BP Nr2
18. Dezember 2012

Topstars unter sich


Ein hochkarätiges Fahrerfeld zeichnet die 30. Jännerrallye 2013 aus. Die tschechische Elite wird von Österreichs Spitzenpiloten gefordert. Der Geheimfavorit auf den Sieg in Freistadt kommt aber aus Frankreich und heißt Bryan Bouffier.

Mit der Jännerrallye 2013 geht die österreichische Meisterschaft in eine neue Saison genauso wie das tschechische Championat, zu dem das Motorsport-Highlight im Mühlviertel traditionell wiederum zählt. Angelockt werden jedoch die Topstars unter Europas Rallye-Assen durch den Umstand, dass die Jännerrallye gleichzeitig den Auftakt zur ERC, der European Rallye Championship bildet.
Und im Zuge dessen wird sich nicht nur die tschechische, sondern auch Österreichs Elite durch die Gegend rund um Freistadt jagen. So kommt es zum pikanten Duell der Meister beider Länder zwischen Raimund Baumschlager und Jan Kopecky, die beide im Skoda Fabia S2000 sitzen. Baumschlager konnte die Jännerrally schon drei Mal gewinnen, Kopecky ist nach seinem Sieg im heurigen Jahr Titelverteidiger. Doch aus rotweißroter Sicht machen sich auch der entthronte und deshalb topmotivierte Ex-Meister Beppo Harrach (Mitsubishi Evo IX) sowie der zuletzt immer stärker gewordene Mario Saibel (Mitsubishi Evo X) und Kris Rosenberger im VW Polo S2000 berechtigte Hoffnungen auf Spitzenplatzierungen.

Die S2000-Fraktion im Mühlviertel wird hauptsächlich von tschechischen Piloten gebildet. Dies dafür aber von den allerbesten. Pavel Valousek kommt mit seinem Peugeot 207, Jaromir Tarabus, Antonin Tlustak und Roman Odlozilik mit ihren Skodas. Nicht zu vergessen der ebenfalls schon dreifache Jännerrallye-Triumphator (2005, 2007, 2008) Vaclav Pech mit dem Mini Cooper. Und auch der tschechische 2WD-Meister Jan Cerny will mit einem Skoda Fabia im Konzert der Großen mitspielen.

Sie alle müssen sich jedoch in Acht nehmen vor dem geheimen Favoriten Bryan Bouffier. Der 34-jährige Peugeot-S2000-Pilot hat mit dem ehemaligen französischen Rallye-Ass Philippe Bouffier einen namhaften Vater, der ihm auch die Weichen für seine Profikarriere stellte. Diese erreichte nach starken Vorstellungen in der französischen Meisterschaft 2006 einen ersten Höhepunkt, als Bryan Bouffier die Rallye Antibes Cote d’Azur gewinnen konnte. Ein Jahr darauf gewann er vier von sechs Rallyes in der polnischen Meisterschaft und sicherte sich dort den Titel. Diesen verteidigte er auch 2008 und 2009, ehe ihn dann 2010 wieder die französische Meisterschaft lockte. Dort prolongierte Bouffier seinen Siegeszug und krönte sich mit drei Siegen und drei weiteren Podiumsplätzen auch in seinem Heimatland erstmals zum Staatsmeister. 2011 bestritt Bryan Bouffier seine erste komplette Saison in der Intercontinental Rally Challenge (IRC), wo er zum Einstand gleich die Rallye Monte Carlo gewinnen konnte. Nach einem zweiten Platz in Yalta (Ukraine) und zwei dritten Plätzen in San Remo und Schottland beendete er die IRC auf dem guten fünften Platz.

Ein weiterer Franzose mit Sieger-Gen im Starterfeld ist sicherlich Francois Delecour im Peugeot 207 S2000. Der 50-jährige WRC-Held vergangener Tage hatte seinen Karriere-Höhepunkt im Jahr 1993, als er sich trotz drei WM-Siegen (Portugal, Korsika, Spanien), zwei zweiten Plätzen (Monte Carlo, Neuseeland) und einem dritten Rang (San Remo) ganz knapp dem Finnen Juha Kankkunen in der Gesamtwertung geschlagen geben musste. Im Jahr darauf feierte Delecour in Monte Carlo seinen vierten und bislang letzten Sieg in einem WM-Lauf, doch mit einigen Podestplätzen blieb er im Geschäft und hat bis heute nichts von seinem guten Ruf als absoluter Spitzenpilot verloren.

