BP Nr2
18. Juni 2015

Festival of Gravel

foto: h. illmer

Mit allen zehn Sonderprüfungen auf Schotter steht sie als einzige Veranstaltung auf losem Untergrund im österreichischen Rallyekalender 2015. Zwei Sonderprüfungen die je doppelt befahren werden, haben diesen Winter außerdem höhere Weihen beim Besuch des amtierenden
Rallyeweltmeisters erhalten. Sébastien Ogier brachte im Januar seinen VW Polo WRC mit nach Österreich, um im Rahmen einer ORF-Sondersendung Teile der Sonderprüfungen Haraseben-Haraseben und Haraseben-Gegend mit Tobias Moretti auf dem heißen Sitz zu befahren (https://
www.youtube.com/watch?v=8_CtKcwR9Rw). Die Teams wandeln also im wahrsten Sinne des Wortes auf weltmeisterlichen Spuren.
Die Eckdaten der Rallye sind spektakulär wie jedes Jahr: Ein Schotteranteil von 84% verteilt auf 120 Sonderprüfungskilometer bei weniger als 190 Kilometern Gesamtstreckenlänge. Die Länge der Verbindungsetappen wurde gegenüber dem Vorjahr noch einmal minimiert!

Das geneigte Publikum und die Teams bewundern die alpine Landschaft, Schotter bis zum Abwinken und vor allem eine perfekte Organisation. Für diese zeichnen sich Personen verantwortlich, die nur selten im Rampenlicht stehen. Jetzt bitten wir sie vor den Vorhang.

Claudia Bidlas: Die im Bezirk Baden wohnhafte Inhaberin einer Eventagentur ist ein Profi in ihrem Bereich. Sie plant und managt Veranstaltungen jeder Größenordnung. Dass darunter auch regelmäßig Reisen zu Weltmeisterschaftsrallyes sind, ist weniger dem Zufall, als vielmehr ihrem persönlichen Interesse geschuldet. So ist auch die akribisch genaue Organisation der Schneebergland Rallye nicht nur Beruf, sondern Berufung für die engagierte IG Rallye-Vertreterin. Bei der Schneebergland Rallye 2015 hat sie die Leitung der Gesamtorganisation über.

Michael Strassegger: Hauptberuflich ist der 48-jährige im Betriebsrat der
Flughafen Wien AG beschäftigt. Eine Position mit hoher Verantwortung, die er seit 2012 mit Freude bekleidet. Sein Engagement in der österreichischen Rallyelandschaft ist für ihn trotz seiner Funktion als Vorsitzender der IG Rallye ein Hobby, welches er mit höchster Professionalität ausübt. Viele
ÖRM-Rallyes betreut der Arbeitnehmervertreter auch in Sicherheitsbelangen. Bei der Schneebergland Rallye 2015 hat er die Rallyeleitung über.

Gerwald Grössing: Ebenfalls 48 Jahre alt ist der Gründervater der Schneebergland Rallye. Im Brotberuf mit der Verwaltung der familieneigenen Güter und darauf befindlichen Forstbetriebe ausgelastet, hatte der passionierte Rallyefahrer 2009 die Idee, einen Wertungslauf in der
niederösterreichischen Berglandschaft abzuhalten. 2010 fand sie erstmals statt und wird seither jedes Jahr als Meisterschaftslauf gefahren. Der Charakterkopf Grössing steckt außerdem hinter innovativen Neuerungen wie der Ein-Tages-Veranstaltung 2013 oder der bis heuer unglaublich
minimierten Verbindungsetappenlänge. Als aktiver Fahrer hat man auf viele Bereiche einen anderen Blick, so kümmert sich der Grundbesitzer, welcher eigene Ländereien als Strecke zur Verfügung stellt, um Unterhaltung und Wohlergehen von Teilnehmern und Zusehern. Sportlich gesehen haben er und sein Copilot Sigi Schwarz noch eine Rechnung offen: Bei der Schneebergland Rallye 2015 soll ein gutes Resultat den Ausfall von 2014 vergessen machen.

Kurze Anfahrt, knackige Strecken, kompaktes Programm

Die Schneebergland Rallye 2015 beginnt mit einem Knaller: Als Eröffnungssonderprüfung am Freitagnachmittag wurde die von den Piloten gefürchtete Strecke der „Haraseben-Haraseben“ auserkoren. Der grobe Schotter der früheren Jahre ist einem feinen und vor allem sehr schnellen
Belag gewichen, die steilen Abhänge und das ausschließlich alpine Gelände blieben jedoch unverändert. Die Sonderprüfung ist annähernd fünf Kilometer lang, nur zwischen vier und fünf Meter breit und kann aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos leider nicht besichtigt werden.

Dafür entschädigt die zweite Sonderprüfung die Zuseher: „Tiefental - Kalte Kuchl". Der Start erfolgt wieder auf Schotter, nach rund der Hälfte der zehn Kilometer wechselt der Belag zu Asphalt. An dieser Stelle befindet sich der Actionpoint, über Lilienfeld gut erreichbar neben dem Gasthaus
Ochsattel gelegen. Bevor das erste Service in Rohr im Gebirge ansteht, wird die erste Sonderprüfung „Haraseben-Haraseben“ ein zweites Mal befahren. Nach dem Service wird um kurz vor fünf Uhr nachmittags die Strecke der Sonderprüfung Haraseben erneut befahren, jedoch als „Haarsieben - Gegend“ bis nach Gegend verlängert. Die zusätzlichen dreieinhalb Kilometer
bieten eine äußerst selektive Streckenführung im alpinen Umfeld und werden nach dem zweiten Umlauf auf der Sonderprüfung „Tiefental - Kalte Kuchl" ein weiteres Mal in Angriff genommen. Damit endet die erste Etappe der Schneebergland Rallye 2015. Mit Sicherheit ein Genuss für jeden
Rallyefan.
Die zweite Etappe startet am Samstag morgen kurzfristig auf Asphalt. Die Sonderprüfung „Kalte Kuchl - Tiefental" stellt anfangs die Kurvenorgie der bekannten Motorradstrecke Kalte Kuchl bereit, um danach in losen Untergrund überzugehen. Der bereits vom Vortag bekannte Actionpoint
beim Gasthaus Ochsattel steht den Zusehern wieder zur Verfügung und bietet doppelten Genuss, da die Strecke unmittelbar hintereinander zweimal befahren wird.

