BP Nr2
14. November 2011

Loeb zum achten mal Weltmeister

Nach dem Ausfall von Mikko Hirvonen stand Sébastien Loeb mit Beifahrer Daniel Elena bereits früh als alter und neuer Weltmeister fest. Ein Unfall riss ihn aus der Rallye. foto citroenrecing

Er hat es wieder einmal geschafft: Sébastien Loeb krönte sich gemeinsam mit seinem Beifahrer Daniel Elena beim Saisonfinale in den Wäldern von Wales zum achten Mal in Folge zum Rallye-Weltmeister. Das erfolgreiche Duo bescherte Michelin damit den insgesamt 40. Weltmeistertitel seit Einführung der WM. Loebs Hauptkonkurrent Mikko Hirvonen – ebenfalls mit Reifen von Michelin ausgestattet – musste seine Hoffnungen auf den Titel nach einem Unfall schon am Freitag begraben.

Bei der Rallye Spanien konnten Citroën und Michelin bereits den Gewinn des Konstrukteurs-Titels in der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft feiern. An diesem Wochenende krönte Sébastien Loeb seine Bilderbuchkarriere beim Saisonfinale in Großbritannien mit dem achten Weltmeistertitel. Damit sicherte sich der Elsässer einen Platz in den Geschichtsbüchern: Bis dato gelang es keinem anderen Motorsportler, acht WM-Titel zu erringen. Sébastien Loeb (Citroën DS3 WRC) und Mikko Hirvonen (Ford Fiesta RS WRC) setzten in dieser Saison ebenso wie die übrigen Top-Piloten von Citroën, Ford und MINI auf MICHELIN Reifen. Vor dem Finale in Wales trennten sie lediglich acht Punkte.

Loeb und Hirvonen liefern sich spannendes Sekundenduell

Die Wales-Rallye Großbritannien begann am Donnerstag wie erwartet mit dem spannenden Duell zwischen den beiden Titelaspiranten. Direkt von Beginn an lieferten sie sich einen Kampf um Sekundenbruchteile. Den Reifen vom Typ MICHELIN Latitude Cross S1 kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Obwohl die ersten beiden Wertungsprüfungen (WP) auf Asphalt gefahren wurden, durften die World Rally Cars (WRC) reglementbedingt nur mit Schotterpneus an den Start gehen. Der amtierende Weltmeister Sébastien Loeb ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und lobte die Performance der MICHELIN Latitude Cross S1: „Mit meinen Schotterreifen bin ich sehr zufrieden. Das war schon eine ganz spezielle Prüfung.“ Das bekam auch sein Teamkollege Sébastien Ogier zu spüren, der seinen DS3 WRC bei einem Ausrutscher so nachhaltig beschädigte, dass er unter dem SupeRally-Reglement erst wieder am Freitag an den Start gehen konnte.

Nach der zweiten Wertungsprüfung („Great Orme 2“) trennten den zweitplatzierten Loeb und Hirvonen auf Rang drei nur drei Sekunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jari-Matti Latvala in seinem MICHELIN bereiften Ford Fiesta RS WRC die Führung erobert. Doch schon auf Wertungsprüfung 3 – der ersten Schotterprüfung – setzte sich Loeb an die Spitze des Klassements. Sein finnischer Konkurrent Mikko Hirvonen blieb ihm mit nur 0,7 Sekunden Rückstand dicht auf den Fersen. Dahinter folgten mit Latvala, Petter Solberg (Citroën), den beiden MINI Countryman WRC von Kris Meeke und Dani Sordo sowie Mads Östberg (Ford) fünf weitere Michelin Piloten.

Doch der Fokus lag bei diesem hochspannenden Saisonfinale klar auf den beiden Hauptdarstellern Loeb und Hirvonen. Die brannten bei den Wertungsprüfungen abwechselnd Bestzeiten in den walisischen Schotter: Loeb sicherte sich die zweite und vierte, Hirvonen die dritte, fünfte und sechste Prüfung. Hier ging der Ford-Finne dann auch erstmals in Führung. Loeb folgte mit nur 0,4 Sekunden Rückstand – die Zuschauer waren aus dem Häuschen. Die Protagonisten boten ihren Fans das erhoffte Herzschlagfinale.


