BP Nr2
09. November 2014

Historischer Heimsieg zum Saisonabschluss

foto: illmer

Die 34. Auflage der Rallye Waldviertel schien nach außen hin schon in der Vorbereitung perfekt zu laufen. So konnte sich Organisationsleiter Helmut Schöpf freuen, wiederum ein Lauf zur FIA European Rally Trophy zu sein, darüber hinaus wiederum das Finale um die heimische Rallyemeisterschaft zu bilden. Auch Schloss Grafenegg als Rallyezentrum stand wiederum zur Verfügung, dazu kamen die Österreich-Hallen in Krems, wo das Ziel der Rallye vereinbart wurde.
Alles schien bestens angerichtet zu sein. Dann begann die Sache für die Veranstalter ungemütlich zu werden. Ein Sponsor hatte trotz mündlicher Zusage abgesagt, man musste alle Drucksorten und Plakate wieder einstampfen. Der Verlauf der heimischen Meisterschaft führte dazu, das mit Raimund Baumschlager, Mario Saibel, Gerwald Grössing, Hermann Neubauer und Christoph Brugger die komplette heimische Spitze nicht am Finale teilnahm.

Damit war auch zu befürchten, dass auch das Nennergebnis diesmal mehr als dürftig werden könnte. Aber wie immer Leben hatte auch der schwer geprüfte Helmut Schöpf einmal richtiges Glück: „Durch die Absage eines Meisterschaftslaufes in Ungarn hat sich der dortige Verband entschieden, den letzten Lauf anlässlich der Waldviertel Rallye in Österreich auszutragen. Diese Chance musste man einfach wahrnehmen. Mit Hilfe der OSK und des ungarischen Verbandes änderte man die Ausschreibung, damit konnte unseren Nachbarn rasch geholfen werden, und die Nennungen für die Waldviertel-Rallye verbesserten sich ebenfalls um rund vierzig Teams. Auch die Qualität der ungarischen Piloten mit ihren attraktiven Fahrzeugen lockte weitere Teams an, ins Waldviertel zu kommen. Das Nennergebnis mit 117 Mannschaften hat nicht nur mich, sondern alle Beteiligten sehr angenehm überrascht. Dementsprechend positiv ist auch meine heurige Bilanz. Es gilt natürlich wieder dem Sportland Niederösterreich und den Rallyegemeinden in der Region für ihre Unterstützung zu danken. Darüber hinaus gilt der Dank auch den Sponsoren, stellvertretend seien hier die Bezirksblätter erwähnt. Ferner gilt mein Dank auch speziell den Aktiven, den Teams aus dem In- und Ausland, den Feuerwehren, der Rettung und der Polizei, sowie meiner kompletten Funktionärsriege, die alle einen tollen Job abgeliefert haben. Wichtig war es außerdem, dass die Rallye, die von ca. 35.000 Besuchern an beiden Tagen besucht wurde, ohne nennenswerte Zwischenfälle abgelaufen ist. Was mich besonders freut, Grafenegg ist ein Name, der nicht nur für Kunst und Kultur des Landes steht, sondern nun auch mit dem Sport sehr eng verbunden ist.“

Der sportliche Ablauf:
Division I – Zum Wechselbad der Gefühle gestaltete sich der Kampf um den Gesamtsieg bei der Waldviertel-Rallye 2014. Dominierte zu Beginn der heimliche Favorit Alexey Lukyanuk aus Russland (Ford Fiesta R 5) das Geschehen, so übernahm nach dessen Ausfall in SP 4 der Südafrikaner Hendrik Lategan die Führung. Diese gab er am ersten Tag nicht mehr aus der Hand und baute sie nach Ausfällen seines unmittelbaren Verfolgers David Botka (Ford Fiesta R 5) aus Ungarn am zweiten Tag auf bis zu fast vier Minuten Vorsprung aus. Doch eine Sonderprüfung vor Schluss spielte offensichtlich die Unerfahrenheit dem 20-jährigen Skoda-Piloten aus dem Baumschlager-Rennstall BRR einen Streich. Trotz des großen Vorsprungs leistete sich Lategan einen folgenschweren Ausritt und warf so den sicher geglaubten Sieg noch weg. Auch Hermann Gassner jr. (Mitsubishi Evo X) landete an einem Baum, und so surfte überraschend, aber keineswegs unverdient der Waldviertler Christian Mrlik auf der prominenten Ausfalls-Welle als Erster ins Ziel.
Mit 15 Sekunden Vorsprung auf den bärenstarken Ford Fiesta R 5 des Ungarn Jozsef Trencsenyi ging der 39-jährige Subaru-Pilot in die letzte Sonderprüfung der Rallye, 22 Kilometer von Wolfhartsberg nach Manhartsberg. Am Ende hatte er seinen Polster auf den Zweitplatzierten sogar noch auf 22,2 Sekunden ausgebaut und landete so seinen ersten und vielumjubelten Sieg in einem Staatsmeisterschaftslauf. Mrlik: „Ich kann es noch gar nicht fassen, Das ist wie ein Traum! Vor der letzten Sonderprüfung war ich voll cool. Ich habe meinen Gegner beobachtet und an seiner Körpersprache ausgemacht, dass er sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben könnte. Diese Leistungssteigerung führe ich auf meine Copilotin und Lebensgefährtin Julia Baier zurück. Sie gibt mir sehr viel Selbstvertrauen.“

