Vive la France!
Die Weltmeister-Krönung beim Heimspiel, ein grandioser Rallye-Thriller und ein großer Schritt für Volkswagen: Die Rallye Frankreich geht als eine der größten in die Geschichte des Rallye-Sports ein. Die Chronologie der Ereignisse: Am Donnerstag feierte das Volkswagen Duo Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) im Polo R WRC den Gewinn des Fahrer- und Beifahrertitels* in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Bis zum Samstag spitzte sich das Rennen um den Sieg bei der Rallye-Frankreich auf den spannendsten Showdown in der Rallye-WM-Geschichte zu. Und am Sonntag vergrößerte Volkswagen mit dem siebten Laufsieg von Ogier/Ingrassia sowie Platz drei für Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) den Vorsprung in der Herstellerwertung auf 80 Zähler. Bei den beiden abschließenden Rallyes in Spanien und Großbritannien sind in dieser wichtigen WM-Wertung noch maximal 86 Punkte zu vergeben. Andreas Mikkelsen/Paul Nagle (N/IRL) beendeten im dritten Polo R WRC die Rallye Frankreich auf der siebten Position.
Bereits nach der ersten Wertungsprüfung der Rallye Frankreich standen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia als neue Weltmeister* in der Fahrer- und Beifahrerwertung fest. Nach dem Resultat der sogenannten Powerstage, in der Zusatzzähler für die ersten Drei vergeben werden, waren Ogier/Ingrassia von ihren letzten verbliebenen Meisterschaftsgegnern, Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Ford) nicht mehr von der Spitze des Gesamtklassements zu verdrängen. Ogier/Ingrassia lösten bei Ihrer Heimrallye damit die Rekordweltmeister Sébastien Loeb/Daniel Elena (Citroën) ab und feierten erstmals in ihrer Karriere den Titel. Ebenfalls eine Premiere: Noch nie in der Geschichte der Rallye-WM gelang es einem Fahrer/Fahrer-Duo beim Debüt eines Herstellers in der WRC, auf Anhieb die Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Der Volkswagen Vorstand für technische Entwicklung, Dr. Heinz-Jakob Neußer, sowie dessen Amtsvorgänger Dr. Ulrich Hackenberg, Vater das Rallye-WM-Projektes von Volkswagen und seit Juli Audi-Vorstand für technische Entwicklung, erlebten die Titelentscheidung in Straßburg mit. „Das ist für mich ein unglaublich emotionaler Moment“, so Dr. Neußer. „Ich freue mich, dass ich dabei war, als Sébastien Ogier für Volkswagen gleich im ersten Jahr in der Rallye-Weltmeisterschaft den ersten Titel gesichert hat. Mein Dank geht an das hervorragende Team, das über das gesamte Jahr eine perfekte Leistung gezeigt hat.“
„Ich bin stolz darauf, dass unser Projekt Rallye-WM, das wir vor mehr als zwei Jahren angeschoben haben, heute schon mit einem Titel gekrönt wurde“, so Dr. Ulrich Hackenberg. „Besonders freut mich, dass Volkswagen als erster Hersteller in der Geschichte der Rallye-WM gleich im Premierenjahr den ersten WM-Titel eingefahren hat. In meiner jetzigen Funktion als Audi-Vorstand möchte ich der gesamten Volkswagen Mannschaft auch im Namen von Audi gratulieren. Mit dem Gewinn des DTM-Titels durch Audi am vergangenen und dem WM-Titel an diesem Wochenende endet für mich persönlich die bisher erfolgreichste Motorsport-Woche. Mein großer Dank aus tiefstem Herzen gilt dem Team, das hinter diesem Erfolg steckt. Es hat einen herausragenden Job gemacht.“
Nach der Krönung der Freibrief zur Attacke: Sébastien Ogier bekam von Volkswagen nach dem Gewinn der Fahrer-WM die Freigabe, mit vollem Risiko den Sieg bei seiner Heimrallye angehen zu dürfen. Am Tag eins als Weltmeister* gingen Ogier/Ingrassia die Rallye Frankreich zunächst vorsichtig an und beendeten die ersten 120,63 Kilometer als Fünfte des Gesamtklassements. Der Rallye-Samstag stand dann allerdings im Zeichen der Weltmeister*: Fünf von sieben Wertungsprüfungen gingen am Samstag an Ogier/Ingrassia. Damit arbeiteten sich die Volkswagen Piloten auf 1,5 Sekunden an ihre in Führung liegenden Teamkollegen, Latvala/Anttila heran. Vor dem Finaltag rangierten vier Duos – je zwei von Volkswagen und Citroën – innerhalb von fünf Sekunden. Eine ideale Ausgangslage für die beiden Volkswagen Duos im Hinblick auf die Hersteller-WM.