Für weitere Begeisterung unter den Rallye-Nostalgikern wird in Freistadt wieder Stig Blomqvist sorgen. Der schwedische Rallye-Weltmeister des Jahres 1984 bringt im Mühlviertel einen Mitsubishi Evo IX zum Einsatz.

Ein hochinteressanter Mann ist auch Kajetan Kajetanowicz. Der 32 Jahre alte Pole ist Meister seines Landes der letzten drei Jahre und wird einen Subaru Impreza durchs Mühlviertel jagen.

Absolut Jännerrallye-bekannt ist Jaroslav Orsak. Heuer fuhr der Tscheche hinter dem 2013 fehlenden Manfred Stohl auf den achten Platz. Allerdings ist der Draufgänger im Mitsubishi Evo IX - wie zahlreiche Internet-Auftritte belegen - auch jederzeit für spektakuläre Abflüge gut.

Konstanz gepaart mit Routine versprechen hingegen Hermann Gaßner/Karin Thannhäuser. Das in Freistadt immer wieder gerne gesehene Duo kommt mit einem Mitsubishi Evo X. Vier deutsche Meistertitel (1995, 2003, 2007, 2008), drei Gesamtsiege im Mitropacup (2007, 2008, 2010) und ein österreichischer Staatsmeistertitel in der Gruppe N (2005) sind nur Auszüge aus der Erfolgsstatistik der beiden Bayern.

Aus nationaler Sicht gilt die Aufmerksamkeit im Mühlviertel natürlich immer wieder den Protagonisten aus der Gegend rund um Freistadt, die diesmal auch um ERC-Punkte mitfighten. Was die Kombination aus Talent und Streckenkenntnis bewirken kann, haben beispielsweise David Glachs und Martin Fischerlehner 2011 eindrucksvoll bewiesen, als sie mit ihren Mitsubishi Evo V die Favoriten sogar mit SP-Bestzeiten verwirrten und lange Zeit vorne mithalten konnten. Beide Piloten lenken bei der Jännerrallye 2013 einen Mitsubishi Evo IX, wobei bei Fischerlehner die Freude besonders groß ist. Durch die tatkräftige Unterstützung von Schlager Rallye Sport konnte der ehemalige Radsport-Profi nämlich ein Auto vom WM-erprobten tschechischen K.I.T. Racing Team an Land ziehen.

Bereits zum „Jännerrallye-Inventar“ gehört Ernst Haneder. Der 41-jährige Bäckermeister aus St. Oswald bei Freistadt zählt nicht nur seit Jahren zu den Unterstützern der Rallye, sondern vermag mit seinem Mitsubishi Evo IX stets seine Fans zu begeistern bzw. sogar in den Top ten mitzumischen. Ebenso übrigens wie der Pregartner Johannes Keferböck (im Mitsubishi Evo IX) und der Steirer Mario Klammer (der vom Opel Corsa in einen Subaru Impreza aus dem Hause Stengg rochiert).

Zweifellos spannend wird in Oberösterreich auch die immer beliebter, weil immer attraktiver werdende 2WD-Klasse verlaufen. Dort versuchen heuer mit Hermann Neubauer (Suzuki Swift 1600) und Hannes Danzinger (Renault Clio) zwei der hoffnungsvollsten Rallyefahrer Österreichs auf internationalem Parkett Fuß zu fassen. Sie bestreiten ihre Saison ausschließlich im Rahmen des ERC-Kalenders, weshalb man den Salzburger bzw. Niederösterreicher 2013 wohl nur bei der Jännerrallye auf heimischem Boden in Aktion sehen wird. Dadurch steigen die Chancen auf den österreichischen Titel in dieser Kategorie für Michael Böhm. Der 38-jährige Niederösterreicher bestreitet das kommende Jahr komplett im Suzuki Swift Super 1600 und sucht zumindest im Mühlviertel das internationale Duell mit
Danzinger und Neubauer. Böhm, dem bei der diesjährigen Jänner Rallye mit dem "alten" Fiat Stilo einige 2WD Bestzeiten gelangen, wird auch 2013 versuchen ganz vorn zu landen.

