BP Nr2
06. Jänner 2013

Eine halbe Sekunde entschied die Jänner-Rallye 2013

Traditionsgemäß eröffnete die Jännerrallye den europäischen Rallyeauftakt. Bei der Jubiläumsauflage, die Rallye ging heuer zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt über die Bühne. Der Klassiker zählte nicht nur zur tschechischen und österreichischen Meisterschaft, sondern bildete auch gleichzeitig den Auftakt zur ERC (FIA European Rally Championship). Da die bisherige IRC von der FIA aus dem Kalender genommen wurde und weil Eurosport als neuer Promotor der ERC eingestiegen ist, erfuhr die Jännerrallye eine enorme Aufwertung. Dies wurde auch durch den Start vieler prominenter internationaler Teams dokumentiert.

Diese Tatsache führte dazu, dass am Jahresbeginn, trotz der heuer besonders schwierigen Wetterbedingungen, rund 120.000 Besucher ins Mühlviertel gekommen sind. Damit konnte man das Vorjahresergebnis mit 140.000 Fans nicht ganz erreichen, hier hat auch der Wettergott ganz entscheidend mitgewirkt.

Auf den insgesamt 18 Sonderprüfungen fanden die 85 gestarteten Teams aus 11 Nationen vor allem am ersten Tag sehr schwierige Streckenbedingungen vor. Am Freitag gab es mit Regen, Schnee, Eis und jeder Menge Nebel eine Wettersituation, die man ohne weiteres als echtes „Sauwetter“ bezeichnen kann. Am zweiten Tag der Rallye lagen die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt, damit war nur mehr jede Menge Wasser auf den Strecken, was das Fahren aber nicht leichter machte. Die Piloten haben sehr viel Nervenkraft gebraucht, die Anforderungen an das Fahrkönnen waren heuer besonders hoch.

OK-Chef Ferdinand Staber hatte neuerlich gute Gründe, eine positive Bilanz zu ziehen: „Wir haben wieder enorm viele Zuschauer gehabt, sie alle waren trotz des miesen Wetters gekommen, um bei diesem EM-Auftakt dabei zu sein. Vordergründig war für uns die Sicherheit an der Strecke, diesbezüglich hat alles vorzüglich geklappt. Darüber hinaus gab es sportlich viele spannende Höhepunkte, dies schon allein durch die erstklassige Besetzung. Damit war es möglich den vielen Fans Rallyesport der Extraklasse zu bieten. Sehr gut von den Fans angenommen wurde wieder der aufgelegte Rallyepass der nicht nur den Organisationsablauf beschleunigte, sondern dem Fan auch mehr gezielte Informationen brachte. Mein Dank gilt all unseren Sponsoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Veranstaltung zu unterstützen. Neben dem Dank an die Fans gilt ein spezieller Dank dem Rallyeclub Mühlviertel. Allen Helfern und Funktionären, stellvertretend seien hier Uwe M. Schmidt, Walter Lumetzberger und Peter Schöller erwähnt, ist zu danken. Sie haben vollsten Einsatz gezeigt, auf solche Leistungen kann man mit Recht stolz sein.“

Der sportliche Ablauf:
Nach einem vom Wetter her „verrückten“ ersten Tag wurden die Piloten der 30. Internationalen Jännerrallye in Freistadt auf der zweiten Etappe Tag von weit stabileren Witterungsverhältnissen empfangen. Der erste Europameisterschaftslauf des Jahres gestaltete sich nicht nur von den äußerlichen Einflüssen zwigeteilt, sondern auch aus sportlicher Sicht.

Schon am ersten Tag zog das Trio Jan Kopecky, Raimund Baumschlager und Bryan Bouffier davon, mit etwas Abstand kämpfte ein Pulk weiterer Fahrer um die Plätze abseits des Siegespodests. Diese Konstellation hielt bis erfreulicherweise zum Schluss. Auf der allerletzten Sonderprüfung der Rallye von Bad Zell nach Aisttal kam es zum Showdown. Während sich Raimund Baumschlager taktisch bedingt („Mir sind die Punkte in der österreichischen Meisterschaft zu wichtig“) aus dem Fight um den Sieg im ersten EM-Lauf der Saison ausklinkte, ließen Vorjahrssieger Jan Kopecky und der französische Jännerrallye-Neuling Bryan Bouffier nicht locker.

Der Krimi im Detail: Bouffier ging mit einem 10-Sekunden-Vorsprung auf Kopecky auf die letzten 25 Kilometer der Jännerrallye. Baumschlager sicherte vorerst seinen dritten Platz ab. Dann setzte sich Bouffier wie erwartet an die Spitze, um gespannt auf Kopecky zu warten. Und als der Tscheche ins Ziel kam, leuchtete der Vorsprung von 0,5 Sekunden auf. Unglaublich: Nach insgesamt 248,46 Sonderprüfungskilometern entschieden lächerliche fünf Zehntelsekunden die Jännerrallye 2013 zugunsten des Vorjahrssiegers Jan Kopecky!