Hirvonens Titelhoffnungen zerschellen an einem Baumstumpf

Die Spannung verpuffte dann jedoch auf der siebten Wertungsprüfung schlagartig an einem Baumstumpf: Mikko Hirvonen verpasste einen Bremspunkt, das Heck seines Fiesta touchierte eine Böschung und zwang das World Rally Car in einen Dreher. Dabei traf die Front des Ford ausgerechnet einen Baumstamm, der sich durch den Kühler bohrte. Der 1,6-Liter-Turbomotor verlor infolge dessen seine Kühlflüssigkeit. Hirvonen und sein Copilot Jarmo Lehtinen konnten ihre Fahrt zwar fortsetzen, kamen jedoch mit einem Rückstand von 3,53 Minuten auf den nun führenden Loeb ins WP-Ziel. Auf der rund 100 Kilometer langen Verbindungsetappe zum anschließenden Mittags-Service überhitzte Hirvonens Motor aufgrund des fehlenden Kühlwassers so stark, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. Die Ford-Mechaniker versuchten im Service-Park alles Menschenmögliche, um dem sympathischen Finnen den Restart am Samstag zu ermöglichen.

Derweil passte Loeb seine Taktik den Geschehnissen an. Als der Himmel am Freitagnachmittag erneut seine Schleusen öffnete, setzte der 37-Jährige auf Sicherheit statt auf Bestzeiten. Wie bereits am Donnerstag sorgten die teils starken Regenfälle für extrem rutschige Bedingungen – eine Herausforderung nicht nur für die Piloten, sondern auch für die Reifen. Die Pneus von Michelin sorgten aber auch im walisischen Schlamm für optimalen Grip.

Am Ende der letzten Freitagsprüfung (WP 11) lag Sébastien Loeb weiter in Führung und gestand: „Im Moment läuft alles zu meinen Gunsten. Wir wollten möglichst problemlos durchkommen. Jetzt warten wir ab, ob Mikko morgen zurückkommen wird. Sollte er nicht starten, werden Daniel (Elena) und ich schon morgen früh Weltmeister sein. Wenn er doch noch einmal zurückkehrt, dann müssen wir sehen. Aber auch wenn es Mikko nicht schaffen sollte, werde ich vielleicht versuchen, die Rallye zu gewinnen.“ Hirvonens Teamkollege Jari-Matti Latvala und Beifahrer Miikka Anttila profitierten am Freitagnachmittag von der taktischen Fahrweise des Citroën-Piloten. Der junge Finne sicherte sich drei der vier verbleibenden Tagesprüfungen und verkürzte bis zum Abend den Rückstand auf Loeb von 17,7 auf 1,1 Sekunden. Grund zur Freude gab es unterdessen im Lager von MINI: Kris Meeke verbuchte mit dem Countryman WRC die erste Bestzeit auf Schotter (WP 9).



Loeb stand bereits vorzeitig als Rallye-Weltmeister 2011 fest

Tiefe Trauer herrschte dann am späten Freitagabend im Ford-Lager. Teamchef Malcolm Wilson musste das endgültige Aus aller Titelträume für 2011 verkünden. An einen Restart von Mikko Hirvonen war nicht mehr zu denken: „Der Motor ist einfach zu stark beschädigt, weil durch den Schaden das gesamte Kühlwasser ausgelaufen und das Triebwerk überhitzt ist.“ Damit standen Sébastien Loeb und Daniel Elena bereits vor der Samstagsetappe als alte und neue Weltmeister fest. Dennoch gab der Franzose weiter Vollgas. Bereits auf der ersten Prüfung am Morgen („Hafren 1“, WP 12) war er schneller als der Rest des Feldes. Doch Jari-Matti Latvala wollte unbedingt seinen ersten Saisonsieg einfahren und markierte auf vier der sechs Samstagsprüfungen die Bestzeit.

Der Lohn: Vor dem letzten Rallye-Tag lag der Ford-Finne mit 6,1 Sekunden Vorsprung auf Loeb in Führung – und zeigte sich betont kämpferisch: „Heute Nachmittag lief es für uns richtig, richtig gut. Bereits gestern Nachmittag waren wir flott unterwegs. Nur die morgendlichen Prüfungen fielen uns etwas schwer. Am Sonntag muss ich direkt vom Start weg voll konzentriert sein und einen kühlen Kopf bewahren. Denn ich will diesen Sieg unbedingt. Vielleicht sorgt Loebs Titelgewinn ja dafür, dass ihm der letzte Funke fehlt. Ich jedenfalls habe das nötige Feuer. Ganz sicher!“

Auch auf der Samstagsetappe der Rallye Großbritannien stellte Michelin einmal mehr die Leistungsfähigkeit seiner Reifen eindrucksvoll unter Beweis – und dies unter schwierigen äußeren Bedingungen. Jacques Morelli, verantwortlich für das Rallye-Programm von Michelin, erklärte: „Hier müssen die Reifen eine gute Seitenführungskraft, optimale Traktion und bestmögliche Bremsleistung vereinen. Nicht zu vergessen natürlich die obligatorische Widerstandsfähigkeit gegen mögliche Reifenschäden. Denn jedes Auto, das über die Prüfungen fährt, wirbelt Steine auf. Und dennoch haben wir diesbezüglich keinerlei Probleme zu beklagen.“ Die hohe Leistungsfähigkeit der MICHELIN Latitude Cross unterstrich ein Blick in das Gesamtklassement: Am Samstagabend waren die ersten sechs Plätze fest in Händen der MICHELIN Piloten.



