BOSCH Super plus Rallye
Vor genau einem Jahr wurde im Vorfeld der Bosch Super plus Rallye das mögliche Ende der Ära Baumschlager in den Raum gestellt. Tatsächlich war für den Rest der Saison ein Sturmlauf von Beppo Harrach in Richtung Meistertitel zu beobachten. Und auch die Saison 2012 begann in ähnlicher Manier. Haben wir damals von der dramatischsten Ausgangsposition seit vielen Jahren gesprochen, so gilt dies in noch viel stärkerem Ausmaß
für die Ausgabe 2012. Das “Imperium” hat zurückgeschlagen und Raimund Baumschlager kommt als Führender der Division I der Rallye-Staatsmeisterschaft nach Pinggau.
Schafft der neunfache Staatsmeister nach Rebenland und Lavanttal im Wechselland den Hattrick oder kann Harrach seinen Vorjahrssieg wiederholen? Es kann aber auch ganz anders kommen, denn nicht nur dieses “Duell der Titanen” wird die Fans
an die Sonderprüfungen locken, sondern auch bei den frontgetriebenen Fahrzeugen und deren Kampf um die Meisterschaft steckt wieder so richtig Pfeffer drin. Ein einsames Diesel-Wiesel aus Deutschland gegen drei S1600 aus Japan (Suzuki) bzw. Italien lautet hier wohl das Duell. Dazu kommen der Suzuki-Cup und der von Co-Organisator Willi Stengg jun. mit initiierte Opel Corsa OPC-Cup, sowie die Gruppe der Historischen. Auch eine Premiere wird 2012 zu bestaunen sein: Erstmals steht ein Auto nach dem neuen Reglement für Serienwagen “M1” am Start, bezeichnenderweise von der Kultmarke Volvo.
Dass bis in die letzte Sonderprüfung nichts entschieden sein wird, dafür hat Wili Stengg sen gesorgt. Die nochmalige Verlängerung des legendären Pinggau-Rundkurses auf beinahe 40 Kilometer ist eine Konditionsfrage für Mensch und Material, so ganz im Stil der klassischen Ära des Rallyesports.
Zum Abschluss noch ein bisschen Statistik zum Schmökern: 15 Piloten und 7 Co-Piloten, die bereits bei der ersten Bosch-Rallye im Wechselland 2002 am Start standen, haben auch diesmal genannt. Den Zahn der Zeit haben drei Fahrer/Co-Piloten Kombinationen von damals überstanden: Einerseits Manfred Stohl und Ilka Minor - damals noch unter ihrem Mädchennamen Petrasko – auf einem Ford Focus WRC auf Platz 2 in der Ergebnisliste, andererseits die Lokalmatadoren Arni und Alexander Heitzer – damals Seat Ibiza Kit Car, heute Seat Ibiza Cupra – und die Wr. Neustädter Alois Handler/Andreas Scherz, damals Peugeot 106 GTI, heute Peugeot 207 R3T. Dazu kommt, dass zwei Piloten von damals nun mit zwei Co-Piloten anderer Fahrer von damals im selben Auto sitzen, Beppo Harrach/Andreas Schindlbacher einerseits und die Historic- Staatsmeister von 2008, Christian Rosner/Harald Gottlieb andererseits.
Division I
Insgesamt haben 14 Teams ihre Nennung abgegeben. Wobei das Hauptaugenmerk naturgemäß auf dem Dauerduell Raimund Baumschlager gegen Beppo Harrach liegt. Zuletzt hat ja der neunfache Staatsmeister aus Oberösterreich zweimal die Oberhand gegen den 18 Jahre jüngeren Titelverteidiger aus dem niederösterreich-burgenländischen Grenzgebiet behalten und kommt mit vier Punkten Vorsprung in der Meisterschaft ins Wechselland.
Von jenen, die sich den Kampf um Platz 3 ausmachen sollten, war 2011 lediglich Hermann Neubauer im Ziel, der schon eine recht turbulente Saison hinter sich hat. Dem sensationellen 2. Platz bei der Rebenland-Rallye stehen zwei Ausfälle gegenüber, womit der Lungauer bereits alle zur Verfügung stehenden Streich-Resultate für die Saison 2012 ausgeschöpft hat.
