BP Nr2
24. Juni 2013

Triumph für Volkswagen und Ogier bei der Rallye Italien

foto: vw motorsport

Siebte Rallye, fünfter Sieg: Volkswagen dominiert zur Halbzeit die FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). In der nach der Formel 1 prestigeträchtigsten WM im Automobil-Rennsport hat das Werksteam die Führung deutlich ausgebaut. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) gewannen mit dem Polo R WRC auf Sardinien mit 1.16,8 Minuten Vorsprung auf den nächsten Verfolger, Thierry Neuville (Ford). Damit bauten die beiden Franzosen ihren Vorsprung in der Fahrer/Beifahrer-Wertung auf 64 Punkte aus. Ihre Volkswagen Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) erkämpften sich mit einem eindrucksvollen Schlussspurt als Dritte ebenfalls einen Platz auf dem Podium und das, obwohl sie in der Auftaktprüfung ein Reifenschaden auf Position zwölf zurückgeworfen hatte. Damit sicherten die beiden Finnen Platz zwei in der Fahrer/Beifahrer-WM und trugen entscheidend dazu bei, dass die 315 PS starken Allradler aus Wolfsburg die Führung in der Hersteller-Weltmeisterschaft weiter vergrößerten.

Andreas Mikkelsen, der am Rallye-Samstag auf Sardinien seinen 24. Geburtstag feierte, verpasste mit seinem Beifahrer Mikko Markkula (N/FIN) ein weiteres gutes Ergebnis. Auf der drittletzten Prüfung der Rallye kostete ein Ausrutscher bei dem Versuch, auf Anweisung des Teams Gesamtrang vier mit vollem Risiko zu attackieren, den Achtungserfolg. Mikkelsen/Markkula kamen in einer langsamen Kurve von der Strecke ab, beschädigten sich dabei die Aufhängung nur leicht – mussten allerdings frühzeitig aufgeben.

Volkswagen zeigte beim siebten von 13 Saisonläufen der Rallye-WM vor den Augen von Dr. Ulrich Hackenberg, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen für den Geschäftsbereich „Entwicklung“, eine geschlossen-starke Mannschaftsleistung. „Das war ein großartiger Erfolg des gesamten Teams und vor Ort ein tolles Erlebnis“, so Dr. Hackenberg. „Zwar war es offiziell meine letzte Rallye als Entwicklungsvorstand bei Volkswagen, doch die ein oder andere Rallye werde ich sicher noch einmal besuchen. Es hängt viel eigenes Herzblut an dem Projekt und das wird auch mit einer neuen Aufgabe nicht einfach ausgelöscht.“

Faktor Fahrer: Ogier, Latvala zeigen herausragende Leistung

13 Bestzeiten auf 16 Wertungsprüfungen, sieben für Sébastien Ogier, sechs für Jari-Matti Latvala – Volkswagen konnte sich bei der Rallye Italien erneut auf starke Fahrer verlassen. Führung von Beginn an für den einen, unwiderstehliche Aufholjagd des anderen – Ogier und Latvala passten sich perfekt an die schwierigen Bedingungen auf Sardinien an. Konstant und schnell – Tabellenführer Ogier setzte sich auf der Auftaktprüfung am Rallye-Freitag an die Spitze des WRC-Feldes, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Schlüssel zum vierten Saisonerfolg des Franzosen war eine kluge und reifenschonende Fahrweise. Der 29-Jährige rangierte in den 16 WPs 14 Mal unter den Top Drei. Mit ihm absolut ebenbürtig: Teamkollege Jari-Matti Latvala, der seinerseits 14 Zeiten unter den Top Drei verbuchte. Randnotiz: Trotz seines Reifenschadens, der 1.56,4 Minuten kostete, lag er nach 304,50 Prüfungskilometern lediglich 1.48,0 Minuten hinter Ogier.