Jan Kopecky: „Schönen Dank an Bryan. Es war nervenaufreibender Kampf in einer unglaublich schwierigen Rallye. Ich bin glücklich.“


Bryan Bouffier: „Es war eine verrückte Rallye, so dreckig und so schnell. Jan hat immer Druck gemacht und für mich war es sehr schwer.“
Raimund Baumschlager: „Das war meine schwierigste Jännerrallye. Der Spagat zwischen Attacke und Ankommen im Hinblick auf die heimische Meisterschaft war nicht einfach. Aber ich freue mich, hinter zwei absoluten Spitzen-Werkspiloten platziert zu sein.“

Hinter den drei Hauptdarstellern kämpften die Piloten um wichtige Punkte sowohl in der EM als auch in der österreichischen bzw. tschechischen Meisterschaft, zu denen die Jännerrallye ebenfalls zählte. Der Tscheche Vaclav Pech, der die Traditionsrallye im oberösterreichischen Mühlviertel bereits drei Mal gewinnen konnte, holte schließlich den vierten Platz. Mit einer tollen Performance konnte besonders Beppo Harrach am Samstag aufwarten. Der österreichische Staatsmeister des Jahres 2011 hatte nach einigen Setup- und Reifen-Umstellungen seinen Mitsubishi optimal im Griff und schob sich noch vor dem aktuellen Meister Polens, Kajetan Kajetanowicz, auf den fünften Gesamtrang. Am Ende nur Siebenter und dementsprechend unglücklich war ein großer Name des internationalen Rallyesports. Francois Delecour kämpfte zuerst wie alle anderen Teilnehmer mit den Bodenverhältnissen und im zweiten Abschnitt bis zum Schluss mit der richtigen Reifenwahl. Zudem kassierte der seinerzeitige Vize-Weltmeister noch eine Strafminute wegen eines Stempelfehlers und als Draufgabe im Finish noch einmal zehn Sekunden wegen eines Frühstarts. Delecours Resümee: „Das war ein anstrengendes Wochenende. Wir hatten leider schwere Probleme mit dem Auto.“ Aus österreichischer Sicht ist auch der positive Auftritt von Gerhard Aigner zu erwähnen. Der junge Oberösterreicher wurde als Gesamt-15. Drittbester seines Landes.

In der 2WD-Wertung holte Hannes Danzinger mit Copilotin Kathi Wüstenhagen seinen ersten Sieg in einem EM-Lauf und strahlte dementsprechend. „Das war das angepeilte Ziel. Es ist natürlich eine Riesenfreude, wenn man das dann auch erreicht. Bei uns ist von Anfang an wirklich alles perfekt gelaufen.“

Sonderprüfungs-Bestzeiten: Jan Kopecky 7, Bryan Bouffier 4, Raimund Baumschlager 3, Jaroslav Orsak, Vaclav Pech, Beppo Harrach, Kajetan Kajetanowicz je 1.


Die wichtigsten Ausfälle: Mario Saibel (SP 1/techn. Defekt), Michael Böhm (SP 2/Elektronik), Walter Mayer (SP 2/Unfall), David Glachs (SP 3/Unfall), Ernst Haneder (SP 3/Unfall), Aaron Burkart (SP 3/techn. Defekt), Kris Rosenberger (SP 4/techn. Defekt), Martin Semerad (SP 8/Elektronik), Michal Solowow (SP8/techn. Defekt), Antonin Tlustak (SP 10/gesundheitliche Gründe), Martin Fischerlehner (SP 12/Unfall), Hermann Neubauer (SP 14/Unfall), Jan Cerny (SP 18/Unfall).


Jännerrallye 2013, ERC, Endstand:
1. Jan Kopecky/Pavel Dresler Tch/Tch Skoda Fabia S2000 2:35:45,3 Std
2. Bryan Bouffier/Olivier Fournier Fr/Fr Peugeot 207 S200 + 0,05 Sek
3. Raimund Baumschlager/Klaus Wicha A/D Skoda Fabia S20002 +1:18,1 Min
4. Vaclav Pech/Petr Uhel Tch/Tch Mini Cooper S2000 +2:47,0 Min
5. Beppo Harrach/Leopold Welsersheimb A/A Mitsubishi Evo IX R4 +3:31,8 Min
6. Kajetan Kajetanowicz/Jaroslaw Baran Pol/Pol Subaru Impreza R4 +3:32,9 Min
7. Francois Delecour/Dominique Savignoni Fr/Fr Peugeot 207 S2000 +5:21,2 Min
8. Jaroslav Orsak/David Smeidler Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +6:33,7 Min
9. Jaromir Tarabus/Daniel Trunkat Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +7:56,0 Min
10. Pavel Valousek/Lukas Kostka Tch/Tch Peugeot 207 S2000 +8:11,8 Min
11. Roman Odlozilik/Martin Turecek Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +12:09,6 Min
12. Stig Blomqvist(/Robert Jokobsson Sdl/Sd Mitsubishi Evo IX +17:45,4 Min
13. Radek Mifka/Tomas Plachy Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +18:25,5 Min
14. Gerhard Aigner/Jürgn Rausch Ö/Ö Mitsubishi Evo IX +18:50,9 Min
15. Hannes Danzinger/Kathi Wüstenhagen Ö/D Renault Clio +20:57,0 Min