Platz drei ging ebenso überraschend an Oldboy Walter Mayer. Der 64-jährige Peugeot-S2000-Pilot aus Gießhübl fuhr eine nahezu fehlerlose Rallye und freute sich über den Podestplatz: „Für mich ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Nachdem ich nun auch Gesamt-Dritter in der Meisterschaft geworden bin, wollte ich unbedingt noch einmal selbst auf dem Podium stehen.“
Für Jubel im Publikum sorgte auch Roman Mühlberger, der seinen Mitsubishi Evo VI als Gesamt-Fünfter ins Ziel brachte. Der Waldviertler erinnert sich zurück: „Vor fünf Jahren bin ich bei dieser Rallye mit einem Turboschaden ausgefallen. Das wurmt mich heute noch. Doch mit diesem Ergebnis habe ich mich selber belohnt.“

Überall anerkennenden Applaus erntete noch Alexey Lukyanuk, der seine Friedens-Mission trotz seines Ausfalls am ersten Tag am zweiten Tag – außer Konkurrenz –fortsetzte. Der Russe war im Waldviertel mit seinem ukrainischen Beifahrer Yevhen Chervonenko unter dem aussagekräftigen Teamnamen „We want peace“ gestartet.

Division II – Mit dem defekt-bedingten Ausfall des Ungarn Kristof Klausz am ersten Tag der Rallye war auch die Titelentscheidung gefallen. Dieser ging wie im Vorjahr an Michael Böhm, der eigentlich auch Waldviertler Wurzel hat. Durch den Sieg in der Division II hätte der Niederösterreicher jedoch die Meisterschaft auch dann gewonnen, wenn der Ungar durchgefahren wäre. Die Punkte für den ersten Platz sicherten Böhms Copilotin Katrin Becker den dritten Beifahrer-Meistertitel in Serie, womit das Suzuki-Duo voll abräumte. Böhm gewann zwölf von 123 Sonderprüfungen und beeindruckte dadurch nicht nur Branchenkenner. Fans aus Russland wollten dem Suzukipiloten unbedingt die Hand schütteln und ein Autogramm. Deren Kommentar:" You should get the flat out trophy, because you drive very, very fast with this car."

Böhm: „Das ist ein guter Tag für uns alle. Wir hatten immer alles im Griff und können stolz auf unsere Leistung sein. Zwar hätte ich gerne im direkten Duell mit Klausz den Titel geholt, aber ich nehme ihn auch so. Dass er ausgeschieden ist, tut mir leid für ihn. Aber das ist eben Rallyesport. Auch ich war heuer nicht immer vom Glück begünstigt.“

OSK Pokal – Die noch offene Entscheidung in der Division P2 im Rallye-Pokal der OSK fiel zugunsten des Kärntners Robert Surtmann. Der Mitsubishi-Pilot schied zwar heute knapp vor Schluss mit einem technischen Defekt aus, weil aber der punktegleich ins Finale gestartete Niederösterreicher Herbert Weingartner (Toyota Celica) schon gestern aufgeben musste, geht der Titel an Surtmann. Dieser hat heuer vier Siege auf dem Konto, während Weingartner keine Rallye gewinnen konnte.

Historische Staatsmeisterschaft – Das Duell um den Meistertitel 2014, den vorläufig letzten in dieser Kategorie (die Historische Staatsmeisterschaft wird nächstes Jahr ausgesetzt, der Historische Cup bleibt) entschied Willi Rabl gegen Kris Rosenberger für sich. Am ersten Tag konnte Rabl das Rennen zwischen den beiden Porsche-Piloten noch offen gestalten und sogar in Führung gehen. Heute aber packte Rosenberger den Gasfuß aus und holte letztendlich weit über eine Minute Vorsprung heraus. Doch eine Sonderprüfung vor Schluss griff auch in dieser Klasse das Schicksal ein. Durch ein hängengebliebenes Gaspedal am Porsche verlor Rosenberger über drei Minuten. Rosenberger: „Ich hätte dadurch fast einen Überschlag produziert, habe irrsinniges Glück gehabt. Gratulation an Willi Rabl. Er hat den Titel verdient.“ Der 55-jährige Waldviertler Willi Rabl jubelte über den Heimsieg ebenso wie über die anstehende Meister-Trophäe. „Als ich heute in der Früh in den Wald abgeflogen bin und über eine Minute verloren habe, hab‘ ich die Meisterschaft eigentlich schon abgeschrieben. Aber wie man sieht, einmal hast du Pech, dann wieder Glück – ich freue mich jedenfalls riesig über diesen Titel.“

