BP Nr2
02. Mai 2014

foto: d.feRasende Familie

foto:d.fessl

Dann jedoch schien der „Rennvirus“ brach zu liegen - sein eigener Sohn Roland pflegte ganz andere Interessen. Wenig später kam aber die „Wende“: Bald schon könnten gleich sechs Mitglieder der Familie Stengg auf die Sonderprüfungen stürmen…

Gleich fünf Mitglieder der steirischen Familie Stengg nehmen bei der bevorstehenden Wechselland-Rallye verschiedene Schlüsselpositionen ein: Allen voran steht Organisationsleiter Willi Stengg senior. Dazu kommt dessen Sohn Willi Stengg junior, der mit seinem eigenen Rallyeteam und dem Opel Corsa OPC Rallye Cup mehr als nur beschäftigt ist.

Fehlen noch drei weitere Members aus dem Stengg-Clan – die jedoch sucht man vergeblich, man findet sie allesamt in den Rallyeboliden: Bettina Heidenbauer-Stengg und ihre Copilotin Nina Stengg, Schwester und Halbschwester von Willi junior, suchen 2014 ihr Glück im Opel Corsa OPC Rallye Cup. Und auch Roland Stengg, Sohn von Willi junior, ist auf den Geschmack gekommen, versucht sich ebenfalls in einem der Cup-Corsa.

Willi Stengg senior lacht: „Ich finde es sehr gut, eine Reportage über unsere Familie zu machen – und eines sage ich dir gleich dazu: Nächstes Jahr wird der Tag kommen, an dem wir alle mitfahren werden! Ich selbst, mein Bub, seine Schwestern, sein Sohn Roland und auch dessen Bruder Lukas wird dann schon so weit sein. Fünf Autos könnte unsere Familie an einem solchen Tag belegen – das ist schon etwas Einzigartiges.“

Stengg junior als „Rallyebotschafter“

Der „Bub“, wie ihn Willi Stengg sen. auch heute noch liebevoll nennt, ist quasi von ganz allein, auf eine natürliche Art und Weise in den Rallyesport hineingewachsen. Stengg junior erzählt: „Mein Vater ist ja schon in den Siebzigerjahren Rallyes gefahren, ich war schon mit elf als Mechaniker dabei und habe bereits mit neun Jahren das Autofahren gelernt.“ Mit großem Erfolg: 17 Jahre später krönte sich Stengg jun. zum Rallye-Staatsmeister, im gleichen Jahr feierte der heute 44-Jährige den ersten von zwei Siegen bei der renommierten Saturnus-Rallye. Acht Jahre liegt ein legendärer Heimsieg im Wechselland zurück, zuletzt fuhr Stengg jun. nur noch sporadisch, im Vordergrund standen der Opel Corsa OPC Rallye Cup und einige weitere Ideen…

An solchen mangelt es bei Willi Stengg jun. nicht. Erst vor kurzem sorgte Willi Stengg junior bei der TV-Sendung „Wetten, dass…“ mit einer spektakulären Außenwette für Aufsehen – dass er es am Ende doch nicht geschafft hat, mit dem speziell präparierten Subaru eine Skipiste schneller bergauf zu fahren als Skirennläufer Hermann Maier für die Abfahrt benötigt, lag auch am Wetter und dem matschigen Schnee. Doch Stengg spürt selbst, dass sein Auftritt sehr viel mehr als nur eine verlorene Wette war: „Es sprechen mich auch heute noch Leute darauf an – es war eine gute Werbung für den Rallyesport, eigentlich für den gesamten Motorsport. Sie interessieren sich für den Sport, sprechen mich auf der Straße an – viele sind neugierig, sie wollen wissen, was es mit dem Rallyesport auf sich hat, das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Mal sehen, was mir als nächstes einfällt.“

Brüllendes „Tier“ namens Adam

Paradiesisch mutet die Lage von Willi Stengg jun. an, wenn er tatsächlich überlegen muss, welche Piloten am kommenden Wochenende für Stengg Motorsport an den Start gehen werden. Denn es sind viele. Einer musste leider absagen: „Die nötigen Ersatzteile für den Peugeot 207 S2000 von Walter Mayer konnten nicht zeitgerecht geliefert werden, da gibt es offenbar einen Engpass.“ Mit Startnummer sieben hält Daniel Wollinger die Stengg-Fahnen hoch. Der Steirer, der in den Vorjahren den Opel-Cup dominieren konnte, pilotiert heuer einen Opel Adam R2. Der kleine Wagen ist ein reinrassiges Rennfahrzeug mit, so schätzt Stengg junior, einem „großen Potential“. Zuletzt jedoch konnte Wollinger dieses Potential ganz und gar nicht umsetzen, weil er sehr bald von der Strecke flog. Stengg jun. erklärt: „Wir befinden uns in einer Lernphase und sind noch dabei, dieses Fahrzeug verstehen zu lernen.“ Zudem habe Wollinger eine große Umstellung zu bewältigen, die Stengg folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Der Adam ist im Gegensatz zum Corsa mit einem Saugmotor ausgerüstet – also kein Drehmomentmotor, sondern ein Drehzahlmotor. Wie bei einem S2000 musst du den Sauger ständig auf Touren halten – das verlangt einen viel brutaleren Fahrstil. Beim Corsa war der Turbo schnell wieder auf Drehzahl, wenn er einmal in den Keller fiel. Der Adam verzeiht so etwas nicht.“

