Das Finale Grande von Meister Harrach
Auch heuer bei der 31. Auflage war die Waldviertel-Rallye wieder im Großraum Horn unterwegs. Prominente Starterin war die Landesrätin von Niederösterreich, Dr. Petra Bohuslav, die das internationale Feld am Freitag pünktlich um 13,30 Uhr auf die Reise schickte. Die Wetterbedingungen waren heuer angenehm, es herrschte bewölktes Wetter ohne Regen, die Temperaturen waren für die Jahreszeit mit bis zu 14 Grad Celsius durchaus angemessen. An beiden Rallyetagen waren zusammen knapp 50.000 Zuschauer in die Region gekommen.
Organisationsleiter Helmut Schöpf und die beiden Veranstalter ÖAMTC ZV Baden und MSRR Neulengbach hatten auch heuer wieder einige finanzielle Herausforderungen zu bewältigen, um die Veranstaltung ohne Hauptsponsor über die Bühne zu bringen: „Mein Dank gilt dem Sportland Niederösterreich, den ?ezirksblättern, den Gemeinden Horn, St. Leonhard Hornerwald, Altenburg, Maissau, Langenlois, Gars am Kamp und Rosenburg/Mold sowie allen weiteren Sponsoren. Stolz können wir auf die heurige Streckenführung sein. Mit fast 75 Prozent Schotteranteil am ersten und 50 Prozent am zweiten Tag haben wir den Piloten eine tolle Spielwiese geboten. Dies sollte sich auch in der internationalen Bewertung für das nächste Jahr auswirken. Neben der heimischen Meisterschaft zählte die Waldviertel-Rallye auch zur FIA Zonentrophy und wurde so als Anwärter für den European Rallycup 2012 von der FIA genauestens beobachtet. Darüber hinaus möchte ich mich bei den Aktiven, den Teams aus dem In- und Ausland und meiner kompletten Funktionärsriege bedanken, die einen tollen Job verrichtet haben. Wichtig war es auch, dass die Veranstaltung ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist.“
Zum Sportlichen:
Der Waldviertel-Rallye 2011 passierte dasselbe wie heuer auch der Jänner-, der Lavanttal-, der Bosch-, der Judenburg-Pölstal- und der Marburg-Rallye – sie alle wurden zur Spielwiese des neuen Staatsmeisters Beppo Harach. Mit dem Sieg beim letzten Meisterschaftslauf des Jahres in Horn, seinem ersten im Waldviertel, setzte Harrach den berühmten Tupfen auf das i einer für ihn grandiosen Saison. Dabei hätte es Harrach beinahe noch einmal spannend gemacht. „Auf der vorletzten Prüfung ist das Auto plötzlich nicht mehr geradeaus gefahren. Die Aufhängung des linken Hinterrrades war gebrochen, und es war praktisch unfahrbar. Zum Glück war der Vorsprung aber groß genug, und wir haben die Rallye doch noch zu Ende gebracht.“
Hinter Beppo Harrach kletterte Manfred Stohl auf das Siegespodest und ließ dem entthronten Meister Raimund Baumschlager nur Platz drei bei der Waldviertel-Rallye. Dieser haderte „mit mangelnder Abstimmung, weil wir das Auto erst am Mittwochabend von der WM in Spanien bekommen haben und so zu wenig Zeit zum Testen geblieben ist. Aber was soll’s, ich möchte mich hier vor allem bei meinem Copiloten für viele tolle Jahre bedanken. Ich habe ihm blind vertrauen können. Es wird irrsinnig schwer werden, so einen Beifahrer zu ersetzen.“ Thomas Zeltner kann wegen beruflicher Überlastung keine ganze Rallye-Meisterschaft mehr bestreiten und steht somit künftig nur noch sporadisch zur Verfügung. „Aber wirklich nur, wenn kein anderer Zeit hat.“ Manfred Stohl freut sich über seinen zweiten Platz: „Das ist mein dritter Stockerlplatz in den letzten drei Läufen. Wenn ich da nicht zufrieden bin, dann bin ich’s nie.“ Die unmittelbaren Waldviertel-Rallye-Plätze hinter den drei österreichischen Aushängeschildern wurden mit dem Deutschen Hermann Gassner sowie dem Ungarn Attila Rongits durch ein ausländisches Duo besetzt.
