BP Nr2
08. Jänner 2012

Jänner-Rallye 2012 war das erwartete Spektakel

Die 29. Jänner Rallye eröffnete fast schon traditionsgemäß den europäischen Rallyeauftakt. Erstmals zählte dieser Klassiker, mit Start und Ziel in Freistadt, auch als erster Lauf zur FIA Rallye Europameisterschaft, als erster Lauf zur tschechischen und auch zur österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft.

Schon diese Tatsache allein und die damit verbundene hohe Qualität der Piloten führte gegenüber 2011 zu einer weiteren Steigerung der Zuschauerbeteiligung. Waren es im Vorjahr insgesamt 125.000 Fans die ins Mühlviertel gekommen waren, so konnte man heuer rund 140.000 durchwegs begeisterte Rallyefans begrüßen.

Auf den insgesamt 18 Sonderprüfungen fanden die 99 gestarteten Teams aus 12 Nationen sehr schwierige Streckenbedingungen vor. Am Freitag begann es in höheren Lagen heftig zu schneien, damit gab es für die Aktiven absolut winterliche Bedingungen. Am zweiten Tag der Rallye lagen die Temperaturen um die 0 Grad. Damit war keine durchgehende Schneefahrbahn mehr vorhanden und das Fahren auf Eisplatten kostete den Piloten viel Nervenkraft und stelle hohe Anforderungen an das Fahrkönnen.

Zum Sportlichen

Der erste EM-Lauf im Raum Freistadt, der auch zum österreichischen sowie zum tschechischen Championat zählte, entwickelte sich von Beginn an zu einem munteren Schlagabtausch. Der doch noch rechtzeitig eingezogene Winter machte den Piloten - einem hochkarätigen Mix aus internationaler und nationaler Klasse - das Leben schwer. Schnee, Eis, Regen, Nebel. Schlamm – die Palette der Hindernisse war ebenso abwechslungsreich wie herausfordernd.

Den anfänglichen Vorteil der vor allem ortskundigen Österreicher hatten die EM-erfahrenen Routiniers rund um Juho Hänninen, Jan Kopecky, Pavel Valousek, Vaclav Pech oder Vizeeuropameister Luca Betti bald im Griff, und so setzten sich am Ende auch die Favoriten durch.

Mit dem Skoda-Werksteam-Duo Jan Kopecky und Juho Hänninen lag schlussendlich das beste Gespann ganz vorne. Während der Zweitplatzierte Hänninen den ersten Tag mit sechs SP-Bestzeiten dominierte, machte der tschechische Sieger Kopecky vor allem am zweiten Tag der Rallye mächtig Dampf und wurde je länger der Lauf dauerte, immer stärker. Kopecky: „Es war eine unglaublich schwierige Rallye. Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin. Besonders der zweite Abschnitt ist mir gut gelegen, obwohl ich da auch von den Fehlern meiner Konkurrenten profitiert habe.“ Ähnliches sagt auch Juho Hänninen, der als eigentlicher Favorit gestartet war: „Es waren einfach zu viele Fehler am ersten Tag dabei. Problematisch war auch, dass wir zu Beginn mit falschen Reifen unterwegs waren. Dann wurde es besser, aber Jan war diesmal zu stark und nicht zu biegen.“

Dass die Jänner-Rallye 2012 das erhoffte Spektakel wurde, lag zu einem nicht unerheblichen Teil freilich auch an den enorm starken Piloten aus Österreich, die den internationalen Topleuten gekonnt Paroli boten. Dass sich im Kampf um Platz drei Beppo Harrach nach 237 SP-Kilometern gegenüber Raimund Baumschlager um unfassbare zwei Zehntelsekunden durchsetzte, ist Beleg für die Verbissenheit, mit der um Zeit und Punkte gekämpft wurde. Harrach strahlte nach dem furiosen Finish: „Ich bin überglücklich mit diesem Podestplatz. Wir hatten große Probleme mit dem Setup. Erst in der letzten SP war es optimal und ich konnte maximal attackieren. Da habe ich wirklich alles riskiert und bin am Ende belohnt worden.“ Raimund Baumschlager übte sich in Selbstkritik: „Es ist natürlich ärgerlich. Aber ich habe im Endeffekt zu viele Fehler gemacht. Beppo muss ich neidlos gratulieren. So ist der Rallyesport.“

Auch abseits der Podiumsplätze gab es sehenswerte Platzierungs-Duelle. Hatte der dreifache Jänner-Rallye-Sieger Vaclav Pech, der mit dem brandneuen Mini Cooper S2000 unterwegs war, seinen fünften Platz zwar abgesichert, so trieben hinter diesem Manfred Stohl und der Tscheche Pavel Valousek einander über das eisige Terrain. Der sechste Endrang wechselte praktisch von Sonderprüfung zu Sonderprüfung. Und sah mit dem Zieldurchlauf dann den Peugeot S2000 von Valousek vor dem Erdgas-Mitsubishi von Stohl.

Neben dem ehemaligen Gruppe-N-Weltmeister Manfred Stohl, standen übrigens mit Juho Hänninen (SWRC), Andreas Aigner (PWRC) und Stig Blomqvist noch drei weitere Rallye-Worldchampions am Start der Jänner-Rallye. Aigner bremste ein technischer Defekt und Blomqvist fand sich am Ende am 15. Platz wieder.

Zum „Man oft the Rallye“ kürte das begeisterte Publikum Ex-Staatsmeister Kris Rosenberger: Ausschlaggebend für diese Auszeichnung war dabei sicher die Szene des Tages am Freitag. Nachdem der Niederösterreicher im VW Polo S2000 auf einer Vordermann aufgelaufen war und diesen überholt hatte, fabrizierte er einen Überschlag, kam aber auf allen vier Rädern wieder zu stehen, um danach an demselben Kontrahenten neuerlich vorbei zu rasen.

Sonderprüfungs-Bestzeiten: Juho Hänninen 7, Manfred Stohl 2, Daniel Behalek 2, Pavel Valousek 2, Jan Kopecky 2, Beppo Harrach 1, Michal Solowow 1, Raimund Baumschlager 1

Die wichtigsten Ausfälle: Andreas Aigner (technisches Problem/SP 3), David Glachs (technisches Problem/SP 8), Hermann Neubauer (Unfall/SP 10), Klemens Haingartner (technisches Problem/SP 17), Michael Kogler (technisches Problem/SP 7), Patrick Winter (Disqualifikation/SP 10).

Die österreichische Rallye-Staatsmeisterschaft

Klasse 11: Die Diesel-Klasse sicherte sich in Freistadt Hannes Danzinger bei seinem ersten Antreten im VW Scirocco vor Michael Böhm im Fiat Stilo.

Klasse 12 (Gruppe H): Hier dominierten die Lokalmatadore des Mühlviertels in ihren Mitsubishis. Martin Fischerlehner (Evo V) setzte sich am Ende vor Simon Wagner (Evo III) und Severin Katzensteiner (Evo V) durch.


Klasse 14 (Historisch): Eine mehr als deutliche Angelegenheit für Richard Lietz. Der Porsche-Werkspilot machte mit einem Ford Escort RS 2000 einen Abstecher in die Rallye und gewann die Klasse mit 9,15 Minuten Vorsprung auf Mario Klopf (Ford Escort) und 18 Minuten auf Niki Glisic im BMW M3.

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