BP Nr2
06. August 2014

Rallye-„Azubie“ & WM-Star im Serienauto

foto: Strasser

Absurd, könnte man sagen: Beim gemeinsamen Testeinsatz im Rahmen des Show-Events “Treffen der Gruppe B-Legenden“ sind Reini Sampl und Ilka Minor abgeflogen –dabei wurden dort nicht einmal Zeiten genommen. Warum also kam Reini Sampl beim ersten Einsatz mit WM-Copilotin Ilka Minor von der Strecke ab? Sampl erklärt: „Am Nachmittag gab es eine Prüfung, an der weniger viele Menschen standen, weshalb sie uns optimal erschien, unser Timing bei Rennspeed abzuchecken. Dann hat jedoch das Auto aufgesetzt und war für einen Moment unlenkbar – und schon ist es passiert.“ Wie hat Ilka reagiert? Sampl erzählt: „Sehr unaufgeregt. Wir haben uns zusammengesetzt und die Sache analysiert. Ilka ist einfach extrem professionell – das beinhaltet auch, dass es nach so einem Missgeschick keine Vorhaltungen gibt, es ging einzig und allein darum, herauszufinden, warum es passiert ist.“

„Ich bin ein Speedfahrer“

In punkto Vorhaltungen hat Reini Sampl ohnehin längst eine „Elefantenhaut“ entwickelt, wie er verrät. Als hoffnungsvoller Skirennläufer landete der junge Sampl einst nach einem schweren Unfall im Rollstuhl, doch seiner Herangehensweise blieb er danach auch als Mitglied des nationalen Monoski-Kaders treu. Mit dem Grundton der absoluten Überzeugung erklärt Sampl: „Ich bin ein Speedfahrer! Das heißt: Mir ist es lieber, ich fliege dreimal ab als dass ich nach jeder Kurve denken muss, dass es schneller gegangen wäre. Das könnte ich einfach nicht ertragen. Natürlich muss man hier differenzieren zwischen Angriffslustigkeit und absoluter Hirnlosigkeit. Doch prinzipiell hat in meinen Augen nur derjenige Erfolg, der an seine Grenzen stößt und sich auch einmal darüber hinaus bewegt.“

Sich also nicht nur von unten, sondern auch von oben ans Limit herantasten ist das Motto – dass es bei dieser Herangehensweise auch kritische Stimmen gibt, weiß Reini Sampl aus eigener Erfahrung: „Das ist charakterbildend. Ich habe sieben oder acht Nationaltrainer erlebt – und oft hieß es: ‚Nimm ein bisschen den Speed heraus‘. Nur wäre das nicht mehr ich selbst gewesen –daher bin ich stets meinem Stil treu geblieben. Nimm Bode Miller – er hat zwei Jahre lang einen Abflug nach dem anderen produziert, doch er hat seinen Stil umgesetzt und plötzlich kamen die Erfolge. Weil er sein Limit erkannt hat und er so einen Weg fand, so schnell fahren zu können wir kein anderer. Und genau darum geht es doch im Spitzensport.“

Nach diesen Worten wird völlig klar, warum Ilka Minor, die sonst bei den weltbesten Piloten in den hyperschnellen World Rally Cars tätig ist, mit Reini Sampl in einem Serien-Mitsubishi mit Startnummer 42 bei der Rallye Weiz antritt: Sampl ist ein Pilot nach ihrem Geschmack. Denn auch Ilka betreibt den Rallyesport auf eine kompromisslose Art und Weise. Manfred Stohl, mit dem sie es in der Weltmeisterschaft 2006 bis auf Gesamtrang vier geschafft hat, ist bekannt für seine Aussage: „Wer nie auf dem Dach landet, ist nicht wirklich schnell.“ Evgeny Novikov, mit dem Ilka im Vorjahr als Werksteam in der WM unterwegs war, wird gerne als Crashpilot bezeichnet, nach ihren ersten gemeinsamen Kilometern schwärmte Ilka: „Er ist unheimlich schnell – er nimmt die Kurven so kompromisslos wie kein anderer.“ Und wenn Ilka dem Polen Robert Kubica Rosen streut, dann hat auch das einen Grund: Kubica ist ein Speedfahrer, zurzeit auf dem harten Weg der Limit-Findung unterwegs. „Wenn er sich nicht verbiegen lässt und er weiter seinem ureigenen Stil treu bleibt, wird es Kubica schaffen“, sagt Reini Sampl.

Ehrgeiziges Ziel

Er selbst hat sich für die Rallye Weiz ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Angestrebt wird ein Platz in den Top 20. Ehrgeizig deshalb, weil der nach dem Serienreglement M1 aufgebaute Mitsubishi allein vom Gewicht her gegenüber Gruppe N-Fahrzeugen schwer im Nachteil ist: Rund 300 Kilogramm mehr Gewicht, dazu ein Standardgetriebe – insgesamt ein Nachteil von rund 2,5 bis drei Sekunden pro Kilometer, schätzt Reini Sampl. Dennoch nennt er den früheren Motorradrennfahrer Günther Knobloch als eine Referenz, der in einem Gruppe N-Mitsubishi bei seiner Debüt-Rallye in Kärnten gleich einmal mit Bestzeiten aufhorchen ließ.

Rallye-Quereinsteiger Reini Sampl, der im Vorjahr sein Debüt in der ORM gab, möchte die Gunst der Stunde nützen: „Ilka arbeitet dermaßen professionell, dass du dich als Fahrer wirklich nur mehr auf das Fahren konzentrieren kannst. Sie hat auch bei meinem Aufschrieb Inputs eingebracht – beim Vorlesen war sie mir anfangs etwas zu weit voraus, doch das haben wir innerhalb von drei Kurven angepasst.“

„Supergeile Veranstaltung“

Die Rallye Weiz kennt Sampl aus dem Vorjahr: Gemeinsam mit Barbara Watzl, der Stammcopilotin von Andi Aigner, konnte in dem Serienboliden Platz 22 belegt werden. Sampl sagt: „Eine supergeile Veranstaltung, da kommen viele motorsportbegeisterte Leute hin.“

Ilka Minor kennt die Rallye von ihrem bisher einzigen Einsatz im Jahr 2012, gemeinsam mit Manfred Stohl. „Es war schön“, sagt Ilka. Ein höfliches Lippenbekenntnis einer WM-Verwöhnten? „Überhaupt nicht“, lacht Ilka - sogar im direkten Vergleich zu den WM-Sonderprüfungen könne die Rallye Weiz mithalten: „Die Prüfungen sind wirklich schön, auch bei den Distanzen braucht man sich nicht zu verstecken. Ich finde auch die Rallye Weiz-App genial. Mit Mario Klammer gibt es hier einen jungen Veranstalter, der sich wirklich Mühe gibt, und das spürt man auch.“

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