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BP Ultimate Rallye: Das größte Team aller Zeiten
Für die Heimrallye des VW Rallyeteams Austria im niederösterreichischen Wechselland, der "Region der 1000 Hügel", wurde die Truppe gewaltig aufgestockt und wird nicht weniger als 20 Prozent des gesamten Feldes an "modernen" Autos ausmachen.
Gleich neun Golf-Teams starten am Donnerstag, 8. September 2005, in der Wiener Krieau zum drittletzten Lauf der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft unter der Flagge von Gruber-Racing, der Sport-Division des neuen VW Rallye Teamchefs von Österreich.
Für Andreas Waldherr/Richard Jeitler als den ultimativen Lokalmatadoren sind Belastung und Herausforderung ziemlich gleich verteilt:
"Es gibt nichts Schwieriges als die Heimrallye. Jeder möchte vor seiner Haustür natürlich noch besser abschneiden als sonst und das letzte aus dem Auto und sich selbst heraus pressen. Das birgt natürlich auch gewisse Risiken. Aber ich bin zuversichtlich, daß ich inzwischen die nötige Erfahrung mitbringe, um damit fertig zu werden. Unser größter Nachteil ist natürlich die Show in der Krieau. So toll der Abend für den Rallyesport ist, so schlecht ist er für mein Kit-Car. Auf dem Sandboden verlieren wir gegen die Allrad-Autos leider ganz extrem und ich befürchte, daß wir die eigentliche Rallye am Freitag Mittag gleich mit einem kleinen Rucksack von mindestens 20 sec. beginnen müssen. Das ist ein Handicap, das mir Sorgen macht. Aber das wichtigste ist einmal, daß meine Heinrallye nach der Pause im Vorjahr wieder statt findet. Insgesamt ist ein Top-6-Platz das mindeste, was ich mir im Ziel erwarte. Aber eigentlich habe ich vor, alle Gruppe N-Autos hinter mir zu lassen."
Mit erheblichem Selbstvertrauen kommen Hannes Danzinger/Klaus Kral in die Region. Schließlich konnten sie erst am vergangenen Wochenende bei der Rallye Alpi Orientali in Udine, einem Lauf zur italienischen Meisterschaft, ihre Klasse für sich entscheiden und das ohne die geringsten technischen Probleme an ihrem VW Golf IV TDI Kit-Car. Klar, daß das Ziel für die BP ultimate-Rallye nur der Sieg in der Diesel-Klasse sein kann.
"Der Alptraum von der Castrol-Rallye ist Gott sei Dank ausgestanden und der Verlauf unseres Italien-Einsatzes stimmt mich schon extrem zuversichtlich. Für uns zählt jedenfalls nur der Sieg, obwohl klar ist, daß wir nicht schlafen dürfen. Im Gesamtklassement hoffe ich mit meinem Golf-Diesel auf einen Platz in den Top-10."
Das zweite VW Golf IV TDI Kit-Car wird erstmals nicht von Castrol-Sieger Norbert Filippits, sondern von einem jungen Oberösterreicher pilotiert, dem der Motorsport sozusagen in den Genen liegt. Der Vater von Seppi Stiegler aus Steyr war nämlich bereits in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren ein erfolgreiches Mitglied der legendären MIG-Linz. Der 22jährige kehrt sozusagen zu seinen Wurzeln zurück, absolvierte er doch 2001 mit einem selbst aufgebauten VW Golf IV TDI in der Krieau bzw. dem niederösterreichischen Wechselland seine allererste Rallye. Im vergangenen Jahr war er mit wechselndem Erfolg im deutschen ADAC-Junior-Cup unterwegs.
"Mein größtes Problem ist sicher, daß ich seit 11 Monaten in keinem Rallye-Auto mehr gesessen bin. Und der Sprung von einem Gruppe N-Citroen Saxo in das VW Kit-Car ist natürlich auch enorm. Da ich aber immer nur Fronttriebler gefahren bin, hoffe ich schon, daß ich mich rasch ans Limit herantasten kann. Die Krieau ist auf jeden Fall ein ganz guter Praxis-Test. Am Ende sollte mindestens ein Platz auf dem Diesel-Stockerl herausschauen. Aber ich werde mir jedenfalls keinen zu großen Druck machen."
