BP Nr2
06. Februar 2012

Rallye Schweden auch in Norwegen

Blieb in den beiden Vorjahren in Schweden ungeschlagen: Mikko Hirvonen greift nun für Citroën ins Lenkrad. foto: michelin

Vom mondänen Mittelmeer-Fürstentum direkt in die eisige Kälte Schwedens: Der Rallye-WM-Zirkus gastiert am kommenden Wochenende rund um Karlstad, die Metropole der schwedischen Provinz Värmland. Der Klassiker im Weltmeisterschafts-Kalender bietet die Kulisse für ein Wintermärchen der besonderen Art: Hohe Schneewände und tiefgefrorene Fahrbahnen dienen als Garant für besonders spektakuläre Rallye-Action. Michelin unterstützt die Werks-Teams von Citroën, Mini und Ford mit der jüngsten Entwicklungsstufe des bespikten X-Ice North-Reifens.

Auch wenn es auf den ersten Blick geradezu paradox wirkt: Die Rallye Schweden zählt trotz ihrer besonders glatten Wertungsprüfungen zu den schnellsten Läufen im WM-Kalender. Mit ihren gut 300 PS starken World Rally Cars pflügen die Toppiloten zum Teil mit Tempo 200 durch die von hohen Schneewänden eingefassten Naturstraßen und zirkeln ihre Turbo-Allradler dabei mit zentimetergenau am skandinavischen Baumbestand vorbei. Die Rallye Schweden zählt ganz ohne Zweifel zu den aufregendsten Motorsport-Ereignissen des Jahres.

Möglich machen diese geradezu artistischen Manöver unter anderem auch die speziellen Winterreifen von Michelin. Den MICHELIN X-Ice North hat die Premiummarke für die Vorjahresveranstaltung komplett neu entwickelt und anhand der 2011 gesammelten Erfahrungen nochmals modifiziert. Dabei blieb die Reifengröße mit 17/65-15 unverändert. Neu sind Form, Material und Profil der 380 Spikes. Diese insgesamt 20 Millimeter langen Wolfram-Metallstifte vereinen eine hohe Widerstandsfähigkeit mit nochmals höherer Leistungsfähigkeit und verbinden auf diese Weise hohe Sicherheit mit einem gesteigertem Grip auf den eisigen Pisten Schwedens. „Die Autos verändern sich von Jahr zu Jahr. Diesem Evolutionsprozess müssen wir uns anpassen“, erklärt Jacques Morelli, verantwortlich für das Rallye-Programm von Michelin. „Bei der letztjährigen Rallye Schweden haben unsere Entwickler und Techniker wertvolle Daten gesammelt, die uns geholfen haben, den Reifen für diese Saison nochmals zu optimieren. Im Fokus stand dabei vor allem, wie weit die Spikes aus dem Reifen herausragen: Statt 6,8 Millimeter wie im vergangenen Jahr sind es nun sieben Millimeter. Das sorgt für nochmals besseren Halt im tiefen Schnee.“

Zur Verfügung steht diese neue Version des MICHELIN X-Ice North ausschließlich den von Michelin ausgerüsteten World Rally Cars (WRC), darunter auch die Fahrzeuge der Werks-Teams von Citroën, Mini und Ford. Jeder Fahrer kann sich dabei aus einem Kontingent von 35 Pneus bedienen. Insgesamt bringt Michelin 1.140 Exemplare für die WRC-Starter nach Schweden. Für die zahlreichen Teilnehmer aus der Super 2000-Kategorie hält der französische Reifenhersteller das Vorjahresmodell dieses Winterexperten bereit.


Ein großer Teil der Schnee- und Eis-Action der Rallye Schweden findet dieses Mal in Norwegen statt, wo der zweite Saisonlauf am Freitag gastiert. Die beiden übrigen Etappen führen die Rallye-Weltelite dann wieder in die Region rund um den Flughafen von Hagfors, wo traditionell der Service-Park beheimatet ist.

Anders als noch in vergangenen Saison stattet die diesjährige Rallye Schweden dem Nachbarland dabei nicht nur einen kurzen Besuch ab. Bereits am Freitagmorgen überqueren die Teilnehmer die Grenze im Laufe der zweiten Wertungsprüfung (WP), der 27,07 Kilometer langen „Mitandersfors“ – die zugleich die längste Prüfung des Wochenendes ist und direkt am Wohnhaus von Ford-Werksfahrer Petter Solberg vorbeiführt. Erst am späten Nachmittag – nachdem sie sechs Wertungsprüfungen über insgesamt 108,68 Kilometer in Norwegen absolviert haben – kehren Loeb, Hirvonen, Latvala & Co. für die WP 9 „Torsby“ wieder nach Schweden zurück. Die Prüfungen auf norwegischem Boden („Opaker“, „Kirkenaer“ und „Finnskogen“) werden jeweils zwei Mal gefahren. Der mittägliche Remote-Service – eine Art ausgelagerte Miniatur-Service-Zone, um weite Verbindungsetappen zu sparen – findet in Kongsvinger statt. Das Regrouping in der Innenstadt von Torsby, bei dem das Teilnehmerfeld im Falle von Verzögerungen im Zeitplan wieder zusammengezogen wird, dürfte bei den Rallye-begeisterten Skandinaviern für Volksfeststimmung sorgen.

