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Triestingtal-Rallye: Jochen Walther in Höchstform

Weil's so schön war, hier noch einmal: Jochen Walther und Jacqueline Lehmann ließen es bei der Triestingtal-Rallye mit ihrem Volvo 242 so richtig krachen. So sehr, daß sogar die Bodenplatte verloren ging. Porträt eines furiosen Rallye-Auftritts, der mit Platz Sechs gesamt endete.




Einem klassischen Schiller-Drama – hier allerdings mit Happy-End – glich das Antreten von Jochen Walther bei der dritten Triestingtal-Rallye, die sich wie gehabt als Schotter-Rallye-Ereignis vom Feinsten präsentiert hatte. Es war der ultimative Aufstand eines Underdogs gegen die Protagonisten, das Aufeinandertreffen zweier Welten des Rallyesports, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite die hochmodernen Mitsubishi Lancer, Subaru Impreza und ein Super 1600-Kitcar, auf der anderen Seite der Volvo 242, der im Vergleich zu diesen aussieht, als wäre schon der junge Mikkola damit gefahren. Rein vom Fahrstil sind hier durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Jochen Walther und dem früheren Star aus Finnland erkennbar.

Jochen Walther, der schon im vergangenen Jahr bei der Triestingtal-Rallye aufgrund seiner beherzten Fahrt mit dem Volvo 744 aufgefallen war und diesmal mit Jacqueline Lehmann als Beifahrerin angetreten war, blieb auch bei seinem zweiten Start in Weißenbach nichts schuldig. Es war für einige Teilnehmer geradezu demütigend, auf welch eine selbstverständliche Weise der deutsche Gast mit der altertümlichen Familienlimousine ihre sportliche Werteordnung zum Umsturz brachte. Konsequent trieb er seinen Volvo 242 zur Höchstleistung, der aussieht wie ein in die Länge gezogener Kadett oder Badewannen-Ford aus den Sechziger Jahren. Tatsächlich ist das Auto vom Baujahr 1984, was für einen Rallyewagen immer noch ein außergewöhnlich hohes Alter ist. Und mit 142 PS bei 1.270 Kilogramm Fahrzeuggewicht gehört der Wagen auch nicht zu den klassischen Sprintertypen, da gab es schon vor dreißig Jahren Rallyewagen mit wesentlich mehr Biß.

Umso beeindruckender war, wie gut sich Jochen Walther gegen wesentlich modernere Rallyewagen in der direkten Auseinandersetzung durchsetzen konnte: Immerhin drei Mitsubishis und ein Subaru lagen im Ziel hinter ihm, von den zahlreichen anderen vierradgetriebenen Rallyewagen, die nicht einmal ansatzweise diesen Speed mit dem alten Volvo erreichten, gar nicht zu reden. Es war so, als hätte man eine Zeitmaschine bestiegen und eine Reise in die frühen Siebziger Jahre angetreten. Damals staunte man schon, was Fahrer wie Hannu Mikkola, Per-Inge Walfridsson oder Markku Alén (Zweiter bei der 1000-Seen-Rallye 1973 mit einem Volvo 142!) mit ihren riesigen Schlitten alles imstande waren. Und die waren technisch nicht viel anders als das Auto, mit dem jetzt Jochen Walther die Konkurrenz verunsichert. Eher noch besser, weil das damals noch Werkswagen waren und es später keine Weiterentwicklung in Richtung Wettbewerbsfähigkeit mehr gab. Was Jochen Walther und seine Cup-Kollegen bei ihren Rallyes benützen, sind leicht veränderte alte Straßenwagen, bei denen von Seiten des Werkes nie irgendwelche Absichten gehegt wurden, sie bei Rallyes einzusetzen, und das noch auf einem möglichst hohen Schnelligkeitslevel. Wenn man sich aber heute anschaut, was Fahrer wie Jochen Walther oder Holger Knöbel mit diesen erzkonservativen Familienlimousinen anstellen, dann erscheint einem die Vorstellung nicht mehr abwegig, daß die sieggewohnten Lancias zumindest bei der Akropolis-Rallye oder der 1000-Seen-Rallye eine mächtig starke Konkurrenz bekommen hätten, hätte man vor 18 Jahren eine Gruppe A-Version des 740er-Volvos herausgebracht.

Jochen Walther und Jacqueline Lehmann bewältigten die Triestingtal-Rallye ganz im Stil eines echten Siegerteams, wie erwartet waren sie das mit Abstand schnellste Team unter den sieben gestarteten Volvos, von denen immerhin sechs das Ziel erreichten. Lediglich auf SP 3 und SP 4 gab es einige Schwierigkeiten, natürlich eine Ausgabe von "In den Jochen", wo der Unterboden auf der Strecke zurückgeblieben war. Mit viel Einsatz konnten solche kleine Unregelmäßigkeiten jedoch schnell wieder aufgehoben werden, sodaß es zuletzt ein ganz und gar hervorragender sechster Platz in der Gesamtwertung, direkt hinter Aaron Burkart mit dem Citroën C2 Kitcar, geworden ist. Der war natürlich unter keinen Umständen einzuholen, dennoch bleibt es beachtlich, daß dies das einzige zweiradgetriebene Fahrzeug war, das im Endklassement vor dem Volvo von Jochen Walther und Jacqueline Lehmann war, denn der VW Polo GTI von Rudi Macht, der ebenso sehr stark unterwegs war, konnte ebenso knapp geschlagen werden wie der Mazda 323 von Alexander Mayer und der Audi S2 von Hubert Kapeller.

Damit hat Jochen Walther, der führende Manager des deutschen Volvo-Cups höchstselbst, einmal mehr einen unübersehbaren Beweis für die Wettbewerbstauglichkeit dieser Wagen erbracht. Zudem erfreute der liebenswerte Gast aus Deutschland die Rallyegemeinschaft Triestingtal nicht nur mit seiner Teilnahme ("supertolle Rallye") und sprach von einem hervorragenden Publikum. Hervorragende Starter kommen eben immer gut an.

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