Sein Teamchef Manfred Stohl fährt wohl mit etwas gemischten Gefühlen nach Pinggau, hatte er doch mit Gasantrieb auf den schnellen Sonderprüfungen des Wechsellandes noch nie jenen Erfolg, der dem Talent eines Ex-Weltmeisters angemessen erscheint. Mit bisher drei Zielankünften in dieser Saison ist ein wenig Taktik jedoch schon einmal drin. Schließlich stehen am Samstag Nachmittag noch die beiden Pinggau-Rundkurse mit jeweils fast 40 Kilometer Länge auf dem Programm, die Manfred als Fahrer, der noch klassische Langstrecken-WM-Rallyes aktiv bestreiten durfte, sicher bevorteilen.
Was für Neubauer gilt, kann sinngemäß auch auf Mario Saibel angewandt werden. Bei der Jänner-Rallye aus gesundheitlichen Gründen noch Zuschauer, folgte im Rebenland ein technischer Ausfall. Dieses „ins Ziel kommen müssen“ für beide mag vielleicht die Chance für Kris Rosenberger im VW Polo S2000 sein, der sich auf den späteren Prüfungen im Lavanttal zuletzt diesen seinen Gegnern schon als absolut ebenbürtig erwiesen hat.
Division II
Lange sah es für die Organisation der Bosch Super plus-Rallye danach aus, als ob das Duell in der seit jeher durch ihre Marken- und Typen-Vielfalt glänzenden 2WD-Meisterschaft zwischen dem VW Scirocco-„Diesel-Wiesel“ des Meisterschaftsführenden und regierenden 2WD-Meisters Hannes Danzinger einerseits und den beiden Suzuki Swift S1600 des ehemaligen Gruppe N-Staatsmeisters Martin Zellhofer und des zweifachen Diesel-Titelträgers und Dritten der 2WD-Staatsmeisterschaft 2011 Michael Böhm andererseits ausgetragen würde. Böhm, der sich schnelle an das neue Auto gewähnt hat könnte zum schärften Gegner für Hannes Danzinger werden.
m letzten Moment – sozusagen eine Sekunde vor Zwölf – wurde aus dem Trio noch ein Quartett. Erfreulicherweise hat jetzt auch der zuletzt im Lavanttal so sensationell aufzeigende Kärntner Ex-Motorrad-Staatsmeister Peter Ebner im Citroen DS3 genannt, wobei es sich ja immerhin um das Vorjahressiegerauto der Div. II handelt. Vier Meister im Kampf um den Sieg, da könnte sogar die Division I ein wenig neidisch werden.
Insgesamt haben hier 31 Teams ihre Nennung abgegeben. Als „Kardinal Richelieu“, der den „vier Musketieren“ zu schaffen machen könnte, wird sich der seit zwei Jahren sehr regelmäßig in Österreich antretende Italiener Carlo Fornasiero in einem Renault Clio S1600 herausstellen.
Division III und Suzuki-Motorsport-Cup
Nach der bunten Vielfalt dank der slowenischen MG, VW Polo und Zastava ist die Division III bei der mBosch Super plus-Rallye wieder als verlängerter Arm des Suzuki Motorsport-Cups zu betrachten. Alle neun genannten Teams fahren einen Suzuki Swift Sport, davon sind allerdings nur sechs im Cup selbst genannt.
Der Kampf um den Sieg lautet Obersteiermark gegen Salzburger Lungau. Suzuki-Cup-Titelverteidiger mund Vizemeister Klemens Haingartner fiel zuletzt durch ein unglückliches Händchen bei der Reifenwahl auf, sein mit ihm punktegleich an der Spitze des Championats und im Cup liegender Konkurrent René Rieder als eiskalter Taktiker, was ihm auch zum Sieg im Lavanttal verhalf. Für Platz 3 in der Division empfehlen sich vor allem der regierende Titelträger Damian Izdebski aus Wien und der Niederösterreicher Mario Skarek, aber auch der Obersteirer Robert Kettner und der Vorchdorfer Gerhard Aigner. Wobei abzuwarten bleiben muss, wie sich Izdebski von der Tatsache
beeindrucken hat lassen, nach dem überlegenen Sieg bei der Jänner-Rallye zuletzt gleich zweimal mit Roulade aus den ÖM-Läufen geschieden zu sein.