Konstante Teamwork: Mechaniker großer Rückhalt für Ogier, Latvala und Mikkelsen

Beim mit lediglich zwei Rallye-Tagen kompaktesten WM-Lauf des Jahres war auch die Leistung des gesamten Teams gefragt. Einen großen Rückhalt bot die Mannschaft von Volkswagen den drei Fahrerteams bei den sechs Services. Ihre minutiöse und zuverlässige Arbeit sorgte stets für perfektes Material bei Ogier, Latvala und Mikkelsen. Vor der letzten Schleife am Rallye-Samstag schickten die Mechaniker von Sébastien Ogier den Polo R WRC mit einem vorsichtshalber gewechselten Hilfsrahmen nebst Servolenkung auf die abschließenden vier WPs. Ein Leistung mit Ausrufezeichen: Zwei Mechaniker wechselten das Bauteil innerhalb von lediglich acht Minuten.

Hitze hoch zwei: fordernde Bedingungen auf Sardinien

Extreme Hitze einerseits, super-schmale Pfade mit Natursteinmauerwerk andererseits – die Rallye Italien verlangte den Fahrern erneut alles ab. Schotter und darüber eine lose Sandauflage machten den jeweils ersten Durchgang der acht unterschiedlichen und je zweimal durchfahrenen Wertungsprüfungen zu einer Rutschpartie. Angesichts dieser Bedingungen waren die Konzentration und die Fähigkeit der Fahrer gefragt, die Reifen klug einzuteilen. Ein winziger Fehler hätte zu jeder Zeit das Aus oder einen großen Zeitverlust bedeuten können.

Pluspunkt Powerstage: Zusatzpunkte für Volkswagen Piloten

Volkswagen und „Mr. Powerstage“: Sébastien Ogier sicherte sich zum fünften Mal bei sechs Gelegenheiten die Bestzeit in der sogenannten Powerstage, in der Zusatzzähler für die ersten Drei vergeben werden. Teamkollege Jari-Matti Latvala verdiente sich auf der 22,25 Kilometer langen Sonderprüfung als Dritter ebenfalls einen Zusatzzähler. Für Volkswagen ging eine einzigartige Erfolgsserie damit in die nächste Runde. Im Jahr 2013 gingen sämtliche Bestzeiten in den Powerstages nach Wolfsburg.

Summe Fahrer- und Herstellerwertung: Ogier, Ingrassia und Volkswagen Spitze

Maximale Punktausbeute auf Sardinien: Tabellenführer Sébastien Ogier hat seinen Vorsprung in der Fahrer-, sein Co-Pilot Julien Ingrassia in der Beifahrer-Wertung weiter ausgebaut. Das Duo führt nun mit 64 Zählern vor ihren Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, die auf Rang zwei liegen. Dank der zwei starken Duos führt Volkswagen auch die Herstellerwertung an und vergrößerte bei der Rallye Italien den Abstand auf Titelverteidiger Citroën auf 46 Zähler.



Stimmen, 02. Tag Rallye Italien

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #7
„Platz drei ist insgesamt ein fantastisches Ergebnis – allerdings wäre mehr möglich gewesen. Den Reifenschaden in der ersten Prüfung müssen wir auf unsere Kappe nehmen, wir hätten bei der Streckenbesichtigung noch sorgfältiger sein und diese Stelle in unserem Aufschrieb markieren müssen. Zwei Minuten Rückstand zu kassieren war zunächst enttäuschend, auf der anderen Seite aber auch eine Chance, ohne Druck angreifen und die Gegner fordern zu können. Unser Speed war über die gesamte Rallye sehr gut, so war unsere Aufholjagd von Platz zwölf auf drei überhaupt nur möglich. Auch das Team hatte einen großen Anteil daran. Vielen Dank dafür, Jungs. Ich habe mich im Polo R WRC extrem wohlgefühlt und gehe mit viel Zuversicht in meine Heim-Rallye in Finnland.“

