BP Nr2
19. Juni 2012

Härteprüfung in atemberaubender Landschaft

foto: michelin

Die weltbesten Rallye-Piloten freuen sich auf ein ganz besonderes Event: Atemberaubende Landschaften, traumhafte Schotterstrecken und legendäre Wertungsprüfungen – die Rallye Neuseeland, siebter von 13 WM-Läufen, zählt für die meisten Lenkradakrobaten zu den Lieblings-Rallyes schlechthin.

Es ist ein magisches Land. Sattes Grün, eine ursprüngliche Natur und die malerische Landschaft: Neuseeland, der Inselstaat im südlichen Pazifik. Hier gastiert am kommenden Wochenende die Weltelite der Quertreiber beim siebten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft. 22 Wertungsprüfungen (WP) über insgesamt 413,94 gezeitete Kilometer stehen auf dem Programm.

Erstmals seit 2010 zählt die Rallye Neuseeland in diesem Jahr wieder zum WM-Kalender – zur Freude der Piloten. Denn der Lauf auf der südlichen Halbkugel steht bei vielen Fahrern ganz oben auf der Liste der Lieblings-Rallyes. Kein Wunder, schließlich führen die Wertungsprüfungen über traumhafte Schotterpisten durch eine faszinierende Landschaft. Hier, wo Regisseur Peter Jackson den Roman „Der Herr der Ringe“ von J.R. Tolkien verfilmte, kämpfen am Wochenende Petter Solberg, Sébastien Loeb, Mikko Hirvonen und die übrigen weltbesten Lenkrad-Artisten um die begehrte Siegertrophäe statt um den magischen Ring. Der siebte Saisonlauf findet mitten im neuseeländischen Winter statt – die Teams müssen also mit niedrigen Temperaturen und Regen rechnen.


Michelin bringt Latitude Cross H1 und Cross S1 nach Neuseeland

Die Prioritäts 1- und 2-Fahrer der Partnerteams von Michelin dürfen gemäß Reglement während der gesamten Rallye insgesamt 48 Reifen benutzen – inklusive der „Qualifying Stage“ am Donnerstagmorgen. Jedem der Prioritäts 1- und 2-Fahrer stehen dabei 48 Michelin Latitude Cross H1 mit der härteren Laufflächenmischung sowie zehn weichere Pneus der S1-Spezifikation zur Wahl. Das Nachschneiden des Profils von Hand ist nicht erlaubt.

In der Reihenfolge des Ergebnisses der Qualifikations-Prüfung können die schnellsten Piloten ihre Startposition für den ersten Tag auswählen. Bei der Rallye Neuseeland kommt der „Qualifying Stage“ eine besondere Bedeutung zu. Denn jene Piloten, die als erste über den losen neuseeländischen Schotter fahren müssen, haben zumindest unter trockenen Bedingungen gegenüber den dahinter startenden Konkurrenten einen klaren Grip-Nachteil. Sie müssen die ungeliebte Rolle des „Straßenkehrers“ übernehmen.


Die richtige Taktik entscheidet über Sieg und Niederlage

Eine zusätzliche Herausforderung: Sowohl während der Freitags- als auch auf der Samstags-Etappe können die Teams kleinere und größere Blessuren an den Fahrzeugen nur während einer kurzen, 15-minütigen Reparatur-Pause beheben. Bei diesem so genannten „Remote Service“, der abseits des Service-Parks stattfindet, dürfen ausschließlich Ersatzteile verwendet werden, die im Fahrzeug mitgeführt werden. Die richtige Taktik kann hierbei über Sieg und Niederlage entscheiden.

Die Fahrer haben die Wahl, ob sie ein oder zwei Ersatzräder im Kofferraum ihrer rund 300 PS starken Allradler mitführen möchten. Wer sich für nur einen Reservepneu entscheidet, profitiert zwar von einem eventuellen Gewichtsvorteil, muss im Falle eines Reifenschadens jedoch mit einem großen Zeitverlust rechnen. Insbesondere am Freitag – dem mit 210 WP-Kilometern längsten Tag der Rallye – stehen gleich drei rund 30 Kilometer lange Prüfungen auf dem Programm, die zudem jeweils zwei Mal gefahren werden. Darunter auch die legendäre WP „Waanga Coast“. Das Rallye-Zentrum ist in Auckland angesiedelt. In der Millionen-Metropole auf der Nordinsel Neuseelands lebt rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung.


Der Champion: Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb konnte den WM-Lauf am anderen Ende der Welt bereits zwei Mal gewinnen.

DDie Rallye Neuseeland zählte erstmals 1977 zur Weltmeisterschaft. Sie ist bekannt für ihre schnellen Schotterstrecken, die durch eine atemberaubende Natur führen. Die Besonderheit dieser Pisten sind die zahlreichen „hängenden“ Kurven: Sie fallen zum Straßenrand hin stark ab und sorgen für spektakuläre Szenen. „Mit vollem Tempo von Kurve zu Kurve über die Prüfungen zu fliegen, das ist wie Tanzen – einfach wunderbar, ein wahnsinniges Gefühl“, schwärmt Ford-Pilot Jari-Matti Latvala. Der Finne konnte die Rallye Neuseeland 2010 mit einem Vorsprung von nur 2,4 Sekunden gewinnen.

Auch Ford-Teamkollege Petter Solberg trug sich bereits in die Siegerliste des WM-Laufs am anderen Ende der Welt ein. Der Norweger gewann die Rallye Neuseeland im Jahr 2004 und fiebert seinem ersten Sieg als Ford-Werkspilot entgegen. Doch „Hollywood“, wie der blonde Nordmann von seinen Fans genannt wird, muss sich harter Konkurrenz erwehren. Citroën-Pilot Sébastien Loeb – wie die beiden Skandinavier auf Reifen von Michelin unterwegs – reist als WM-Führender auf die Südhalbkugel. Der Rekord-Weltmeister konnte diese Rallye bereits zwei Mal für sich entscheiden (2005 und 2008).


Glück im Unglück: Mikko Hirvonen und Co-Pilot Jarmo Lehtinen überstanden einen heftigen Unfall bei Testfahrten in der Toskana unverletzt.

Sein Teamkollege Mikko Hirvonen liegt nach sechs Saisonläufen in der WM-Tabelle auf Rang zwei. Während der Testfahrten in der Toskana, die das Team von Citroën zur Vorbereitung auf die Rallye Neuseeland nutzte, erlebte der Finne einen heftigen Unfall. Nach einem mehrfachen Überschlag entstiegen er und sein Beifahrer Jarmo Lehtinen dem zerstörten DS3 WRC jedoch unverletzt. „Das war der heftigste Unfall meiner bisherigen Laufbahn“, gestand der 32-Jährige.

Internet-Star Ken Block feiert im Land der Maori sein WM-Comeback. Der US-Amerikaner war letztmalig bei der Rallye Mexiko am Start. Er pilotiert gemeinsam mit seinem Beifahrer Alex Gelsomino einen Ford Fiesta RS WRC.

Die Rallye Neuseeland beginnt am Donnerstag mit dem Shakedown und der „Qualifying Stage“. Nach der traditionellen Startzeremonie im Hafen von Auckland nehmen die Piloten am Freitag um 8.28 Uhr Ortszeit die erste, 11,18 Kilometer lange Prüfung unter die Räder. Vor der Zieldurchfahrt am Sonntagnachmittag können sich die drei schnellsten Piloten auf der abschließenden „Power Stage“ bis zu drei Extra-Zähler auf ihr WM-Punktekonto gutschreiben lassen.

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