Den 45. Titel im Visier
Hyundai ist neu in der Rallye Weltmeisterschaft- man wird sehen, wie sich der Newcomer schlägt. foto: hyundai
Erfolg macht hungrig: Michelin geht mit hohen Erwartungen in die neue Rallye-WM-Saison. Im Vorjahr konnte die französische Premium-Marke gemeinsam mit Neueinsteiger Volkswagen Motorsport und dem Polo R WRC-Piloten Sébastien Ogier die Königsklasse dieser Motorsport-Disziplin klar dominieren. Neun der 13 Saisonläufe wurden zur Beute dieses Erfolgstrios, auch bei den übrigen vier WM-Rallyes gewann ein Partner von Michelin. Damit ist der Reifenhersteller seit seinem Wiedereinstieg in die Topliga zu Beginn des Jahres 2011 ungeschlagen und darf heute auf nicht weniger als 21 Fahrer- und 23 Konstrukteurstitel zurückblicken. Dieser Pokalsammlung sollen 2014 zwei weitere Trophäen hinzugefügt werden – auch wenn sich die Rallye-Weltmeisterschaft, die Konkurrenz unter Reifenherstellern erlaubt, in vielerlei Hinsicht mit neuem Gesicht präsentiert.
Rein technisch unterscheiden sich die gut 300 PS starken Turbo-Allradler aus der „World Rally Car“-Kategorie (WRC) – von Detailmodifikationen abgesehen – kaum von den Vorjahresboliden. Dafür wird sich in den Teilnehmer- und Starterlisten einiges ändern: Mit Hyundai kehrt eine weitere Marke in die Rallye-WM zurück, und auch das Fahrerkarussell hat sich in der Winterpause heftig gedreht.
Wichtigste Neuerung: Der neunfache Champion Sébastien Loeb hat diese Motorsportbühne endgültig verlassen, der Elsässer sucht in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft die nächste Herausforderung. Sein Team nutzt diesen Verlust für einen kompletten Neustart in puncto Fahreraufgebot: Fortan greifen mit dem Norweger Mads Östberg und dem Briten Kris Meeke zwei hochgehandelte Talente ins Volant der Citroën DS3 WRC, die nach Einschätzung zahlreicher Experten kurz vor dem endgültigen Karrieredurchbruch stehen.
Grand Prix-Sieger Robert Kubica schafft Sprung in WRC-Topkategorie
Eine besonders spektakuläre Neuverpflichtung kann M-Sport vermelden: Die Mannschaft von Teamchef Malcolm Wilson vertraut mit Robert Kubica auf einen leibhaftigen Formel 1-Grand Prix-Gewinner. Der Pole, in dieser Motorsport-Kategorie noch immer vergleichsweise unerfahren, entschied im Vorjahr zur allgemeinen Überraschung die sogenannte WRC2-Weltmeisterschaft für sich und unterstrich sein enormes fahrerisches Talent Anfang Januar durch einen bemerkenswerten Sieg bei der österreichischen Jänner-Rallye – der Auftakt zur Rallye-Europameisterschaft fand bei gruselig durchwachsenen Witterungsbedingungen statt, wie sie auch bei der Rallye Monte Carlo kaum schlimmer sein können.
Den zweiten Fiesta RS WRC pilotiert 2014 wieder der Finne Mikko Hirvonen, der drei seiner vier Titel als Vizeweltmeister im Ford-Werksteam errungen hat. Als dritter Pilot neben Kubica und dem fünfzehnfachen WM-Laufsieger setzt M-Sport auf Elfyn Evans. Der 25-jährige Youngster aus Wales hatte 2012 die Junior-WM gewonnen und im Vorjahr bei seinem Debüt in einem WRC-Fahrzeug mit Platz sechs bei der Rallye Italien aufhorchen lassen.
Weltmeister Volkswagen setzt weiter auf bewährtes Fahrertrio und Michelin
Die größte Konstante auf dem Fahrermarkt bietet Volkswagen Motorsport: Die Titelverteidiger aus Hannover gehen auch 2014 mit dem Weltmeister-Duo Sébastien Ogier/Julien Ingrassia sowie dem ebenso routinierten wie schnellen Jari-Matti Latvala und Nachwuchsmann Andreas Mikkelsen ins Rennen. Auf ihren Lorbeeren werden sich die Polo R WRC-Fahrer kaum ausruhen und haben ihre Favoritenrolle vor dem Beginn ihres zweiten Rallye-WM-Jahres längst akzeptiert.