Wie man den Chef von Beppo Harrachs Sponsor DiTech kennt, dürften ihm diese Zwischenfälle jedoch nur sehr kurzfristig Kopfzerbrechen bereitet haben, das Gewicht seines Tonnen schweren rechten Fußes aber nicht wirklich reduzieren. Zum Prestigeduell könnte die Auseinandersetzung zwischen dem Waldviertler Wolfgang Werner und der ehemaligen Kart-Staatsmeisterin Victoria Schneider aus Brunn am Gebirge werden. Geht es doch um den Titel des schnellsten Polizisten.
Division V
Im Vergleich zu 2011 werden hier die Karten völlig neu gemischt, fehlt doch das gesamte
Bosch-2011-Stockerl entweder ganz oder ist in die Division I abgewandert. Gleich 16 Teams haben ihre Nennung abgegeben, was im Vergleich zu den letzten beiden Rallyes wieder eine deutliche Steigerung darstellt. Favorit ist ganz klar der „Wald-Baron“ Gerwald Grössing in jenem Mitsubishi Lancer Evo VII, der 2007 die Bosch Super plus-Rallye mit Franz Wittmann jun. am Lenkrad gewinnen konnte. Für Grössing geht es zwar auch um das Gruppe H-Championat, angesichts fehlender Konkurrenz, die ihn fordern könnte, wird er sich aber wohl wie im Lavanttal auf das Gesamtklassement konzentrieren. Ein Top-6-Platz ist jederzeit möglich. Ähnlich sicher sollte der 2. Platz für Ex-Gruppe N-Staatsmeister Fritz Waldherr, ebenfalls in einem Evo VII, reserviert sein, geht man nach seiner Leistung zuletzt im Lavanttal. Das Plus des Altmeisters von niederösterreichischen Seite des Wechsels ist vor allem die überragende Fitness, die aus seinem Beruf als Sportlehrer resultiert.
Spannend und abwechslungsreich dürfte hingegen der Kampf um Platz 3 verlaufen, für den es gleich mehrere Kandidaten gibt. Willi Rabl jun. im VW Golf Kit Car gehört da ebenso dazu wie der hessische Gast Markus Moufang in seinem BMW M3, Challenge-Vizemeister 2011 Reinhold
Neulinger in einem Evo VI, der talentierte Waldviertler Marco Riedmayer in einem Evo III und nicht zu vergessen der charismatische Oberösterreicher und Publikums-Liebling Christof Klausner, sollte er mit seinem Ur-Quattro sein so gerne überschäumendes Temperament zügeln können und von Technik-Problemen verschont bleiben.
Nicht vergessen zu erwähnen darf man natürlich den Wahl-Vorarlberger Kurt Adam, wiewohl er natürlich im Kampf um die vorderen Plätze nicht mitzuspielen vermag. 75 Jahre und kein bisschen leise. Dazu von einer Fitness, die vor der Lizenzvergabe sogar seine Ärzte beeindruckte. Platz 3 in der separaten Wertung der 2WD-Fahrzeuge der Gruppe H ist ihm mit seinem E-Kadett durchaus zuzutrauen.
Historische
Die Historic-Staatsmeisterschaft hat zwar leider nicht mehr jenen überragenden Zuspruch wie noch vor zwei Jahren, ein Blickfang ist sie jedoch allemal und Nostalgie pur sowieso.
Der haushohe Favorit und regierende Meister Karl Wagner aus Wien hat mit der Bosch Super plus Rallye noch eine besonders lange Rechnung offen. Sowohl 2010 als auch 2011 sah er bereits wie der sichere Sieger aus, nur um diesen im letzten Moment noch zu verschenken. Wobei sich er und seine Copilotin Gerda Zauner gegenseitig nichts vorzuwerfen haben. War es 2010 ein Fehler Zauners an der letztmöglichen Zeitkontrolle vor dem Ziel, der eine Strafminute nach sich zog, war es im Vorjahr an Wagner selbst, in der vorletzten Sonderprüfung für gut fünf Minuten seinem Porsche ein Schlammbad zu verschreiben und damit noch alles aus der Hand zu geben. Unter den insgesamt sieben Teams ist es jedoch nur Zweien zuzutrauen, ihn einigermaßen unter Druck halten zu können:
Historic-Staatsmeister 2008 Christian Rosner aus Baden, wie Wagner in einem Porsche Carrera RS und Historic-Vorjahrssieger und Staatsmeister 1994, Kurt Göttlicher in seinem Ford Sierra RS Cosworth.
