BP Nr2
07. November 2005
cb

Rallye Australien: Michelin möchte sich mit einem Sieg aus der Rallye-WM verabschieden.

Das Ende einer Ära steht bevor: Am kommenden Wochenende kommt es bei der Rallye Australien zum vorerst letzten Einsatz von Michelin in der Rallye-WM.




Der französische Reifenkonzern - seit dem Beginn der Weltmeisterschaft im Jahr 1973 dabei - überlässt ab der kommenden Saison seiner Tochtermarke BFGoodrich auf WM-Ebene den Vortritt. Beim Saisonfinale auf dem fünften Kontinent möchte Michelin sein 33-jähriges ununterbrochenes Engagement in dieser Kategorie mit dem insgesamt 224. Erfolg krönen. Die Chancen dafür stehen ausgesprochen gut: Ihren drei Partnerteams Citroën, Ford und Skoda stellen die französischen Reifenexperten am kommenden Wochenende erneut den Michelin Z BTO zur Verfügung, der in diesem Jahr bereits bei sechs Schotterveranstaltungen siegreich war.

Würdiger Abschluss eines denkwürdigen Jahres: Nachdem die Rallye Australien im vergangenen Jahr erstmals den Schlusspunkt der Rallye-Weltmeisterschaft markierte, treffen sich die weltbesten Rallye-Piloten am kommenden Wochenende erneut auf dem fünften Kontinent, um die Saison zu beschließen. Und obwohl die Entscheidungen in beiden WM-Wertungen bereits zugunsten der Michelin-Partner Sébastien Loeb und seines Arbeitgebers Citroën gefallen sind, dürfen die Fans bei der Veranstaltung in "Down Under" weit mehr als ein mäßig unterhaltsames Schaulaufen erwarten. "Unser Partner Ford zum Beispiel setzt erstmals den neuen Focus WRC06 ein und will dessen Konkurrenzfähigkeit ausloten", erklärt Aimé Chatard, bei Michelin verantwortlich für das Rallye-Programm. "Alle anderen Teams und Fahrer werden ebenfalls bis an die Grenzen gehen." Hintergrund: Die Rallye Australien wird im kommenden Jahr als drittletzte WM-Runde ausgetragen sollten zu diesem Zeitpunkt noch Entscheidungen in den Gesamtwertungen ausstehen, könnte jeder noch so kleine Erfahrungsvorsprung entscheidende Bedeutung gewinnen. Wobei allerdings noch nicht endgültig feststeht, ob die Veranstaltung auf dem fünften Kontinent im nächsten Jahr erneut in der Region rund um die Küstenstadt Perth stattfindet. "Auch für uns bei Michelin stellt das bevorstehende Wochenende einen wichtigen Schritt in der Vorbereitung für das Engagement von BFGoodrich in der Saison 2006 dar", so Chatard weiter.


Als markanteste Besonderheit des WM-Laufs rund um Perth, Hauptstadt des Bundesstaates Western Australia, gilt seit jeher der einzigartige Streckenbelag: Vor allem die Wertungsprüfungen des zweiten Tages sind mit einem Schotter überzogen, der aus kleinen, runden Steinen mit einem Durchmesser von circa zehn Millimetern besteht. Diese "Murmeln" fungieren quasi wie ein Kugellager, das Reibung - und damit Haftung - zwischen Reifen und Untergrund in weiten Teilen verhindert. Wie wirkungsvoll dies geschieht, erfahren nicht zuletzt jene Piloten besonders deutlich, die als Erste auf die Strecke müssen. Sie übernehmen mit ihren nominell 300 PS starken Turbo-Allradlern die Rolle von Besenwagen, die die lose oberste Kieselschicht von der Straße fegen. Die nachfolgenden Fahrer finden dadurch ein deutlich verbessertes Grip-Niveau vor - auf den verhältnismäßig schmalen und von zahllosen Eukalyptus-Bäumen gesäumten Pisten ein unschätzbarer Vorteil, um wirklich schnell unterwegs zu sein. "Die Startreihenfolge wirkt sich in Australien immer besonders deutlich aus", bestätigt Chatard.