Mit einem schon fast verloren geglaubten Juwel der österreichischen Rallye-Geschichte wird Bernhard Spielbichler antreten: Jenem VW Golf III TDI Kit-Car, mit dem die moderne Diesel-Ära im Rallyesport Ende 1997 überhaupt erst begonnen hat. Das Auto kommt erstmals seit Juni 2004 wieder zum Einsatz. Der junge Steirer hat in dieser Saison zwar schon für einiges Kleinholz gesorgt, das Vertrauen des Teams, vor allem des Teamchefs Ing. Pter Gruber, in seine Zukunft ist aber ungebrochen.
"Manche Piloten haben sich auf die harte Art nach oben gearbeitet", so Teamchef Peter Gruber. "Ich erinnere da nur an Ari Vatanen, den Weltmeister von 1981. Er hat sehr viel Blech verbogen, ehe er 1980 seinen ersten WM-Lauf gewonnen hat. Und was danach gekommen ist, dürfte bekannt sein. Ich möchte zwar nicht voraussagen, daß Bernhard einmal Weltmeister wird, aber das Talent, in Österreich weit nach oben zu kommen, hat er zweifellos. Und so lange es irgendwie geht, wird das VW Rallyeteam Austria ihn unterstützen. Daß wir ihm jetzt erstmals ein Kit-Car anvertrauen, sollte nur unterstreichen, was wir von ihm halten. Dazu haben wir uns auch der Dienste von Harald Gottlieb, dem wahrscheinlich erfahrensten Co-Piloten, den wir in Österreich haben, versichert. Er ist seit weit über 30 Jahren im Geschäft und wird viele Erfahrungswerte ins Cockpit des ungestümen steirischen Baggerfahrers einbringen. Er dürfte der richtige Mann sein, die überschäumende Energie unseres Piloten ein bißchen in geordnete Bahnen zu lenken."
Neben den drei Kit-Cars kommen erstmals fünf VW Golf V TDI und ein VW Golf IV TDI zum Einsatz, wobei die Autos einem Mix aus Routiniers und Rookies anvertraut werden.
Alfred Leitner/Gerhard Bichler können zur ersten Gruppe gezählt werden. Sie sind jedenfalls die großen Favoriten, am Ende der BP ultimate-Rallye an der Spitze der fünf Teams die Zielrampe zu erklettern.
Golf V No. 2 wird von den Wachauern Willi Rabl jr./Martin Brunner pilotiert. Für die beiden ist es nach der Dunlop-Pyhrn-Eisenwurzen im April der zweite Einsatz im VW Rallyeteam Austria.
Golf V No. 3 fahren mit Andrej Hörl/Jürgen Göbel zwei absolute Newcomer, für die das wichtigste Ziel sein sollte, dasselbe unbeschadet zu erreichen. Die Platzierung ist dabei eher nebensächlich.
Zu den Routiniers zählen wiederum Gerhard Kraus/Andreas Steuer, die Golf V No. 4 pilotieren. Die beiden Wiener haben viele Jahre Rallye-Sport hinter sich und der Pilot konnte einmal sogar einen WM-Lauf absolvieren. Obwohl sie in den letzten Jahren nur noch wenige ausgesuchte Veranstaltungen absolvieren und Kraus erstmals überhaupt in einem VW sitzen wird, kann man davon ausgehen, daß er sich rasch auf die neue Aufgabe einstellen wird können.
Bleibt der einsame VW Golf IV TDI, in dem der schon angesprochene Wiener Dr. Christian Nitsche mit seiner steirischen Co-Pilotin Marion Voll sitzen wird. Das Glück war nicht immer auf seiner Seite, aber mit dem niederösterreichischen Wechselland hat er noch eine besondere Rechnung offen.
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