Sollte Göttlicher das Ziel erreichen, wird er seine Meisterschaftsführung wohl weiter ausbauen
können, da er im Gegensatz zu seinem Vorgänger als Titelträger in der Kategorie 1982-89, dem Stockerauer Peter Matasovic, in seiner Klasse zumindest einen Gegner hat, wenn auch „nur“ einen Newcomer in einem Volvo 740. Was ihm aber schon automatisch mehr Punkte garantiert als dem Kollegen im Zweier-Golf.
Um Platz 3 bei den älteren Historischen hinter den Porsche bewerben sich der zuletzt stark im
Aufwind befindliche Niederösterreicher Ossi Posch im „Hundeknochen“-Einser-Escort und der
Lokalmatador aus dem Hartberger Nachbar-Bezirk Weiz, Hans Derler, in einem BMW 2002ti.
Opel Corsa OPC Cup
Einen starken Einstand hatte Österreichs jüngster Markenpokal zuletzt im Lavanttal. Wobei vor allem auffiel, dass die von Willi Stengg jun. vorbereiteten Fahrzeuge ohne die geringsten
Kinderkrankheiten, wie man sie aus anderen Markenpokalen kennt, über die Runden kamen.
Inwieweit die beiden schnellsten Piloten Daniel Wollinger und Christoph Leitgeb nun auch eine
führende Rolle in der 2WD-Meisterschaft spielen können, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen aber gut, dass sie näher an der Spitze dran bleiben können als zuletzt, wo man noch sehr damit beschäftigt war, sich an das erst sehr kurzfristig fertig gestellte Fahrzeug zu gewöhnen. Innerhalb des Cups werden der Steirer und der Kärntner ziemlich sicher eine recht einsame Vorstellung abgeben, wobei man keinen der beiden gegenüber dem anderen in die Favoritenrolle drängen sollte. Um Platz 3 werden sich wohl wie zuletzt der Steirer Wolfram Doberer und der Niederösterreicher Koni Friesenegger duellieren. Lokalmatador Daniel Zieser aus dem Nachbarbezirk Weiz wird die beiden aber vielleicht stärker fordern können als zuletzt. Der sechste Mann im Bunde, der Niederösterreicher Gerhard Dworak, kann vor allem mit seiner Ortskenntnis punkten. Er war bei der jetzigen Bosch Super plus-Rallye schon am Start, als Zieser noch die Volksschule besuchte und die Rallye im Bezirk Hartberg noch längst nicht unter dem Logo von Bosch firmierte.
Sonderprüfungsübersicht
Freitag, 04.05.2012
Sonderprüfungskilometer = 60,38
Verbindungskilometer = 117,17
Total = 177,55 km
Samstag, 05.05.2012
Sonderprüfungskilometer = 131,20
Verbindungskilometer = 65,89
Total = 197,09 km
Freitag + Samstag
Sonderprüfungskilometer = 191,58
Verbindungskilometer = 183,06
Total = 374,64 km
Sonderprüfungszeitplan
Etappe 1
SP 01 Stambach - Steingraben 9,73 km 16:03 Uhr
SP 02 Pinggau RK kurz - 2 Runden 10,89 km 16:41 Uhr
SP 03 Stambach – Steingraben 9,73 km 18:16 Uhr
SP 04 Rohrbach RK – 3 Runden 9,57 km 18:44 Uhr
SP 05 Pinggau RK kurz – 2 Runden 10,89 km 20:01 Uhr
SP 06 Rohrbach RK – 3 Runden 9,57 km 20:34 Uhr
Etappe 2
SP 07 Wiesenhöf – Pinggau 7,47 km 08:28 Uhr
SP 08 Dechantskrchen –Schwaighof 9,65 km 08:58 Uhr
SP 09 Wiesenhöf – Pinggau 7,47 km 10:05 Uhr
SP 10 Dechantskirchen – Schwaighof 9,65 km 10:35 Uhr
SP 11 Haideggendorf – Stögersbach 8,68 km 13:18 Uhr
SP 12 Pinggau RK lang – 2 Runden 39,30 km !!! 13:40 Uhr
SP 13 Haideggendorf – Stögersbach 8,68 km 15:24 Uhr
SP 14 Pinggau RK lang – 2 Runden 39,80 km !!! 15:46 Uhr
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