Der Riesenschritt in Richtung Hersteller-Titel folgte am Sonntag: Rang eins und drei – Volkswagen sammelte in Frankreich 40 Zähler für die Marken-WM und hat nun schon beim kommenden Saisonlauf in Spanien die Chance, frühzeitig und aus eigener Kraft den Titel zu holen.
Mister Zuverlässig: Jari-Matti Latvala Garant für Hersteller-Punkte
Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila starteten mit der Aufgabe in die elfte WM-Rallye der Saison, möglichst sicher möglichst viele Punkte für die Hersteller-Wertung herauszufahren. Das finnische Duo erledigte diese Gradwanderung kalkulierten Risikos von Beginn an perfekt: Sie gingen als Führende in den letzten und angesichts starken Regens über Nacht besonders schwierigen Rallye-Tag am Sonntag. Ohne zu großes Risiko einzugehen, beendeten sie die Rallye auf Position drei des Gesamtklassements. Insgesamt schlugen zwölf Prüfungszeiten unter den Top drei für Latvala/Anttila zu Buche.
Mit dem Sieg von Sébastien Ogier bei der Rallye Frankreich endete eine lange Siegesserie von Citroën auf Asphalt. Vor 2.961 Tagen begann mit dem Triumph von Loeb/Elena die Asphalt-Ära von Citroën bei der Rallye Deutschland im Jahr 2005. Zuvor war Markko Märtin (Ford) der letzte Nicht-Citroën-Fahrer, der bei der Rallye Spanien 2004 einen reinen Asphalt-Lauf in der Rallye-WM gewann. Für Volkswagen schlagen in der Saison 2013 insgesamt acht Laufsiege bei elf Saisonrallyes zu Buche, sieben davon für Ogier/Ingrassia, einer für Latvala/Anttila.
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Lernprozess: Mikkelsen/Nagle zeigen geduldige und reife Leistung
Ihre Premiere mit dem Polo R WRC auf Asphalt beendeten Andreas Mikkelsen/Paul Nagle (N/IRL) auf Position sieben. Bei der Rallye Frankreich durchlief das Duo einen Reife- und Lernprozess. Nach starkem Beginn verhinderte am Freitag ein einsetzender Regenschauer eine bessere Platzierung. Am Samstag haderten Mikkelsen/Nagle mit der Abstimmung ihres 315 PS starken World Rally Cars. Am Sonntag, bei besonders schwierigen Bedingungen, verbesserten sich Mikkelsen/Nagle auf Gesamtrang sieben. Insgesamt gelangen ihnen vier Prüfungszeiten unter den Top Fünf.
