürlich sehr bitter für uns alle, das Team und die Fans. Nach drei ‚Nullern‘ bei den letzten drei Rallyes muss ich unbedingt mal wieder punkten. Mein Fokus liegt jetzt ganz klar auf Portugal.“

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
„Das war absolut nicht unsere Rallye. Am Freitag hat sich ein Reifenschaden zu einem großen Problem entwickelt, ein Dämpfer ist dadurch gebrochen und später auch noch die Servopumpe. Im Nachhinein ist man immer klüger – wir hätten den Platten einfach direkt in der Stage wechseln müssen. So mussten wir voll auf die Powerstage setzen. Ich habe dort heute alles riskiert und hatte nach der Bestzeit vorher auf der gleichen Prüfung ein gutes Gefühl. Doch ich habe wohl zu viel gewollt, einen Felsen getroffen und dabei das rechte Hinterrad abgerissen. Ich bin natürlich enttäuscht, denn ich hatte mir viel vorgenommen und wollte hier mit um den Sieg kämpfen. Doch das werde ich schnell abhaken und mich voll auf die Rallye Portugal in vier Wochen konzentrieren.“

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
„Wir hatten für die Rallye Argentinien das Ziel, den Erfolg vom vergangenen Jahr zu wiederholen. Aber im Sport sind Erfolge nicht planbar und jeder einzelne will hart verdient sein. Diesmal mussten wir einige Rückschläge hinnehmen, aus denen wir ganz sicher lernen werden. Der späte Ausfall von Jari-Matti Latvala ist besonders bitter, denn er lag bis zuletzt auf Podiumskurs. Wir werden die Probleme sehr sorgfältig analysieren, um sie künftig auszuschließen. Unser Glückwunsch geht an Citroën, den Sieger Kris Meeke und den Zweitplatzierten Mads Østberg sowie den Drittplatzierten Elfyn Evans mit seinem M-Sport Ford. Sie haben verdient gewonnen.“



Und da war dann noch ...

... der „Nebenjob“ für Silke Hansen. Die Wetterdame beobachtet nicht nur das Wetter und macht vor Ort die Vorhersagen für das Volkswagen Rallye-WM-Team. Sie hat am Argentinien-Wochenende zusätzlich noch ein Auge auf zwei Aschewolken, die nach dem Ausbruch des Vulkans „Calbuco“ in Chile derzeit über Argentinien ziehen. Die bange Frage angesichts der damit verbundenen Einschränkungen im Luftverkehr: Wird die Werksmannschaft aus Wolfsburg am Montag plangemäß zurück nach Deutschland fliegen, oder nicht? Stand Sonntagmittag: grünes Licht für den knapp 30-stündigen Trip. 2010 hatte die Rallye-WM bereits mit der Asche-Wolke des „Eyjafjallajökull“ in Island zu kämpfen. Damals steckte der WM-Zirkus nach der Rallye Türkei fest.

Und da waren dann außerdem noch ...

... die heimlichen Helden der Rallye Argentinien: Julian Hübner, Dirk Heitmüller und Ewald Becker. Unmittelbar nach dem Ende der sogenannten „Recce“ am Mittwoch begannen die drei mit dem äußerst intensive Service an den drei Volkswagen Golf R für Ogier, Latvala und Mikkelsen, den zwei Ersatz-„Recce“-Autos und einem Servicemobils des Modells Crafter. Die Aufgabe: Die total eingestaubten Straßenfahrzeuge für die Verladung nach Australien staubfrei zu machen. Nach der Rallye Argentinien gehen die Container des Teams direkt auf den Seeweg zur dritten Übersee-Rallye des Jahres im September. Die Einfuhrvorschriften in Australien sind besonders streng, die Streckenbedingungen in Argentinien besonders staubig. Eine äußerst aufwändige Kombination für Hübner, Heitmüller und Becker. Sie zerlegten die insgesamt sechs Fahrzeuge bis ins kleinste Detail. Die Herkulesaufgabe ist nach vier Tagen des Power-Schraubens gleichzeitig mit dem Versenden dieser Zeilen abgeschlossen.

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