Obwohl das Reglement den WRC-Piloten für die Rallye Australien zwei verschiedene Laufflächenmuster erlaubt, entschieden sich die Michelin-Partner geschlossen und ausschließlich für den Michelin Z BTO. Der Schotterspezialist macht dabei seinem Namen (Braking & Traktion Optimisation = optimale Brems- und Traktionseigenschaften) alle Ehre. "Der Z BTO stellt die ideale Kombination sämtlicher Stärken unserer Schotterreifen aus den vergangenen Jahren dar", beschreibt Aimé Chatard. "Vor allem in puncto Seitenführungskräfte und Verzögerungspotenzial markiert er einen großen Schritt nach vorne. Wir erwarten, dass dieser Pneu am kommenden Wochenende einmal mehr seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen wird." In diesem Jahr feierte Michelin mit dem Z BTO bereits sechs Siege bei Schotterveranstaltungen. Besonders gefragt sein dürften am kommenden Wochenende der Z BTO 9 mit seiner mittleren und der Z BTO 9+ mit seiner härteren Gummimischung.

Vor allem vor dem Hintergrund möglicher Regenfälle, die die Schotterpisten in extrem matschige Pfade verwandeln können, steht den Piloten jederzeit die Option des Nachschneidens zu Verfügung. Dabei versehen die Michelin-Techniker die Lauffläche des Reifens in mühevoller Handarbeit mit zusätzlichen Drainagerillen und Profilöffnungen, um die Verdrängungseigenschaften der Pneus zu optimieren. Zwischen den einzelnen Service-Aufenthalten liegen allerdings relativ viele WP-Kilometer - zwei Mal allein mehr als 70 Kilometer. Daher dürfen die Reifen-Spezialisten nicht zuviel Gummi aus den Profilblöcken herauszuschneiden, um keinerlei Kompromisse in Sachen Haltbarkeit einzugehen.

Ihre persönliche Reifenliste für die Rallye Australien mussten die WRC-Piloten bereits bis zum 23. September bei der obersten Motorsportbehörde FIA einreichen. Jeder Fahrer nominierte dabei 70 Pneus, von denen maximal 45 zum Einsatz kommen dürfen. Als Überseelauf zählt die Rallye Australien - neben Mexiko, Neuseeland, Argentinien und Japan - zu jenen fünf Veranstaltungen, bei denen die Piloten bis unmittelbar vor dem Start zwölf ihrer ursprünglich nominierten Reifen austauschen dürfen, wenn sie dies angesichts der Bedingungen für angebracht halten. Jeder Fahrer darf diese Sonderregelung drei Mal pro Saison in Anspruch nehmen.


Das erwarten die Partner-Teams von Michelin.

Citroën will die Saison als alter und neuer Konstrukteurs-Weltmeister gebührend beenden - auch wenn Vorjahressieger und Titelverteidiger Sébastien Loeb mit dem Handicap leben muss, auf der ersten Etappe am Freitag jeweils als Erster die Wertungsprüfungen unter die Räder nehmen zu dürfen. "Wir haben eine sehr gute Lösung gefunden, diesen Nachteil weitestgehend auszugleichen", äußert sich der Technische Direktor Xavier Mestelan-Pinon optimistisch. "Vor allem zählen wir dabei auf den Michelin Z BTO, der uns in dieser Saison auf den unterschiedlichsten Untergründen noch nie im Stich gelassen hat." Nachdem die Marke mit dem Doppelwinkel bereits beide WM-Titel sicher hat, dürfen Loeb und sein Teamkollege François Duval am kommenden Wochenende nach Herzenslust aufgeigen.

Fordfeiert in Australien das Debüt des brandneuen Focus WRC06. Sowohl Toni Gardemeister als auch Roman Kresta kommen dabei in den Genuss, die jüngste Version des erfolgreichen Rallye-Boliden erstmals unter Wettkampfbedingungen auszufahren. "Nach sehr viel versprechenden Tests zünden wir nun die nächste Stufe im Entwicklungsprogramm des neuen Autos", so Teamchef Malcolm Wilson. "Unter dem Druck des Einsatzes bei einer Rallye lernt man immer noch am meisten."

Für Skoda gehen in Australien Armin Schwarz und Colin McRae auf Punktejagd: Mit insgesamt 262 WM-Einsätzen stellen die beiden am kommenden Wochenende die erfahrenste Fahrerpaarung dar. Der Schotte McRae bestritt die Veranstaltung in "Down Under" bislang acht Mal. Dabei feierte er zwei Siege (1994, 1997) und beendete die Rallye niemals schlechter als auf Platz sechs. Armin Schwarz bestreitet in Australien seine 120. und letzte WM-Rallye. Nach 17 Jahren Rallyesport auf höchstem Niveau hängt der sympathische Franke am Ende der Saison seinen Helm an den Nagel.

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