Stimmen, 04. Tag Rallye Frankreich
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #7
„Glückwunsch an Sébastien Ogier und Julien Ingrassia. Sie waren an diesem Wochenende die Besten, sie haben den Sieg verdient und ebenso den WM-Titel. Sie haben in dieser Saison bewiesen, dass sie bei allen Bedingungen und auf allen Fahrbahnbelägen herausragend sind. Ich bin für mich sehr glücklich über Platz drei. Wir haben eine fehlerfreie Leistung gezeigt und waren kontinuierlich schnell. Das gibt mir sehr viel Selbstvertrauen für die nächsten Rallyes. Unser Ziel, wichtige Punkte für die Hersteller-Wertung zu holen, haben wir damit voll erfüllt. Der Titel ist für das Team nun zum Greifen nah. Die Durststrecke über die drei zurückliegenden Rallyes war schwierig und ich bin froh, sie nun überwunden zu haben. Schade für Sébastien Loeb, dass er bei seiner letzten Rallye so unglücklich ausgeschieden ist. Doch das schmälert in keiner Weise seine großartige Leistung in den letzten Jahren.“
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #8
„Das ist definitiv das großartigste Rallye-Wochenende meiner Karriere, erst der WM-Titel und nun der Sieg in meiner Heimatrallye – einfach fantastisch! Was für ein extrem schwieriger Schlusstag. Es war heute Morgen so unglaublich rutschig, aber meine Gravel-Crew hat einen fantastischen Job gemacht. Natürlich tut es mir für Sébastien Loeb leid, aber er ist voll auf Sieg gefahren und dann kann es bei solch schwierigen Bedingungen halt passieren. Es hätte heute einfach jeden erwischen können. Für uns ist das heute der Höhepunkt der Saison und ich bin einfach überglücklich. Ich möchten meinen Jungs danken, wir haben zusammen die gesamte Saison über einen tollen Job gemacht. Ich bin richtig stolz darauf.“
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
„Die Rallye Frankreich war meine erste Asphalt-Rallye mit dem Polo R WRC. Wir konnten sicher nicht davon ausgehen, dass wir gleich ganz vorn mitfahren. Aber ein bisschen mehr hatte ich schon erwartet. Wir wissen jetzt aber, woran wir arbeiten müssen, um in Zukunft gestärkt zurückzukommen. Vor allem bei der Abstimmung des Autos habe ich einige Dinge gelernt. Wir mussten gerade am Samstag die Geduld bewahren, um das Beste aus unserem Material herauszuholen. Es ging am Ende für uns darum, möglichst viel Erfahrung unter diesen schwierigen Bedingungen zu sammeln. Am Sonntag lief es bereits viel besser für uns, als die Streckenverhältnisse besonders schwer einzuschätzen waren.“
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Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
„Die Rallye Frankreich war ein großer Erfolg. Zum einen für den Rallye-Sport, zum anderen für Volkswagen. Mehr Spannung als an den vergangenen vier Tagen geht nicht. Vor dem Finaltag hatten noch vier Fahrer gleichwertige Chancen auf den Sieg. Am Ende haben sich die neuen Weltmeister* verdient durchgesetzt – Sébastien Ogier und Julien Ingrassia. Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben für die Herstellerwertung wertvolle Punkte beigetragen. Nun hat Volkswagen in Spanien alle Chancen, auch hier den Titel zu holen. Mehr kann man sich als Volkswagen Motorsport-Direktor nicht wünschen. Wir haben an diesem Wochenende den Fahrer- und Beifahrertitel geholt, die Rallye gewonnen und einen Riesenschritt gemacht. Heute Abend wird gefeiert.“
Und da war dann noch ...
... die Saisonbilanz nach 200 Wertungsprüfungen. Mit Abschluss der letzten Wertungsprüfung bei der Rallye Frankreich schlagen für den Volkswagen Polo R WRC 119 Prüfungsbestzeiten zu Buche. Dabei gingen jeweils Meilensteine an Volkswagen: Die 50. (Mexiko) und 100. WP (Griechenland) des World Rally Cars aus Wolfsburg gewann Sébastien Ogier, die 150. (Deutschland) ging an Jari-Matti Latvala. Bei der 200. WP des Polo R WRC verpasste Jari-Matti Latvala die Bestzeit nur um 0,6 Sekunden.