Jännerrallye 2013, ERC-2WD, Endstand:
1. Hannes Danzinger/Kathi Wüstenhagen Ö/D Renault Clio 2:56:42,3 Std
2. Elvis Chentre/Igor Deherin Ung/Ung Skoda +6:00,9 Min
3. Zoltan Bessenyey/Yuliana Nyirfas Ung/Ung Honda Civic +6:21,8 Min
4. Raffael Sulziger/Jürgen Heigl D/Ö Ford Fiesta R2 +9:31,9 Min
5. Rok Turk/Enej Loznar Slo/Slo Citroen C2 +11:50,1 Min

Jännerrallye 2013, Österreichische Staatsmeisterschaft, Endstand:
1. Jan Kopecky/Pavel Dresler Tch/Tch Skoda Fabia S2000 2:35:45,3 Std
2. Raimund Baumschlager/Klaus Wicha A/D Skoda Fabia S20002 +1:18,1 Min
3. Vaclav Pech/Petr Uhel Tch/Tch Mini Cooper S2000 +2:47,0 Min
4. Beppo Harrach/Leopold Welsersheimb A/A Mitsubishi Evo IX R4 +3:31,8 Min
5. Kajetan Kajetanowicz/Jaroslaw Baran Pol/Pol Subaru Impreza R4 +3:32,9 Min
6. Jaroslav Orsak/David Smeidler Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +6:33,7 Min
7. Jaromir Tarabus/Daniel Trunkat Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +7:56,0 Min
8. Pavel Valousek/Lukas Kostka Tch/Tch Peugeot 207 S2000 +8:11,8 Min
9. Roman Odlozilik/Martin Turecek Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +12:09,6 Min
10. Radek Mifka/Tomas Plachy Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +18:25,5 Min
11. Gerhard Aigner/Jürgn Rausch Ö/Ö Mitsubishi Evo IX +18:50,9 Min
12. Hannes Danzinger/Kathi Wüstenhagen Ö/D Renault Clio +20:57,0 Min


Punktestand: 1. Kopecky 20 Punkte, 2. Baumschlager 18, 3. Pech 16, 4. Harrach 14, 5. Kajetanowicz 12, 6. Orsak 10, 7. Tarabus 9, 8. Valousek 8, 9. Odlozilik 7, 10. Mifka 6, 11. Aigner 5, 12. Danzinger 4.

Sieger der Klasse 12 wurde Mario Klepatsch (Mitsubishi Evo V) vor Reinhold Neulinger (Mitsubishi Evo VI) und Martin Desl (Mitsubishi Evo VII). Christof Klausner fiel mit einem technischen Problem an seinem Audi Quattro auf der letzten SP aus.

Die Klasse 14 entschied Stefan Förster (Talbot Sunbeam) für sich.


Jännerrallye 2013, Mediasport International Czech Championship, Endstand:
1. Jan Kopecky/Pavel Dresler Tch/Tch Skoda Fabia S2000 2:35:45,3 Std
2. Vaclav Pech/Petr Uhel Tch/Tch Mini Cooper S2000 +2:47,0 Min
3. Jaroslav Orsak/David Smeidler Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +6:33,7 Min
4. Jaromir Tarabus/Daniel Trunkat Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +7:56,0 Min
5. Pavel Valousek/Lukas Kostka Tch/Tch Peugeot 207 S2000 +8:11,8 Min
6. Roman Odlozilik/Martin Turecek Tch/Tch Skoda Fabia S2000 +12:09,6 Min
7. Radek Mifka/Tomas Plachy Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +18:25,5 Min
8. Lumir Firla/Michal Vecerka Tch/Tch Subaru Impreza +23:29,6 Min
9. Robert Adolf/Petr Gross Tch/Tch Mitsubishi Evo IX +23:39,7 Min
10. Raffael Sulzinger/Jürgn Heigl D/Ö Ford Fiesta R2 +30:28,3 Min


Alle Infos zum Rallye-Spektakel im Mühlviertel gibt es auch im Internet unter www.jaennerrallye.at

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