Unheimlich spannend verlief die Titeljagd bei den zweiradgetriebenen Fahrzeugen. Hermann Neubauer, der diese 2WD-Wertung letztes Jahr gewonnen hatte, und Hannes Danzinger lieferten sich ein packendes Duell, das letztendlich erst in der vorletzten Sonderprüfung entschieden werden sollte. Noch dazu auf dramatische Art. Hermann Neubauer, der schon rund 40 Sekunden Vorsprung auf Danzinger aufwies, verlor auf dem Herzstück der Rallye, der 28-Kilometer-Prüfung Geisterwerkstatt – Wolfshoferamt, plötzlich das linke Vorderrad seines Suzuki. „Ich kann’s mir nicht erklären“, war der Salzburger verzweifelt, „wir sind weder wo touchiert noch hab ich sonst was bemerkt. Plötzlich bricht das Rad weg. Alle vier Radbolzen sind ausgebrochen. Bevor ich noch reagieren konnte, bin ich schon auf der Bremsscheibe gefahren. Wenn’s nicht sein soll, soll’s offensichtlich nicht sein.“ Auch der durch dieses Missgeschick neue Staatsmeister Hannes Danzinger war nach der Nervenschlacht gezeichnet: „Es tut mir wirklich irrsinnig leid für Hermann. Mit einem technischen Defekt und noch dazu so kurz vor Schluss auszuscheiden, ist schon sehr hart. Als ich ihn am Straßenrand stehen gesehen habe, habe ich sofort zurückgedreht und mein Auto wie auf rohen Eiern ins Ziel getragen.“
Eine abermalige Bestätigung seines unbestrittenen Racing-Talents lieferte der Niederösterreicher Philipp Lietz im Mitsubishi Evo VII. Mit dem sechsten Gesamtrang in Horn ließ er nicht nur eigentlich höher eingeschätzte Piloten wie Mario Saibel (Mitsubishi Evo X) hinter sich, sondern sicherte sich damit auch wie schon im Vorjahr den Titel in der Division V. „Darüber bin ich wirklich sehr glücklich. Besonders weil ich heuer ja drei Nuller geschrieben habe.“
Damian Izdebski holte sich den Titel in der Division III. Nach einem Unfall des vor der Waldviertel-Rallye führenden Klemens Haingartner, bewältigte er den Spagat zwischen Vorsicht und Risiko und brachte seinen Suzuki Swift gekonnt ins Ziel. Izdebski: „Wenn man bedenkt, dass meine Rallye-Karriere erst vor eineinhalb Jahren begonnen hat, ist der Titel ein Wahnsinn für mich. Noch dazu die Waldviertel-Rallye zu gewinnen, ist eigentlich doppeltes Glück an einem Tag. Nächstes Jahr möchte ich schauen, die Meisterschaft aus eigener Kraft zu gewinnen.“
Die Würfel in der Historischen Staatsmeisterschaft waren schon vor der Waldviertel-Rallye zugunsten von Karl Wagner gefallen. Umso intensiver gestaltete sich der Zweikampf in Horn mit seinem Vorgänger Kris Rosenberger, der heuer mehr in der internationalen Historic-Szene unterwegs war. Am Ende hatte Rosenberger den längeren Atem. Er gewann im Waldviertel vor Wagner (beide Porsche) und lobte die Veranstalter: „Das war eine unglaublich tolle Rallye. Mit der 28-Kilometer-Prüfung ist etwas Einmaliges gelungen. Was mich besonders freut, ist dass wir hier mit einem einzigen Räder-Satz gewonnen haben.“ Kurt Wagner war vom Fight mit Rosenberger angetan: „Zum Schluss haben wir noch Reifen gewechselt. Da konnte ich Zeit gutmachen. Es war ein schönes Erlebnis, hier zu fahren.“
Der Gesamtsieg im Historischen OSK-Pokal ging an Kurt Göttlicher. Der ehemalige österreichische Staatsmeister kam als Gesamt-33. ins Ziel.
Endstände in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft:
Division I: 1. Beppo Harrach 120, 2. Raimund Baumschlager 110, 3. Mario Saibel 82, 4. Manfred Stohl 68.
2-WD-Wertung: 1. Hannes Danzinger 110, 2. Hermann Neubauer 100, 3. Michael Böhm 86, 4. Michael Kogler 83, 5. Daniel Wollinger 66, 6. Andreas Aigner 60.
Division III: 1. Damian Izdebski 76, 2. Klemens Haingartner 62.
Diesel-Klasse: 1. Michael Kogler 118, 2. Christian Mrlik 56.
Division V: 1. Philipp Lietz 96, 2. Eugen Friedl 78, 3. Mario Klepatsch 60, 4. Walter Kovar 46.
© CB-Verlags GmbH, Haydngasse 6, A-1060 Wien | Admin Login