Die Rallye-Weltmeister* im Kurz-Porträt
Sébastien Ogier
Geburtsdatum/-ort: 17. Dezember 1983 in Gap (F)
Der Franzose stammt aus dem kleinen Ort Gap, der nicht weit von den Wertungsprüfungen der legendären Rallye Monte Carlo entfernt liegt. Dort schaut er bereits als kleiner Junge wahren Rallye-Größen zu. Ex-Weltmeister Ari Vatanen ist einer seiner Helden. Noch immer ist die Verbindung eng, denn dessen Sohn Kim Vatanen ist seit Jahren Ogiers Manager. Doch nicht nur Rallye-Piloten faszinieren ihn, gemeinsam mit seinem Vater François teilt er die Bewunderung für Formel-1-Idol Ayrton Senna. Erste Driftversuche folgen im zarten Alter von acht Jahren, als er ein Crosskart geschenkt bekommt und damit die Feldwege unsicher macht. Geschwindigkeit ist früh sein Thema, zunächst als Skilehrer – parallel zur Schule in den französischen Alpen. Es folgt eine Mechaniker-Ausbildung, ehe Ogier Ende 2005 den Nachwuchswettbewerb „Rally Jeunes“ des französischen Motorsportverbandes FFSA gewinnt – der Grundstein für die Rallye-Karriere, die im Peugeot-206-Cup beginnt (2006: 6. Platz; 2007: 1. Platz).
Nach dem Sieg der Junioren-WM (2008) startet Ogier für die Werksmannschaft von Citroën als Teamkollege von Landsmann Sébastien Loeb. 2010 folgt der erste Rallye-WM-Sieg in Portugal. 2011 holt er mit fünf Siegen ebenso viele wie Loeb, wird Dritter in der WM. Nach der Saison wechselt Ogier zu Volkswagen, wo er in Vorbereitung auf den WM-Einstieg die komplette Saison 2012 mit einem Fabia S2000 der Konzernmarke Škoda bestreitet. Parallel dazu ist er als Testfahrer neben Carlos Sainz und Dieter Depping verantwortlich für die Entwicklung des Polo R WRC. Ein Job, den er perfekt erledigt hat, wie die einzigartige Erfolgsbilanz in der Premierensaison des deutschen World Rally Cars beweist. Ogier gewinnt im Februar erst als zweiter Nicht-Skandinavier die Rallye Schweden. Insgesamt holen Ogier und Co-Pilot Julien Ingrassia bis dato sechs Siege in 2013; der Sieg zuletzt in Australien ist der insgesamt 13. ihrer Karriere und der dominanteste der Saison.
Ogiers Hobbys: „Alles, was man an Sport unter freiem Himmel machen kann“. Der Franzose, der nahe Genf lebt, ist am liebsten in der Natur: Ski, Mountainbike, Bergsteigen, Laufen. Und er liebt die französischen Kochkünste seiner Mutter Chantal.
Julien Ingrassia
Geburtsdatum/-ort: 26. November 1979 in Aix-en-Provence (F)
Wichtigste Bezugsperson von Ogier während der Rallyes ist Beifahrer Julien Ingrassia, mit dem sich Ogier von Beginn seiner Karriere an das Cockpit teilt. Der 34-jährige Ingrassia aus Aix-en-Provence sammelt als Jugendlicher im Peugeot 205 GTI, den ein Schulfreunde aufbaut, erste Erfahrungen als Co-Pilot, später auch in französischen Nachwuchswettbewerben. Der studierte BWLer wird bei der „Rally Jeunes“ 2005 auf den jungen Piloten namens Sébastien Ogier aufmerksam. Er bewirbt sich bei Peugeot als dessen Co-Pilot, beide treffen sich wenig später zum Kennenlernen – und bilden ab 2006 bis heute gemeinsam ein Rallye-Dreamteam.
Ingrassia ist im Cockpit der ruhende Pol zum stürmischen Temperament von Ogier – perfekt organisiert, präzise in seinen Abläufen wie ein Schweizer Uhrwerk. Außerhalb seines Arbeitsplatzes im Polo R WRC weiß der stets gut gelaunte Franzose aber, was er den Fans schuldig ist. So tritt er gern als „Mister Mysterio“ auf, verkleidet mit der Kopfmaske eines mexikanischen Wrestlers. Oder gibt als bekennender Rockmusik-Fan ein Luftgitarren-Solo à la AC/DC zum Besten. Besonderes Markenzeichen sind seine Überraschungs-Songs, die er bei jeder Pressekonferenz per MP3-Player zum Besten gibt. Mit seinem Piloten verbindet Ingrassia die Liebe zur Natur, insbesondere Tiere haben es ihm angetan.
* Vorbehaltlich der Bestätigung durch die FIA.
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