Mitmischen will in diesem Dreikampf auch Raffael Sulzinger. Der 27-jährige Passauer im Ford Fiesta ist aktueller ADAC Junior Champion in Deutschland und auch in Österreich als Staatsmeister der Division III im Jahr 2010 kein Unbekannter. Gefahr könnte hier aber auch vom Russen Anton Titov (Citroen DS3) und vom bekannten Slowenen Rok Turk drohen.

In den nicht zur European Rallye Championship zählenden Klassen 12 und 14 (nationale Division P2) werden den Enthusiasmus der Motorsport-Liebhaber Christof Klausner und Niki Glisic zu schüren wissen. Der Steyrer Klausner wirft seinen Audi Urquattro in die Schlacht, den er im Jahr 2005 von einem Schrotthändler in Salzburg um 4000 Euro erstanden hat. Seither hat er rund 70.000 Euro in den legendären Rallye-Boliden gesteckt. Und wenn Drift-Spezialist Glisic seinen BMW M3 durch die Kurven im Mühlviertel wirft, schlägt sowieso jedes Rallye-Herz im Grenzbereich. Ein toller Aufputz kommt hier noch aus Deutschland dazu. Aaron Burkhardt, der Rallye-Juniorenweltmeister 2010, hat seinen Jännerrallye-Auftritt mit einem Lancia Delta Integrale zugesagt.

Stimmen der Piloten bei der Pressekonferenz in Linz

Raimund Baumschlager: „Die Jännerrallye ist eine wahnsinnig schwierige Rallye. Ich bin schon so lange hier dabei, aber es gelingt mir immer wieder, einen Fehler einzubauen. Das zu verhindern muss unser Ziel sein. 150.000 Zuschauer werden uns wieder pushen. Ich werde wiederum alles geben, denn vieles von unserem Budget steckt in der Jännerrallye. Die Tests sind gut verlaufen, und unser Skoda ist ausgereizt bis ins Letzte. Aber das Starterfeld ist wirklich enorm stark, wenn wir da vorne dabei sein wollen, muss uns schon Außergewöhnliches gelingen.“

Beppo Harrach: „Wir sind hier immer sehr gut unterwegs gewesen. Im Feld der S2000-Autos halten wir die Fahnen der Gruppe-N-Boliden hoch. Aber wenn unser Auto gut läuft, sind wir konkurrenzfähig. In Anbetracht des starken Starterfeldes werden wir uns darauf konzentrieren, vor allem Raimund Baumschlager einen harten Kampf zu liefern. In den letzten zwei Jahren waren wir vor ihm, wenn uns das diesmal auch gelingt, sind wir zufrieden.“

Hermann Neubauer: „Mein Ziel war es immer, eine ganze Saison international zu fahren. Für 2013 schaut es momentan so aus, als ob das möglich wäre. Sechs Starts hätte ich im Plan. In Österreich wird die Jännerrallye mein einziger Start sein. Mit dem Suzuki vom Max Zellhofer bin ich schon vertraut, weil ich das Auto ja schon einmal im Rahmen der Staatsmeisterschaft gelenkt habe. Mit Hannes Danzinger im Renault Clio, der nächstes Jahr ebenfalls international unterwegs sein wird, habe ich einen sehr starken Gegner. Er ist mein Freund und wird mein Gradmesser sein.“

David Glachs: „Ich bin heuer vom Evo V auf einen Mitsubishi Evo IX gewechselt. Das ist ein völliges Neuland für uns. Mit so einem starken Auto hoffen wir, konkurrenzfähig zu sein. Schau‘n wir mal, was es wird.“

