BP Nr2
19. August 2013

Erster Matchball für Ogier beim WM-Heimspiel von Volkswagen

foto:vw motorsport

Volkswagen startet bei der Rallye Deutschland gleichzeitig in der Rolle des Gejagten und der des Jägers. Beim neunten Saisonlauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) können die WM-Führenden in Fahrer- und Beifahrerwertung, Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), mit einem Sieg den Titel holen – wenn ihre Verfolger ohne Top-Ergebnis bleiben. Volkswagen geht darüber hinaus als Spitzenreiter in der Hersteller-Wertung an den Start. Sechs der acht Rallyes gingen an den Polo R WRC – auf Eis, Schnee oder Schotter. Zwischen Köln und Trier erlebt das 315 PS starke World Rally Car aus Wolfsburg vom 22. bis 25. August seine erste Bewährungsprobe auf Asphalt. Erstmals in der Premierensaison steht für den Polo R WRC eine reine Asphalt-Rallye auf der Agenda. Und die Konkurrenz ist stark: Seit knapp einem Jahrzehnt hat in der Rallye-WM auf diesem Untergrund stets Citroën gewonnen. Volkswagen geht deshalb nicht als Favorit in die Heimrallye, die neben Ogier/Ingrassia auch die Werksduos Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) sowie Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN) für die Wolfsburger bestreiten.

„Die Rallye Deutschland ist für Volkswagen in jeder Hinsicht etwas Besonderes“, so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „In der Theorie können Sébastien Ogier und Julien Ingrassia die WM-Titel für Fahrer und Beifahrer holen. Dazu ist die Rallye Deutschland unser Heimspiel als Team. Doch sie ist gleichzeitig auch die erste Rallye des Jahres, die ausschließlich auf Asphalt ausgetragen wird. Unsere Konkurrenz von Citroën hat diese Art von Rallyes seit fast einem Jahrzehnt beherrscht – wir sind damit die Außenseiter. Trotzdem können wir selbstbewusst antreten. Unsere bisher erfolgreiche Saison hätte niemand vor unserem Debüt für möglich gehalten, auch die kühnsten Optimisten nicht. Um auch in Deutschland das Podium zu erreichen, müssen wir als Team alles richtig machen. Das ist unser Ziel.“

Für Techniker: 95 Millimeter tiefer und deutlich straffer – der Polo R WRC

Die Abstimmungen für die Asphalt- und die Schottervariante des Polo R WRC liegen weit auseinander, unter anderem in der Bodenfreiheit. Um genau 95 Millimeter. Die Schotter-typischen Michelin-Profilreifen auf 17-Zoll-Rädern mit 215 Millimeter Lauffläche weichen Slick-Varianten auf 18-Zoll-Rädern mit 235 Millimeter Lauffläche. Das Fahrwerk ist den speziellen Verhältnissen auf Asphalt angepasst und deutlich straffer abgestimmt. In dieser Konfiguration und bei diesen Streckenbedingungen tritt der Polo R WRC erstmals im Wettbewerb an – abgesehen von einigen wenigen Kilometern auf Asphalt bei der Rallye Monte Carlo im Januar. Bei Volkswagen Motorsport überließ man vor dieser Premiere nichts dem Zufall: Bei Tests rund um Veldenz im Juli bereiteten sich das Team sowie alle drei Fahrer/Beifahrer-Paarungen sorgfältig auf die Rallye Deutschland vor.
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Für Experten: der Charakter der Rallye Deutschland

Schmale, winklige Straßen und enge Haarnadeln in den Weinbergen an der Mosel hüben, schnelle Pisten und die berühmt-berüchtigte Panzerplatte mit gnadenlosen Hinkelsteinen drüben – die Rallye Deutschland bildet eine Besonderheit im Rallye-WM-Kalender. Während die World Rally Cars auf Wertungsprüfungen wie „Dhrontal“ Kehre um Kehre die Weinberge erklimmen und Fans damit die einzigartige Möglichkeit bieten, von oben herab das Geschehen zu verfolgen, zeigt der Truppenübungsplatz von Baumholder ein ganz anderes Gesicht. Dessen Markenzeichen sind sogenannte Hinkelsteine, eigentlich dazu ausgelegt, Panzer zu stoppen. Tausende von Fans werden deshalb auf dem sonst für die Öffentlichkeit gesperrten Gelände nicht selten Zeuge von Dramen – etwa von verbogenen oder beschädigten Radaufhängungen, die naturgemäß schwächer sind als die Hinkelsteine. Gleichzeitig ist der Streckenverlauf in Baumholder darauf ausgelegt, dass die Zuschauer die Rallye-WM-Autos möglichst mehrfach zu sehen bekommen – daher der Beiname der Wertungsprüfung: „,Arena‘ Panzerplatte“.

