Wie ein Traum!
Im letzten Regrouping vor der allerletzten Sonderprüfung der Waldviertel-Rallye konnte man die große Spannung spüren, unter der Christian Mrlik und seine Copilotin Julia Baier standen: Denn zum ersten Mal in ihrer Karriere lagen die beiden bei einem Staatsmeisterschaftslauf in Führung – und das im unterlegenen Gruppe N-Subaru Impreza WRX STI, der beim Grande Finale der Rallye-Staatsmeisterschaft als „Bezirksblätter Racing Team“ an den Start ging.
Zuvor sind bei den schwierigen Bedingungen, den rutschigen Schlamm-Sonderprüfungen zahlreiche Piloten von der Strecke geflogen, darunter auch der bis dahin führende Henk Lategan im überlegenen Skoda Fabia S2000.
Vor den letzten 22 Wertungskilometern hatte Mrlik exakt 15,3 Sekunden Vorsprung auf den Ungarn Jozsef Trecsenyi, der einen bärenstarken Ford Fiesta R5-Boliden pilotierte. Christian Mrlik sagte, sich selbst beschwörend: „Ich kann das gar nicht richtig erfassen, dass wir in Führung liegen. Ich muss jetzt einfach nur schauen, dass ich meine Konzentration aufrechterhalten kann – wir wollen hier unbedingt ins Ziel kommen.“
Letztendlich konnte Mrlik seinem Verfolger sogar noch ein paar weitere Sekunden abknöpfen, nachdem er zuvor auch Größen wie Hermann Gassner junior distanzieren konnte. Mit einem Vorsprung von 22,2 Sekunden konnte Christian den bislang größten Erfolg seiner Karriere feiern.
Große Erleichterung war zu verspüren, als der Waldviertler sich schließlich vor der Zielrampe einfand: „Ich packe es nicht, ich kann es gar nicht glauben. Ein Sieg mit unserem schweren Gruppe-N-Subaru gegen die S2000. Mein erster Gesamtsieg bei einer Rallye - das ist wie ein Traum! Vor der letzten Sonderprüfung war ich voll cool. Ich habe meinen Gegner beobachtet und an seiner Körpersprache ausgemacht, dass er sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben könnte.“
Der Sieg von Christian Mrlik ist eine echte Sensation: Denn in der 34-jährigen Geschichte der Waldviertel-Rallye konnte noch nie ein Lokalmatador den Sieg einfahren.
Christian Mrlik krönte somit ein zuletzt bereits mit zwei vierten Plätzen sehr erfolgreiches Jahr mit seinem Sensationssieg. Mrlik sprach seiner Copilotin Julia Baier, ebenfalls aus dem Waldviertel kommend, seinen Dank aus: „Diese Leistungssteigerung führe ich auf Julia zurück. Sie gibt mir sehr viel Selbstvertrauen. Aber auch meine Lebensgefährtin hat sehr viel dazu beigetragen – sie gibt mir den nötigen Halt. Ich möchte mich aber auch bei meinen Mechanikern Harry, Bertl, Rene Heinrich und Patrick bedanken, die in dieser Woche sehr viel geleistet haben - denn nach meinem Ausrutscher beim Test am letzten Sonntag gab es einige Nachtschichten zu absolvieren.“
„Widme Sieg verstorbenen Freund“
Auf der Siegerrampe zeigte sich Christian als ruhiger, aber überglücklicher Sieger, der in diesem Moment an einen alten Freund dachte: „Ich möchte diesen Sieg meinem Freund Ernst Hauer widmen – er war gemeinsam mit Helmut Schöpf der Mitorganisator dieser Rallye und ist vor ein paar Jahren verstorben.“
Christian Mrlik wurde am 3. Oktober 1975 geboren und hat seine Rallyekarriere im Jahr 1999 gestartet. 2001 wurde er Vizemeister der Dieselklasse. Ab 2004 legte Christian eine mehrjährige Rallyepause ein – erst im Jahr 2010 kehrte er wieder zurück, um das Jahr abermals als Vizemeister der Dieselklasse abzuschließen. Genau vor einem Jahr, bei der Waldviertel-Rallye, fuhr er zum ersten Mal mit der jungen Copilotin Julia Baier.
Heuer musste er in der ersten Saisonhälfte wegen der Folgen eines Skiunfalls pausieren, bei seinem Comeback im Rahmen der Rallye Liezen belegte er Platz vier, nach einem Ausfall bei der Herbstrallye Leiben fieberte er seiner Heimrallye entgegen, für die er auch kräftig die Werbetrommel rührte. Am Abend seines größten Erfolges feierte er mit seinen Freunden bei der Pirelli After Race Party in der Kremser Österreich-Halle. Auf seiner Facebook-Seite postete „Mister Lik“: „Heute wird gefeiert!“
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