Motivierte Schwestern

Neuerdings sitzt mit Neo-Rallyepilotin Bettina Haidenbauer-Stengg auch die Schwester von Willi Stengg junior in einem Cupboliden, als Copilotin fungiert Halbschwester Nina Stengg. „Bettina war schon immer eine rasante Autofahrerin, sie hatte stets Ambitionen“, erzählt der stolze Vater Stengg.

Diese Ambitionen wurden letztendlich in die Tat umgesetzt. Stengg junior kommentiert: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob du mit einem erfahrenen Copiloten einsteigst oder ob zwei absolute Greenhorns im Auto sitzen. Aber ich bin trotzdem unbesorgt, Bettina und Nina arbeiten sehr gut zusammen – sie lernen gemeinsam und machen ihre Erfahrungen.“ Zuletzt belegte Bettina Haidenbauer-Stengg bei der Lavanttal-Rallye im Opel Corsa OPC Rallye Cup Platz zehn, für Nina Stengg war es die allererste Rallye…

Rohdiamanten

Oftmals findet der Nachwuchs Gefallen an der Tätigkeit seiner Eltern, sodass diese im Laufe der Jahre auf die Kinder übertragen wird. Manchmal jedoch entwickeln sich Kinder völlig konträr zu den Vorlieben der Eltern, ihre Interessensgebiete liegen dann weit von jenen der Eltern entfernt. Roland Stengg, der Sohn von Willi Stengg junior, zeigte in seinen frühen Jahren wenig bis gar kein Interesse an schnellen Autos und Motorsport.

Stengg junior erzählt: „Roland hat natürlich über all die Jahre hinweg unsere Rallye-Aktivitäten mitbekommen, aber sein Interesse galt einfach anderen Dingen. Das war für mich eigentlich überhaupt kein Problem. Ein Kind soll stets tun, was ihm gefällt – ich wollte Roland nie in diese oder jene Richtung drängen. Als er jedoch 18 wurde und er den Führerschein machen wollte, scheint sich etwas verändert zu haben – er wollte einmal mit mir auf einer Rallyepiste mitfahren, was wir beim Harrach-Sprint getan haben. Diese Mitfahrt scheint ihn begeistert zu haben, denn er kam eines Tages zu mir und sprach darüber, dass er gerne einmal einen Rallye-Corsa probieren würde.“

Nach so vielen Jahren ein derartiger Umschwung hin zum Motorsport – Willi Stengg junior atmet tief durch: „Sicher habe ich mich riesig gefreut über diese Veränderung – denn was gibt es Schöneres als Vater und ein Sohn, welche die gleichen Interessen teilen?“

So kam es, dass der 18-jährige Roland Stengg heuer den Opel Corsa OPC Rallye Cup bestreitet. Vater Willi Stengg junior blieb erneut im Hintergrund: „Mein Ansatz war: Er soll die ersten drei Rallyes so fahren, wie er eben fährt. Man darf dabei nicht vergessen, dass Rallyefahren nichts mit normalem Autofahren zu tun hat. Wo ich ihm schon von Beginn an geholfen habe, war der Aufschrieb, den sind wir dann immer gemeinsam durchgegangen. Ansonsten aber wollte ich mich in seinen Fahrstil überhaupt nicht einmischen.“ Stolz erinnert sich Stengg jun.: „Im Lavanttal war es erstaunlich, da lag Roland bei 120 Startern auf Platz 50, das ist schon beachtlich. Im Sommer kommt die nächste Stufe: Da gehen wir gemeinsam Bremspunkte suchen, lernen das Linksbremsen und werden Reifentests abhalten.“ Lachend fügt Stengg hinzu: „In Kärnten habe ich den Roland ganz schön ‚reintheatert‘, habe ihn mit Slicks rausgeschickt, doch es kam strömender Regen. Aber auch das hat er gemeistert. Ich hatte schon befürchtet, dass er den Wagen nicht auf der Piste behalten wird – doch er blieb souverän.“

Angesprochen auf die eingangs erwähnte Ankündigung seines Vaters, wonach im kommenden Jahr „der Tag kommen“ werde, an dem die Stengg Family geschlossen an einer Rallye teilnehmen und gleich fünf Boliden belegen wird, muss der Staatsmeister des Jahre 1995 schmunzeln: „Sicher wäre das möglich. Mein Sohn Lukas ist derzeit 17 und interessiert sich jetzt schon sehr für den Rallyesport. Ich halte es von daher durchaus für realistisch, dass wir im nächsten Jahr so etwas machen werden und dass Lukas dann schon startklar sein wird.“

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