Am Ende der Freitags- und Samstagsetappen steht der abendliche Service in Hagfors auf dem Programm. Danach machen sich die Fahrer auf die 85 Kilometer lange Reise in das südlich gelegene Karlstad. Dort geht sowohl die Startzeremonie als auch die Zieldurchfahrt über die Bühne. Zudem ist die Pferderennbahn der Provinz-Metropole am Donnerstag und Freitag jeweils Schauplatz der „Super-Special“-Prüfung.

Am Samstag und Sonntag nehmen die WM-Piloten einige Klassiker unter die Räder – darunter die Wertungsprüfung „Vargasen“ inklusive der legendären Sprungkuppe „Colin’s Crest“. Mit „Sagen“, „Fredriksberg“, „Lesjöfors“ und „Rämmen“ stehen weitere berühmte Prüfungen an. Die 4,66 Kilometer lange Power Stage „Hagfors“ – auf der die schnellsten drei Fahrer noch einmal Zusatzpunkte sammeln – bildet dann den Abschluss. Insgesamt führt die Rallye Schweden 2012 über 1.842,60 Kilometer, davon 349,16 Kilometer auf Zeit, die in 24 Wertungsprüfungen unterteilt sind.

Neu: Das Qualifying feiert Premiere im Rallye-Sport

Los geht es bereits am Donnerstagmorgen um 10.33 Uhr Ortszeit mit der Qualifying-Prüfung „Rada“ in der Nähe von Hagfors. Eine Premiere, denn erstmals wird die Startreihenfolge für die gesetzten Fahrer der Prioritäts- 1- und -2-Stufe für die erste Rallye-Etappe anhand dieses Zeitfahrens festgelegt. Dabei gilt: Der Schnellste des Qualifyings darf sich als erster die Startposition für den Freitag aussuchen. Etappe Nummer 2 und 3 nehmen die Prioriätsfahrer dann gemäß des Zwischenstandes am Ende des Vortages in Angriff – in umgekehrter Reihenfolge. Vorteil: Taktisches Langsamfahren, um einem Konkurrenten für die nächste Etappe den ungeliebten Vortritt zu überlassen, entfällt.


Neu sortiertes Fahreraufgebot als Garant für Höchstspannung

Die Fans der Rallye Schweden dürfen sich bei bis zu minus 30 Grad Celsius auf einen heißen Kampf um den Sieg freuen – die Liste der Favoriten ist reich besetzt und bunt gemischt. Einzige Gemeinsamkeiten aller Aspiranten auf eine Topplatzierung: Sie gehen auf Spike-Reifen von Michelin in die Loipe.

Besonders große Chancen rechnen Insider dabei dem Werksteam von Ford zu. Seit 2006 ist die Mannschaft von Malcolm Wilson bei diesem WM-Klassiker ungeschlagen. Im vergangenen Jahr krönte Ford die Premiere des neuen Fiesta RS WRC sogar mit einem Dreifachsieg. Und mit Jari-Matti Latvala sowie Ex-Weltmeister Petter Solberg schickt Ford zwei erfahrene Skandinavier ins Rennen, die beide schon einmal in Schweden gewonnen haben.

Harte Konkurrenz erwächst der britischen Werks-Equipe naturgemäß durch Citroën. Die dominante Marke der vergangenen Dekade hat sich schlagkräftig verstärkt: Neben dem achtfachen Weltmeister Sébastien Loeb – dem Franzosen gelang es 2004 als bislang einzigem Mitteleuropäer, diese Bastion der Skandinavier zu schleifen – greift fortan Mikko Hirvonen ins Lenkrad des Citroën DS3 WRC. Der Finne war in den vergangenen beiden Jahren in Schweden unschlagbar und hat sich am vergangenen Wochenende mit dem Sieg bei der norwegischen Rallye Finnskog bestens vorbereitet.

Als Außenseiter könnten vor allem die zahlreichen privaten Fiesta RS WRC-Piloten für Überraschungen sorgen – so zum Beispiel die Norweger Henning Solberg, Eyvild Brynildsen und Mads Östberg oder auch der in Schweden immer schnelle Finne Jari Ketomaa. Das Super 2000-Lager schaut mit Interesse wieder auf das Abschneiden des Volkswagen-Werkspiloten Sébastien Ogier, der mit seinem ebenfalls auf Reifen von Michelin rollenden Skoda Fabia S2000 bereits bei der „Monte“ das Establishment kräftig durcheinandergewirbelt hat.

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