Das Starterfeld

In der höchsten Klasse, RC2, wird nach Papierformat das Duell um den Gesamtsieg ausgefochten. Raimund Baumschlager auf seinem Skoda Fabia R5 gilt als heißester Anwärter auf die Bestzeit. Ebenfalls mit einem Fahrzeug der Homologation R5, allerdings einem Ford Fiesta, tritt Gerwald Grössing - seinerseits erster Herausforderer Baumschlagers an. Als weitere Konkurrenten stehen die Subaru Impreza-Fahrer Robert Zitta, Michael Mascherbauer, Hermann Haslauer und Christian Schuberth-Mrlik, Sieger der Waldviertel Rallye, bereit. Mit ihren Mitsubishi Evo schließen Gerald Rigler, Hermann Gaßner und Michael Lenzmann die Klasse der stärksten vierradgetriebenen Fahrzeuge ab.

In der nächsten Klasse, RC3, in der moderne zweiradgetriebene Fahrzeuge starten ist Michael Böhm auf Suzuki Swift S1600 als Meisterschaftsführender der Favorit. Böhm hat diese Klasse in den vergangenen zwei Jahren gewonnen und war 2014 sogar Gesamt-Dritter! Böhm muss auf Schotter erst geschlagen werden. Hinter ihm werden die dreizehn Fahrzeuge des Opel Corsa OPC Cup ihren eigenen Sieger küren. Als Starter sind Wolfram Doberer, Konrad Friesenegger, Heimo Hinterhofer, Viktoria Hojas, Andreas Kainer, Christoph Leitgeb, Christoph Lieb, Thomas Mosburger, Kevin Raith, Alois Scheidhammer, Roland Stengg, Luca Waldherr und Daniel Zieser genannt.

Die Klasse RC3 beschließen der ehemalige Rundstreckenfahrer Martin Jakubowics auf Renault Clio RS und Rallyefixstarter Alois Handler auf Peugeot 207 RC. In der Klasse RC4 tritt der in der 2WD-Meisterschaft größte Herausforderer von Michael Böhm, Daniel Wollinger auf Opel Adam R2 sowie der Deutsche Uwe Henne auf Ford Fiesta ST an. In der Klasse RC5 startet der Ungar Zoltan Zeltei auf einem Citroën Saxo VTS.

In der Klasse RC10.1 (Fahrzeuge der Gruppe H/A und H/N gemäß technischen Reglement der OSK 2WD) fährt Raphael Hable in seinem BMW 318i gegen Rallyeurgestein Kurt Adam im Opel Kadett GSi. Die Klasse RC10.2 (Fahrzeuge der Gruppe H/A und H/N gemäß technischen Reglement der OSK 4WD) ist heiß umkämpft. Der jüngste Pilot im Feld, Simon Wagner auf Mitsubishi Lancer Evo III bekommt es mit erfahrenen Kontrahenten wie Martin Kalteis und dem Deutschen Dr. Marius Stitz (beide in starken Mitsubishi Evo VII), Bernhard Stitz (Mitsubishi Evo VI), Herbert Weingartner und Reinhard Mitterauer (beide auf Toyota Celica), Michael Reischer (Mazda 323 GTR) sowie Gerhard Hajszan (Mitsubishi Evo III) zu tun.
Der historische Rallyepokal (RC12.3) wird nicht nur von Lokalmatador Oskar Hebenstreit und seinem Ford Escort RS2000, welcher so manchen Sonderprüfungsabschnitt täglich berufsbedingt befährt und Andreas Fojtik mit seinem international erfahrenen Saab 94-V4 vertreten. Letzterer
verzichtet zugunsten der Schneebergland Rallye heuer auf einen Start bei der zeitgleich stattfindenden „Midnattssolsrallyt“ (Mittsommernachts-Rallye) in Jönköping, Schweden. Zusätzlich haben Falco Jansen auf Talbot Sunbeam und der aktuell Dritte der Pokalwertung, Karl Raab mit einem BMW 2002 genannt.

Diese 43 Starter bilden das gegenüber den Vorjahren langsam aber stetig wachsende Feld der Schneebergland Rallye 2015.

Österreichischer Meisterschaftsstand ÖRM

Platz Name Land Fahrzeug Punkte
1. Raimund Baumschlager OÖ Škoda Fabia S2000 100
2. Michael Böhm NÖ Suzuki Swift S1600 48
3. Hermann Neubauer S Ford Fiesta S2000 40

ORM 2WD
1. Michael Böhm NÖ Suzuki Swift S1600 83
2. Daniel Wollinger STMK Opel Adam R2 75
3. Kristof Klausz HUN Renault Clio R3 34

Historic Rallyepokal
1. Ossi Posch NÖ Ford Escort RS 2000 71.5
2. Ferdinand Mitterbacher K Opel Ascona B 52
3. Karl Raab OÖ BMW 2002 ti 45

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