Martin Fischerlehner: „Auch wir haben ein Evo-IX-Projekt auf die Füße stellen können. Ich bin erst vier Kilometer mit diesem Auto gefahren, wir sind also noch am Lernen der neuen Technik. Das Wetter wird wie immer in Freistadt eine große Rolle spielen. Aber ich setz‘ mich ins Auto und fahre mal drauf los. Rein rechnerisch müssten wir mit diesem Auto schneller sein als mit dem Evo V.“

Ernst Haneder: „Ich habe mir heuer mehr Zeit für die Vorbereitung genommen. Das Auto wird von Baumschlager Racing betreut, meine Beifahrerin wird Daniela Ertl sein, das waren meine Wunschkandidaten. Ich werde wie immer mein Bestes geben.“

Michael Böhm: „Ich fahre die nächste Saison mit einem Suzuki 1600 aus dem Hause Max Zellhofer. Unser Ziel ist klipp und klar der Meistertitel in der 2WD-Klasse. Ich bin schon gespannt, welche Witterungsbedingungen uns im Mühlviertel erwarten werden.“

Raffael Sulzinger: „Ich bin ein halber Deutscher und ein halber Österreicher. Deshalb weiß ich noch nicht genau, in welche Richtung unsere Saison 2013 gehen wird. Für Ford Österreich sind wir jetzt einmal bei der Jännerrallye mit einem Fiesta unterwegs. Da liegen wir zwar kräftemäßig hinter den anderen 2WD-Konkurrenten, aber ich denke, wenn uns die Wetterbedingungen ein wenig entgegenkommen, ist schon ein bissel was drinnen. “

Niki Glisic: „Mein Auto ist 26 Jahre alt. Ich werde mit einem tschechischen Copiloten unterwegs sein. Das klingt nach Abenteuer und wird wohl auch eines werden. Aber wir freuen uns darauf, weil die Jännerrallye immer wieder ein einzigartiges Flair hat.“


Programm 30. Int. Jänner Rallye 2013 in Freistadt



Donnerstag, 3. Jänner 2013

07.30 – 13.00 Uhr Administrative Abnahme in der Rallyeleitung (Adam Halle)

08,30 – 13,30 Uhr Technische Abnahme in der Messehalle Freistadt – alle
Motorsportbegeisterten können die technische Abnahme in der Messehalle Freistadt live erleben.

10.00 – 15.00 Uhr Shakedown Freistadt/Trölsberg

ab 8.00 Uhr Gastro-Betrieb in der Freistädter Messehalle

ab 9.00 Uhr aktuelle Informationen und Einstimmung auf die 30. Int. Jänner-
rallye, Ausstellung 30 Jahre Jännerrallye

16.00 – 17.00 Uhr Präsentation der Rallyeteilnehmer am Freistädter Stadtplatz

18.00 – 18.20 Uhr Begrüßung und Eröffnung

18.20 – 19.00 Uhr Ehrung der OÖ-Motorsportstaatsmeister 2012

19,00 – 21,30 Uhr Präsentation der Rallyeteilnehmer/ Ceremonial Start


Freitag, 4. Jänner 2013

07.30 Uhr Start 1. Tagesetappe Servicepark

10.40, 14.25,17.45 Regrouping Freistädter Messehalle

19.30 – 20.30 Uhr Live-Bilder vom Tag

20.40 Uhr Ankunft 1. Tagesetappe Freistädter Messehalle


Samstag, 5. Jänner 2013

07.10 Uhr Start 2. Tagesetappe Servicepark

10.20 u. 14.47 Uhr Regrouping Freistädter Messehalle

17.05 Uhr Zielankunft Messehalle Freistadt

18.30 Uhr Geschichte der Jännerrallye; Talkshow mit den Siegern von
1969 – 2013, moderiert von Jimmy Riegler
20.30 – 21.00 Uhr Live Musik mit der Energy Coverband Teil 1

20.30 Uhr Autogrammstunde mit den Topfahrern

21.00 Uhr Siegerehrung Jännerrallye 2013, Freistädter Messehalle

22.00 Uhr Live Musik mit der Energy Coverband Teil 2

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