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #8
„Ein fantastisches Gefühl wieder ganz oben zu stehen! Nach den beiden letzten Rallyes habe ich das Gefühl schon vermisst. Ich einfach nur überglücklich, das Team hat super gearbeitet und der Polo lief das ganze Wochenende perfekt. Jetzt haben wir in der Fahrer-WM einen wirklich guten Vorsprung. Die Rallye war bei den heißen Temperaturen körperlich extrem anstrengend, teilweise hatten wir mehr als 45 Grad im Cockpit. Vor allem am zweiten Tag kommt man an Grenzen. Da verliert man locker drei bis vier Liter Flüssigkeit. Ein großer Dank deshalb auch an unsere Betreuer und die Physio-Abteilung, die uns bestens versorgt haben. Aber auch die Reifen und das Auto werden bei der Hitze stark beansprucht. Mein reifenschonender Fahrstil war sicher einer der Gründe für den Sieg. Besonders gefreut habe ich mich auch darüber, wieder die Powerstage gewonnen zu haben. Das war ein harter Fight mit Thierry Neuville, der dort wie über die gesamte Rallye super schnell unterwegs war.“

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
„Natürlich bin ich extrem enttäuscht. Denn die Rallye Italien verlief für uns richtig gut und ich denke, dass wir eine gute Leistung gezeigt haben. Bis zu unserem Ausrutscher heute. Wir wollten mit maximaler Attacke noch Rang vier holen. Auf der Nachmittagsschleife hatte ich Dani Sordo auf der ersten der verbleibenden vier Prüfungen bereits über acht Sekunden abgenommen. Etwa zwölf weitere wären nötig gewesen, um an ihm vorbeizugehen. Also haben sind wir auch auf der folgenden Prüfung volles Risiko gegangen. In einer langsamen Kurve habe ich zu spät gebremst, wir sind rausgerutscht, haben einen Baumstumpf getroffen und uns damit die Spurstange abgeschert. Ende. An meinem Geburtstag hätte ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht. Aber ich denke, dass wir bei dieser Rallye viele weitere wichtige Erfahrungen gemacht haben.“

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
„Kann man sich mehr wünschen? Die Rallye Italien war ein voller Erfolg für Volkswagen und ein weiterer Meilenstein in unserer Premierensaison in der Rallye-WM. Hätte uns jemand vor der Saison gesagt, dass wir alle drei Wertungen anführen und in der ersten Saisonhälfte fünf von sieben Läufen gewinnen, dann hätten wir das ganz sicher nicht geglaubt. Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala haben hier in Italien ausnahmslos Top-Leistungen abgerufen. Das gilt auch für Andreas Mikkelsen, obwohl er kurz vor Schluss vorzeitig aufgeben musste. Er hat bei dem Versuch unsere Anweisung mit Leben zu füllen und mit maximalem Risiko Rang vier zu attackieren, Pech gehabt. Das schmälert seine Leistung in den Augen des Teams nicht im Geringsten. Ich bin stolz auf alle drei. Sie haben sich die Sommerpause jetzt wirklich verdient. Obwohl wir uns schon jetzt auf die kommende Rallye in Finnland Ende Juli freuen.“


Und da war dann noch ...

... die Doppelrolle des „FX“. Der Technische Projektleiter für Volkswagen in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), François-Xavier Demaison (kurz „FX“), trägt in Italien nicht nur die technologische Gesamtverantwortung für alle drei Polo R WRC, sondern fungiert obendrein auch als Fahrzeugingenieur von Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Fabrice van Ertvelde, der bei den zurückliegenden und den kommenden sechs WM-Rallyes mit dem finnischen Duo zusammenarbeitet, ist aus einem besonders schönen Grund verhindert: Seine Lebensgefährtin und er erwarten an diesem Wochenende Nachwuchs. Van Ertvelde ist ein wahres Volkswagen Urgestein. Bereits 2009 war er beim allerersten Rallye-Dakar-Sieg der Marke der Ingenieur von Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz.

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