Hyundai startet top motiviert ins Abenteuer Rallye-WM
Dabei wächst ein weiterer ernstzunehmender Rivale bereits heran: Mit Hyundai Motorsport betritt ein neuer Akteur die Topliga des Motorsports, der ehrgeizige Ziele verfolgt – und dabei natürlich auf Reifentechnologie von Michelin setzt. Die in Alzenau bei Frankfurt beheimatete, erst Mitte 2013 gegründete Werks-Equipe ist gekommen, um zu bleiben. Dies unterstreicht bereits die wichtigste Fahrerpersonalie des Winters: Mit Thierry Neuville hat die koreanische Marke den wohl am heftigsten umworbenen Nachwuchs-Rallye-Fahrer der vergangenen zwölf Monate unter Vertrag genommen. Der 25-jährige, fließend deutsch sprechende Belgier und sein Copilot Nicolas Gilsoul haben sich langfristig an Hyundai gebunden. Ihrem ersten WM-Laufsieg blicken die amtierenden Vizeweltmeister mit der erforderlichen Geduld entgegen, denn 2014 wird für sie ein Lehrjahr mit dem von Grund auf neu entwickelten i20 WRC. Echte Chancen auf Podiumsplatzierungen und Wertungsprüfungsbestzeiten rechnet sich die Marke erst ab 2015 aus, wenn die gewonnenen Erfahrungen in das nächste World Rally Car auf Basis des dann ebenfalls neuen i20 einfließen. Neuville zur Seite steht übrigens neben dem Spanier Dani Sordo – letztjähriger Gewinner der Rallye Deutschland – und dem Finnen Juho Hänninen auch der Australier Chris Atkinson. Das Trio wechselt sich über die Saison am Steuer des zweiten Hyundai i20 WRC ab.
Neue Startreihenfolge für die Rallye-Weltmeisterschaft 2014
Wichtig für die Fans: Das Qualifying – 2013 neu im Rallye-Sport auf WM-Ebene eingeführt – hat zur Ermittlung der Startreihenfolge schon wieder ausgedient. Fortan gehen die Teilnehmer für die erste Etappe wieder in der Reihenfolge der WM-Tabelle auf die Strecke. An den darauffolgenden Rallye-Tagen gibt für die World Rally Cars jeweils das umgekehrte Zwischenergebnis den Ausschlag. Mit anderen Worten: Der aktuell Führende startet als letzter WRC-Teilnehmer und so weiter.
FIA beschließt neue Klasseneinteilung, Rallye Polen ersetzt die „Akropolis“
Zugleich führt der Automobilweltverband FIA eine neue Klasseneinteilung ein: Die höchste Kategorie heißt künftig RC1 und umfasst die World Rally Cars mit ihren 1,6-Liter-Turbomotoren. In der RC2 gehen die bisherige R5- und R4-Fahrzeuge inklusive der Gruppe N-Boliden mit Allradantrieb und 2,0-Liter-Turbomotoren auf. Analog hierzu wurde die R3 in die RC3, die R2-Fahrzeuge zu RC4 und die R1-Modelle zu RC5-Autos umgetauft.
Was die Rennkalender betrifft, besteht die Rallye-Weltmeisterschaft auch in diesem Jahr aus 13 Läufen. Einzige Änderung: Die Rallye Polen ersetzt Ende Juni die populäre „Akropolis“-Rallye in Griechenland. Und da der polnische Nationalheld Robert Kubica in diesem Jahr erstmalig als WRC-Pilot in unserem motorsportbegeisterten Nachbarland antritt, darf sich die Rallye-Weltmeisterschaft auf einen entsprechend euphorischen Empfang freuen.
Die Junior-WM fährt ab sofort mit Michelin und Citroën
Dem Nachwuchs eine Chance: 2014 löst der Citroën DS3 R3T den Ford Fiesta R2 als Basisgerät für die Junioren-Weltmeisterschaft (JWRC), Michelin rüstet die eiligen Fronttriebler mit entsprechendem Reifenmaterial aus. Die JWRC umfasst sechs europäische WM-Läufe.
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