BP Nr2
26. März 2012

Turbulente Premiere im Rebenland

foto:c.boehm

Zum ersten Mal wurde an diesem Wochenende bei besten äußeren Bedingungen die Rebenland Rallye, im südlichen Teil der Steiermark, ausgetragen.

Mittelpunkt dieser Veranstaltung, die auch zur österreichischen Rallyemeisterschaft zählte, war die Marktgemeinde Leutschach. Die Idee zu diesem neuen Event hatte Bürgermeister Erich Plasch, der als aktiver Motorsportler in Leutschach selbst ein Autohaus betreibt. Für die Durchführung sorgte der MSC Wolfsberg unter der Stabsführung von Obmann Gerhard Leeb. Hilfreich war auch die OSK (Oberste Nationale Sportkommission) die der Rebenland Rallye schon in ihrem ersten Jahr einen Meisterschaftsstatus zubilligte.

Man kann diese Premiere unter dem Motto „klein aber fein“, durchaus als Erfolg bezeichnen. Dazu Bürgermeister Erich Plasch: „Was mich besonders freut war das Engagement und die Identifikation unserer lokalen Bevölkerung, sowie der gesamten Region Rebenland. Auch vonseiten der Aktiven gab es viel Lob für diese neue Rallye, die auch ohne gröbere Probleme über die Bühne ging. Das Interesse der Zuschauer war für das erste Jahr sehr beachtlich. Man konnte ca. 15.000 Besucher bei dieser Premiere auf den einzelnen Sonderprüfungen begrüßen. Vordergründig für uns war es auch, unseren Gästen die tolle Infrastruktur der Region und unsere wirtschaftliche Kapazität zu präsentieren. Ich hoffe, dass mit Hilfe der Öffentlichkeit und weiterer Partner diese Veranstaltung einen fixen Platz im heimischen Motorsport-Kalender bekommt. Ein großer Dank gilt dem Land Steiermark, den genehmigenden Behörden, den Gemeinden, dies trifft auch auf die Polizei, die Feuerwehr und die Rettung zu. Besonders bedanken möchte ich mich aber bei den vielen Aktiven, den Teams aus dem In- und Ausland für ihren Einsatz, sowie unserer gesamten Organisationsmannschaft, die mit viel Einsatz bei der Sache war.“

Zum Sportlichen:
Zwei Drittel oder sieben Sonderprüfungen lang war die neu gegründete Rebenland-Rallye eine „normale“ österreichische Rallye wie so viele in der letzten Saison auch. Staatsmeister Beppo Harrach hatte vorne seinen Spaß, Ex-Staatsmeister Raimund Baumschlager war sein erster Verfolger, und der Rest lieferte sich diverse Platzierungs-Duelle. Der Rückfall von Manfred Stohl wegen einem Defekt der Antriebswelle war da schon eine ungewohnte Abwechslung. Doch dann folgten die Rundkurse Schlossberg (SP 8) und Eichberg (SP 9), und spätestens ab hier muss man beginnen, von einer außergewöhnlichen Rallye zu sprechen. Denn eine Ausfallswelle nationaler Toppiloten in dieser Dimension sollte es in Österreich in den letzten Jahren selten gegeben haben. Der führende Harrach hatte bei seinem Ausritt noch Glück im Unglück.


Das gebrochene rechte Hinterrad konnte von ihm und seinem Copiloten Andreas Schindlbacher gewechselt werden. Zwar verlor das Duo dadurch drei Minuten, aber immerhin blieb das Meister-Team im Rennen. Eine Fortune, die viele andere österreichische Spitzenfahrer nicht hatten. Mario Saibel musste seinen Mitsubishi mit einem Differenzialschaden abstellen, VW-Routinier Kris Rosenberger seinen S2000-Polo wegen zu hoher Wassertemperatur ebenfalls. Hannes Danzinger leistete sich auf dem Weg zum Sieg in der 2WD-Wertung einen Einschlag in eine Böschung, Michael Böhm und Michael Kogler kämpften um den Titel „Abflug des Jahres“. Böhm überschlug seinen Fiat Abarth ganze fünf Mal, Koglers Renault Clio hatte nur noch Schrottwert.

Was blieb ist der Sieg von Raimund Baumschlager, der schon der Verzweiflung nahe war: „Ich fühle mich sehr gut. Realistisch gesehen war es ein aussichtsloser Kampf, wobei es sich doch immer wieder lohnt, dementsprechenden Druck auf den jeweiligen Vordermann auszuüben. Fahrer und Auto waren am absoluten Limit.“

Völlig überraschend, aber keineswegs unverdient setzte sich Hermann Neubauer auf Platz zwei. Der junge Salzburger im Subaru Impreza R4 aus der Schmiede Stohl strahlte zu Recht. „Es ist der größte Erfolg in meiner bisherigen Rallye-Laufbahn. Obwohl ich gegen Ende hin mit einem Getriebeschaden zu kämpfen hatte. Es war für mich eine turbulente Rallye mit einem tollen Auto.“ Das Rebenland-Podest komplettiert Daniel Oliveira im Peugeot S2000. Der Brasilianer, der künftig mit Stohl Racing in der WM fährt, war in Leutschach nur Gaststarter und bekommt keine Punkte in der Staatsmeisterschaft.