Für Genießer: Auftakt am Kölner Dom

Die Rallye Deutschland startet vor altehrwürdiger Kulisse: Am Donnerstag erlebt die Rallye-Weltmeisterschaft einen einzigartigen Auftakt. Auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom beginnt für die World Rally Cars der neunte Saisonlauf mit Glanz und Gloria. Nach der Stippvisite an der gothischen Kathedrale sind die Stars der Rallye-WM auf einer festgelegten Route durch die Innenstadt von Köln zum Harry-Blum-Platz unterwegs, bevor es anschließend Richtung Trier und auf die ersten beiden Wertungsprüfungen geht. Am Sonntag endet die Rallye Deutschland nach der Powerstage „Dhrontal“. Nach 16 Sonderprüfungen sowie 371,92 Kilometern auf Zeit wird der Sieger feststehen.

Für Mathematiker: Ogier und Ingrassia mit Chance auf den Titel

Sollten sie sich um weitere 22 Punkte von den Verfolgern absetzen, wäre Sébastien Ogier sowie Julien Ingrassia der WM-Titel in Fahrer- und Beifahrer-Wertung schon nach der Rallye Deutschland nicht mehr zu nehmen. 90 Punkte beträgt der Vorsprung des Volkswagen Werksduos vor den ärgsten Verfolgern derzeit, ihren Volkswagen Teamkollegen Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila sowie Thierry Neuville und Nicolas Gilsoul (Ford). Die Wahrscheinlichkeit des vorzeitigen Titelgewinns schon in Deutschland also? Äußerst gering.

Für einen Sieg gibt es in der Rallye-WM 25 Zähler, drei Punkte erhält der Schnellste der sogenannten Powerstage bei jeder Rallye zusätzlich. Demnach muss bei den verbleibenden vier Rallyes der Vorsprung von Ogier/Ingrassia mindestens 112 Zähler betragen, um die Sensation in der Premierensaison mit dem Polo R WRC schon bei der Rallye Deutschland zu schaffen. Ein zweiter Rang und der Sieg bei der Powerstage, also 18 plus drei Punkte (insgesamt 21), genügen dann selbst bei „Nullern“ der Gegner nicht. Gelingt Ogier der Sieg gemeinsam mit der Bestzeit bei der Powerstage, dürften Jari-Matti Latvala und Thierry Neuville nicht besser als Platz sieben abschneiden.

Kleine Randnotiz: Sébastien Ogier stellte zuletzt mit dem Sieg bei der Rallye Finnland seine persönliche Bestmarke mit fünf Siegen in einer Saison ein. Seine Bilanz beläuft sich nun auf insgesamt zwölf Lauf-Siege in der Rallye-WM.

Für Historiker: Ogier/Ingrassia und ihr herausragender Erfolg 2011

Zehn Rallyes, neun Mal Loeb, zehn Mal Citroën – wer die jüngste Geschichte der Rallye Deutschland bis zum Jahr 2002 zurückliest, wird wenig „Ausreißer“ in der ewigen Siegerliste finden. Doch einen gibt es: 2011 siegten Sébastien Ogier/Julien Ingrassia – damals noch mit Citroën – sie bilden bis heute die einzige Fahrer/Beifahrer-Paarung, die den Rekordweltmeister Sébastien Loeb in den Weinbergen rund um Trier geschlagen hat.

Auch die Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila dürfen auf Top-Ergebnisse bei der Rallye Deutschland verweisen. Im vergangenen Jahr erzielte das finnische Duo mit Platz zwei sein bislang bestes Ergebnis. Ebenfalls gute Erinnerungen an die Rallye Deutschland hat Andreas Mikkelsen. Als 19-Jähriger erzielte er bei der abschließenden Wertungsprüfung 2008 seine erste Bestzeit in der Rallye-WM. Gleichauf mit Sébastien Loeb und Petter Solberg setzte er bei der beliebten Zuschauerprüfung „Circus Maximus“ die schnellste Zeit. Im vergangenen Jahr holte er im leistungsschwächeren Škoda Fabia S2000 als Dritter an gleicher Stelle sogar einen Punkt auf der Powerstage.



Stimmen vor der Rallye Deutschland

Jari-Matti Latvala, Polo R WRC #7
„An der Rallye Deutschland mag ich speziell die Prüfung ‚Arena Panzerplatte‘. Solche Strecken haben eine ganz eigene Faszination, sie sollten viel häufiger Bestandteil einer Rallye sein. Ansonsten erinnern manche der Straßen sehr an die in Finnland. Es gibt viele breite Wege, auf denen man richtig Tempo machen kann. Umso mehr, weil die Rallye Deutschland komplett auf Asphalt ausgetragen wird. Die Weinanbaugebiete an der Mosel haben ein ganz eigenes Flair – einzigartig in der Rallye-WM. Wenn es dort trocken ist, sind die Passagen genial. Aber wehe, es regnet dort. Dann wird die Straße matschig und es wird extrem schwer, das Auto zu kontrollieren. Im vergangenen Jahr war ich Zweiter, was mein bestes Ergebnis bisher dort war. Das würde ich gern wieder erreichen, um unserem eingeschworenen Team bei der Heimrallye ein gutes Ergebnis zu schenken.“