Opel Corsa OPC Cup – Die Mehr-Siege-Regelung musste auch im Opel Corsa OPC Cup herhalten, um dort den Meister zu küren. Der Kärntner Christoph Leitgeb verdankt einem Sieg mehr als der Oberösterreicher Gerhard Aigner den Titel. Nachdem Leitgeb auf der letzten Sonderprüfung mit einem technischen Defekt liegengeblieben war, Aigner jedoch den dritten Platz holte, waren beide Piloten punktegleich gewesen. Leitgeb hat heuer aber drei Mal gewonnen, Aigner nur zwei Mal. Den überlegenen Waldviertel-Rallye-Sieg im Opel-Cup holten sich Andreas Kainer/Elke Aigner.

Ungarische Meisterschaft – Der Meistertitel in der ungarischen Meisterschaft ging an Miklos Kazar und somit auch an Beppo Harrach und dessen Drift-Company-Crew, die dem der Ungarn den siegreichen Ford Fiesta R 5 bestens präparierte. Auf der Strecke blieb wie in Österreichs Division I auch hier der Fahrer vom Raimund-Baumschlager-Rennstall BRR. Norbert Herczig, der ebenfalls noch Titelchancen hatte, musste den Skoda Fabia S2000 mit einem technischen Defekt in SP 4 abstellen.

Weitere Informationen zur Rallye Waldviertel 2014 finden Sie unter www.waldviertel-rallye.at

Weitere honorarfreie Pressefotos finden Sie auch unter IG RALLYE PRESSEFOTOS

Rallye Waldviertel 2014, Endstand nach 13 Sonderprüfungen:
1. Christian Mrlik/Julia Baier AUT/AUT Subaru Impreza 1:54:44,5 Std
2. József Trencsényi/Gábor Verba UNG/UNG Ford Fiesta R5 +22,2 Sek
3. Walter Mayer/Bernhard Ettel AUT/AUT Peugeot 207 S2000 +2:43,9 Min
4. Sebastian Barbu/Sergui Itu RUM/RUM Mitsubishi Evo X R4 +4:07,1 Min
5. Roman Mühlberger/Tobias Unterweger AUT/AUT Mitsubishi Evo VI +4:18,2 Min
6. Michael Böhm/Katrin Becker AUT/DEU Suzuki Swift 1600 +4:33,5 Min
7. Daniel Wollinger/Bernhard Holzer AUT/AUT Opel Adam R2 +8:17,9 Min
8. Andreas Kainer/Elke Aigner AUT/AUT Opel Corsa OPC +10:12,2 Min
9. Robert Zitta/Peter Stemp AUT/AUT Subaru WRX +11:12,6 Min
10. Christoph Leitgeb/Sabrina Hartenberger AUT/AUT Opel Corsa OPC +8:47,0 Min

Sonderprüfungsbestzeiten: Hendrik Lategan 6, Alexey Lukyanuk 6, David Botka 1.
Die wichtigsten Ausfälle: Herbert Weingartner (Toyota Celica/Technischer Defekt/SP 3), Alexey Lukyanuk (Ford Fiesta R 5/Ausritt/SP 4), Kristof Klausz (Renault Clio/Technischer Defekt/SP 4), Roland Königsecker (Mazda 323/Unfall/SP 7), David Botka (Ford Fiesta R 5/Technischer Defekt/SP 9), Hermann Gassner jr. (Mitsubishi Evo X/Unfall/SP 10), Hendrik Lategan (Skoda S2000/Unfall/ SP 12), Robert Surtmann (Toyota Celica/Technischer Defekt/SP 12); Christoph Leitgeb (Opel Corsa) Halbachse/SP13).
Endstände in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft 2014:
Division I: 1. Raimund Baumschlager 146 Punkte, 2. Mario Saibel 95, 3. Walter Mayer 77, 4. Gerwald Grössing 60.
Division II (2WD): 1. Michael Böhm 111 Punkte, 2. Kristof Klausz (Ung) 84 Punkte, 3. Daniel Wollinger 83.

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