Beppo Harrach gewann zwar acht der elf Sonderprüfungen, aber wegen seinem Missgeschick nicht die Rallye. Nur Platz vier, aber wenigstens Meisterschaftspunkte für Platz drei, weil Oliveira ja wegfällt. „Ich bin natürlich äußerst unzufrieden, vor allem weil wir ja praktisch dauernd vorne gelegen sind und Baumschlager nur drei Sonderprüfungen gewinnen konnte.“

Eine starke Vorstellung zeigte auch Christian Mrlik. Mit dem Subaru Impreza fuhr der Waldviertler auf den fünften Platz und hätte sogar noch Luft nach oben gesehen. „Leider hat uns ein Hinterachsen-Problem Zeit gekostet.“ Hinter Mrlik holte sich Manfred Stohl noch Punkte als Sechster ab. Das, obwohl ihn ein Antriebswellendefekt zur Halbzeit auf den elften Rang zurückgeworfen hatte. „In Anbetracht der Umstände war das noch das Höchste der Gefühle. Zum Glück haben wir noch von den vielen Ausfällen profitiert. Schade, die Rallye wäre mir von der Struktur her sehr gelegen.“

Die 2WD-Wertung gewann Max Zellhofer im Suzuki Super 1600 mit dem deutschen Copiloten Andre Kachel. Dabei war der Ex-Gruppe-N-Staatsmeister mit den Nachwirkungen einer Grippe in die Südsteiermark gekommen. „Das war ein hartes Stück Arbeit. Ich war nicht ganz fit. Es freut mich daher besonders, dass mein Beifahrer zu diesem Sieg viel beitragen konnte.“
Der Führende Hannes Danzinger schied in SP acht nach Unfall aus und Michael Böhm, der bis dahin sensationell an der dritten Stelle der 2WD Wertung lag parkte seinen Abarth in einen Weinberg.


Suzuki-Pilot Klemens Haingartner konnte die Division III, wo Titelverteidiger Damian Izdebski ausfiel, gewinnen. „Das ist eine absolute Genugtuung für mich. Letztes Jahr
habe ich den Gesamtsieg in dieser Klasse ja nur durch einen Unfall im letzten Rennen verspielt. Jetzt ist die Motivation für die kommende Lavanttal-Rallye natürlich noch viel größer.“ Die Division V sicherte sich Friedrich Poiss (Mitsubishi Evo VI).

Die Historische Klasse wurde zur sicheren Beute von Titelverteidiger Karl Wagner. Im Duell mit seinen Porsche-Kollegen Johannes Huber und Christian Rosner setzte er sich souverän durch. Wagner schrammte mit dem elften Gesamtrang sogar nur haarscharf an den Top ten vorbei. „Aus dem erwarteten Dreikampf ist für mich ein Alleingang geworden, worüber ich sehr erfreut bin. Es war eine sensationelle Rallye mit einer großartigen Publikumsbeteiligung. Für die Meisterschaft bedeutet dieser Erfolg eine gute Basis für eine mögliche Titelverteidigung.“ Den Historic Rallye Pokal gewann Kurt Göttlicher.

Endstand der Rebenland-Rallye 2012 nach 11 Sonderprüfungen:

1. Raimund Baumschlager/Thomas Zeltner A/A Skoda Fabia S2000 1:33:15,7 Std
2. Hermann Neubauer/Bernhard Ettel A/A Subaru Impreza STi R4 +2:33,2 Min
3. Daniel Oliveira/Carlos Margalhaes Bra/Por Peugeot 207 S2000 +2:51,8 Min
4. Beppo Harrach/Andreas Schindlbacher A/A Mitsubishi Evo IX R4 +3:02,8 Min
5. Christian Mrlik/Leopold Welsersheimb A/A Subaru Impreza STi +3:57,7 Min
6. Manfred Stohl/Ilka Minor A/A Mitsubishi Evo IX CNG +6:27,3 Min
7. Max Zellhofer/Andre Kachel A/A Suzuki Super 1600 +6:50,1 Min
8. Marko Jeram/Zmgo Logar Slo/Sl Citroen C2 +7:04,5 Min
9. Bernd Zanon/Florian Zeiger It/It Renault Clio S1600 +8:32,9 Min
10. Carlo Fornasiero/Oriella Tobaldo It/It Citroen DS 3 RS +9:17,3 Min

Sonderprüfungs-Bestzeiten: Harrach 8, Baumschlager 3,
Ausfälle: Walter Mayer (Antriebswelle/SP4), Kris Rosenberger (Temperatur/SP 8), Mario Saibel (Antriebswelle/SP 8), Hannes Danzinger (Unfall/SP 8), Michael Böhm (Unfall/SP 9), Michael Kogler (Unfall/SP 9), Damian Izdebski (Unfall/SP11)

Punktestände

ÖRM: 1. Raimund Baumschlager 36, 2. Beppo Harrach 34, 3. Manfred Stohl 22, 4. Jan Kopecky 20, 5. Hermann Neubauer 18, 6. Christian Mrlik 15

Division II (2WD):
1. Max Zellhofer und Jan Cerny je 20,
3. Hannes Danzinger und Marko Jeram je 18
5. Michale Böhm und Bernd Zanon je 16

Division III: 1. Klemens Haingartner und Vaclav Kopacek (Tch) je 20, 3. Rene Rieder und Damian Izdebski je 18, 5. Mario Skarek und Zbynek Baller (Tch) je 16

Division V: 1. Friedrich Poiss, Martin Fischerlehner und Roberto Canevari (It) je 20, 4. Willi Rabl und Simon Wagner je 18

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