Sébastien Ogier, Polo R WRC #8
„Ich versuche, die Rallye Deutschland völlig unbeschwert anzugehen. Natürlich, ein Sieg in Deutschland wäre ein enorm wichtiger Schritt in Richtung Titel und die Weltmeisterschaft ist mein großer Traum in dieser Saison. Wenn man sich den Punktestand derzeit anschaut, muss ich aber nicht unbedingt gewinnen und alles auf eine Karte setzen. Mein Ziel wird sein, mein Polster in der Fahrerwertung zu behalten. Ein Sieg in Deutschland wäre jedoch für mein Team fantastisch. Sie hätten ihn mehr als verdient. Unsere Mannschaft macht zurzeit einfach den Unterschied aus. Wir gehen mit einer Menge Selbstvertrauen nach Deutschland. Und ganz ehrlich: Warum sollten wir dort nicht gewinnen?“

Andreas Mikkelsen, Polo R WRC #9
„Die Rallye Deutschland wird eine sehr spezielle Rallye. Sowohl für das Team als auch für die Fahrer. Ein gutes Ergebnis ist für Volkswagen bei der Heim-Rallye besonders wichtig. Alle Beteiligten werden besonders fokussiert sein. Die Rallye Deutschland ist die erste echte Asphalt-Rallye des Jahres, und das mit vielen verschiedenen Asphalt-Arten. Es gibt drei verschieden Arten von Wertungsprüfungen. Zum einen gibt es die Militär-Wertungsprüfungen mit ziemlich aggressivem Beton, dann die Weinfelder mit engen schotterartigen Straßen und schließlich gibt es die Straßen aus perfektem, ebenem Asphalt. Für mich ist die Rallye Deutschland die herausforderndste Asphalt-Rallye. Vor der Rallye hatten wir einen Test auf Asphalt, bei dem unser Auto exzellent funktioniert hat. Ich freue mich jetzt wirklich sehr auf die Rallye Deutschland.“



Volkswagen in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC)

Mit dem Start in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) schreibt Volkswagen seine erfolgreiche Geschichte im Motorsport fort. Nach den drei Erfolgen mit dem Race Touareg bei der Rallye Dakar ist der Polo R WRC das erste World Rally Car der Wolfsburger, die in dieser Saison erstmals mit einem eigenen Werksteam in der Königsklasse des Rallye-Sports antreten. Dort bietet sich für Volkswagen die Möglichkeit, sich im direkten sportlichen Wettstreit global zu beweisen. Kein Modell eignet sich dafür besser als der Polo, eines der weltweit hergestellten und vertriebenen Modelle von Volkswagen.



Wussten Sie, dass ...

... die erste Rallye Deutschland 1982 ausgetragen wurde?

... die Rallye Deutschland erst im Jahr 2002 Teil des Rallye-WM-Kalenders wurde?

… die Region um Trier erst seit dem Jahr 2000 Schauplatz der Deutschland-Rallye ist? Zuvor wurde sie rund um Frankfurt, Mainz und Koblenz ausgetragen.

... vor Sébastien Loeb, der den Sieg-Rekord bei der Deutschland-Rallye hält, der heutige Volkswagen Test- und Entwicklungsfahrer Dieter Depping der Fahrer mit den meisten Triumphen bei der Rallye Deutschland war? Depping siegte drei Mal in den Jahren 1994, 1996 und 1997.

... Andreas Mikkelsen (N) hier ebenfalls gute Resultate vorzuweisen hat? Der Volkswagen Pilot, der 2013 mit Mikko Markkula (FIN) antritt, kam 2012 mit dem von Volkswagen eingesetzten Škoda Fabia S2000 beispielsweise auf Rang sechs ins Ziel – direkt hinter Teamkollege Sébastien Ogier. Und das inmitten stärkerer World Rally Cars.

... unter den Siegern der Rallye Deutschland auch Peter Thul ist, der die Kommunikation der Marke Volkswagen leitet und die Produktkommunikation der Konzernmarken koordiniert? Als Beifahrer von Dieter Depping feierte Thul 1994 den Sieg.



Die Zahl zur Rallye Deutschland: 200.000

Zur Rallye Deutschland werden erneut 200.000 und mehr Zuschauer entlang der Wertungsprüfungen erwartet. Damit ist die Rallye rund um Trier die größte Motorsport-Veranstaltung Deutschlands – zusammen mit dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und dem deutschen Moto-GP-Lauf auf dem Sachsenring, die ähnlich viele Fans anlocken. Übrigens: Alle drei Veranstaltungen werden vom ADAC ausgetragen.

FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), Punktestände Fahrer-Meisterschaft
Punkte
1. Sébastien Ogier 181
2. Jari-Matti Latvala 91
Thierry Neuville 91
4. Mikko Hirvonen 73
5. Dani Sordo 69
6. Sébastien Loeb 68
7. Mads Østberg 65
8. Evgeny Novikov 39
9. Martin Prokop 37
10. Nasser Al-Attiyah 30
11. Andreas Mikkelsen 26

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