Loeb scheidet nach Unfall auf der Verbindungsetappe aus

Zum Start der Sonntagsetappe unterstrich Ford-Pilot Jari-Matti Latvala seine Siegesambitionen. Der Finne fuhr auf der 14,93 Kilometer langen WP 18 („Halfway 1“) die Bestzeit und nahm Sébastien Loeb weitere 1,4 Sekunden ab. Die beiden Kontrahenten lagen vor den letzten vier Prüfungen nur 7,5 Sekunden auseinander. Doch dann schlug bei der Wales-Rallye Großbritannien erneut das Schicksal zu: Auf der Verbindungsetappe kollidierte der alte und neue Weltmeister Sébastien Loeb mit einem Fahrzeug. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, doch der Citroën DS3 WRC war so stark beschädigt, dass Loeb und sein Beifahrer Daniel Elena die Rallye aufgeben mussten. Damit war der Weg frei für Latvalas ersten Saisonsieg. Mads Östberg rückte aufgrund des Ausfalls von Loeb auf den zweiten Platz vor. Mit dem dritten Platz komplettierte Henning Solberg den Dreifachtriumph für Ford.



Sébastien Ogier gewinnt die „Power Stage“

Nachdem er bereits am Donnerstag aufgrund eines Fahrfehlers aus dem Kampf um den Sieg ausgeschieden war, trumpfte Sébastien Ogier zum Ende der Rallye mit zwei WP-Bestzeiten auf. Unter anderem sicherte er sich drei Extrapunkte auf der abschließenden „Power Stage“. Dani Sordo – der nach einem Unfall in der Gesamtwertung aussichtslos zurücklag – fuhr die zweitschnellste Zeit. Jari-Matti Latvala sicherte sich auf der letzten Prüfung mit Platz drei zusätzlich zu den 25 Punkten für den Gesamtsieg einen Extra-Zähler.

Rallye Großbritannien, 13. von 13 Läufen zur Rallye-WM 2011:

1. Latvala / Anttila Ford Fiesta RS WRC Michelin 3:27.03,5Stunden
2. Östberg / Andersson Ford Fiesta RS WRC Michelin 3.42.9min. zurück
3. H. Solberg / Minor Ford Fiesta RS WRC Michelin 7.05.1min. zurück
4. Meeke / Nagle MINI Cooper WRC Michelin 7.12.3min. zurück
5. Wilson / Martin Ford Fiesta RS WRC Michelin 8.57.min. zurück
6. Tänak / Sikk Ford Fiesta RS WRC 9.27.1min. zurück
7. Novikov / Giraudet Ford Fiesta RS WRC Michelin 9.47.7min. zurück
8. Kuipers / Miclotte Ford Fiesta RS WRC Michelin 10.12.7min. zurück
9. Block / Gelsomino Ford Fiesta RS WRC Michelin 16.01.2min. zurück
10. Araùjo / Ramalho MINI Cooper WRC Michelin 17.01.6min. zurück

Ergebnis PowerStage WP 23 (Monument 2):

Fahrer Marke Reifenpartner Punkte
1. Sébastien Ogier Citroën Michelin 3
2. Dani Sordo MINI Michelin 2
3. Jari-Matti Latvala Ford Michelin 1

WM-Endstand Fahrerwertung nach 13 von 13 WM-Läufen:

Fahrer Marke Reifenpartner Punkte
1. Sébastien Loeb Citroën Michelin 222
2. Mikko Hirvonen Ford Michelin 214
3. Sébastien Ogier Citroën Michelin 196
4. Jari-Matti Latvala Ford Michelin 172
5. Petter Solberg Citroën Michelin 110
6. Mads Östberg Ford Michelin 88
7. Matthew Wilson Ford Michelin 63
8. Dani Sordo MINI Michelin 59
9. Henning Solberg Ford Michelin 59
10. Kimi Räikkönen Citroën Michelin 34

WM-Endstand Teamwertung nach 13 von 13 WM-Läufen:

Marke Reifenpartner Punkte
1. Citroën Total WRT Michelin 403
2. Ford Abu Dhabi WRT Michelin 376
3. M-Sport Stobart Ford Michelin 178
4. Petter Solberg WRT Michelin 98
5. FERM Power Tools Michelin 54
6. Team Abu Dhabi Michelin 54
7. Munchis Ford WRT Michelin 38
8. Monster WRT Michelin 27
9. Van Merksteijn M Michelin 16
10. Brazil WRT Michelin 7

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