Der Seriensieger rutschte aus
Bereits zum zweiten Mal wurde an diesem Wochenende die Schneebergland-Rallye mit Start und Ziel in Rohr im Gebirge durchgeführt. Als Veranstalter für diesen sechsten Rallye-Staatsmeisterschaftslauf zeichneten wieder der MSC Wolfsberg und der Badener Rallyeclub.
Bei der Premiere 2010 lautete das Motto „Klein, aber fein“. Mit dieser Devise war man erfolgreich und konnte daher auch heuer hoffen, ein positives Event in einer der landschaftlich schönsten Gegenden Österreichs durchzuführen. Rein sportlich liegt der Anreiz bei dieser Rallye im hohen Schotteranteil, also einem Untergrund, den viele Fahrer als die wahre Größe des Rallyesports bezeichnen. Die Geschichte hat aber wie so oft zwei Seiten. Ein Teil der Fahrer ist von den Prüfungen bei der Schneebergland-Rallye hellauf begeistert, ein anderer Teil meidet die Teilnahme, da man befürchtet, sich auf Grund des manchmal rauen Untergrunds das Fahrzeug zu sehr zu beschädigen. Heuer überwog der Anteil der Vorsichtigen, so dass man nur 27 Fahrzeuge zählen konnte. Darunter waren aber mit Ausnahme des verletzten Raimund Baumschlager alle österreichischen Spitzenfahrer vertreten
Mittelpunkt dieser Veranstaltung war wieder Rohr im Gebirge. Die Idee zu diesem Event hatte vor zwei Jahren Gerwald Grössing, selbst aktiver Rallyepilot, der in seinem Beruf in dieser Gegend auch als Förster und Jäger tätig ist. .
Ein großer Dank gilt den genehmigenden Behörden, den Gemeinden und einigen Sponsoren. Dies trifft auch auf die Polizei, die Feuerwehr und die Rettung zu.
Zum sportlichen Ablauf:
Fünf Starts, fünf Saisonsiege – und beim sechsten Lauf im Schneebergland eine komfortable Führung bis eine Prüfungen vor Schluss. Es war bereits alles angerichtet für Beppo Harrachs größten Triumph in seiner Karriere. Doch seinen ersten Rallye-Staatsmeistertitel vor Augen kam das Aus für den 23-jährigen Mitsubishi-Piloten wie ein Blitz – da passte es perfekt zur Dramaturgie, dass gerade in diesem Augenblick, vor der letzten Sonderprüfung über den gefürchteten Schotter von Haraseben, ein heftiges Gewitter einsetzte.
Bei der Schneebergland-Rallye im Raum Rohr im Gebirge machte Harrach von Beginn weg seine derzeitige Vormachtstellung klar, hatte 11 Sonderprüfungen gewonnen und lag 50 Sekunden vor Manfred Stohl, ehe das Unglück seinen Lauf nahm. Am Ende der vorletzten Prüfung, dem Rundkurs in Schwarzau, eigentlich schon nach der Zieldurchfahrt, touchierte Harrach ein Hindernis – rechtes Vorderrad ausgerissen und aus der Traum. „Ich hätte das Auto nur mehr über die letzte Prüfung drübertragen müssen“, jammerte der Pechvogel. „Den Sieg so knapp vor Schluss zu vergeben, ist natürlich doppelt bitter. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich werde halt versuchen, den Titel beim nächsten Lauf in Admont einzufahren.“
Den Sieg „erbte“ damit Manfred Stohl. Der Erdgas-Pilot resümierte: „Der Tag hat enttäuschend für mich begonnen. Eigentlich war die Rallye schon zugunsten von Harrach entschieden. Trotzdem habe ich noch versucht, anzugreifen und Druck zu machen. Es war wichtig, an Beppo dranzubleiben, denn ein Reifenschaden ist schnell passiert und kostet dementsprechende Zeit.“ Überglücklich war auch Gerwald Grössing, durch dessen Revier die Schneebergland-Rallye führte. „Ich freue mich über meinen zweiten Platz. Das Podest war von Anfang an mein Ziel, und das habe ich erreicht.“
Heftige Attacken stets auf sportlich fairer Ebene ritt Philipp Lietz gegen Hausherr Grössing. Als bei dessen Mitsubuishi Evo IX am Samstagvormittag plötzlich die Antriebswelle brach, nützte Lietz dies sogar zu einem kurzfristigen Ausflug aufs Stockerl. Doch vom „reparierten“ Grössing inzwischen wieder überholt, wurde der junge Niederösterreicher drei Prüfungen vor Schluss Opfer einer gar nicht fairen, ja lebensgefährlichen Aktion. Einem vermutlich von „Fans“ auf die Strecke gelegten Stein konnte Lietz nicht mehr ausweichen, und sein Mitsubishi wurde so beschädigt, dass er nicht mehr weiterfahren konnte. Lietz war dementsprechend verärgert: „Wir haben alles fotografiert und bereits die Polizei eingeschaltet. Auch die Auto-Kennzeichen der dort platzierten Leute wurden der Polizei übergeben. Mir hilft’s jetzt eh nix mehr, aber es ist mir wichtig, dass solche Leute zur Verantwortung gezogen werden.“
Sichtlich wohl fühlten sich im Schneebergland die Oldies Walter Mayer(Subaru Impreza) und Fritz Waldherr (Mitsubishi Evo III), die sich selber mit Top-ten-Platzierungen belohnten. Der 62-jährige Mayer war mit Co Bernhard Ettel angetreten und wurde letztendlich Fünfter, Fritz Waldherr, mit Klaus Ostermann unterwegs, scheint in der Endabrechnung als Siebenter auf.
Dazwischen lieferten sich die Piloten in der Klasse der zweiradgetriebenen Fahrzeuge ein erbittertes Duell. Die Aufmerksamkeit lenkten hier Hermann Neubauer und Hannes Danzinger auf sich. Immer auf Augenhöhe gelang Danzinger dann drei SP vor Schluss der entscheidende Angriff, und dass der Niederösterreicher am Ende als Dritter sogar auf dem Podest stand, war für ihn dann noch „das Tüpfelchen auf dem i“.
Erwähnenswert ist freilich auch Michael Böhm, der seinen kleinen Abarth 500 (trotz Sturmwarnung!) und einiger technischer Probleme auf den respektablen sechsten Gesamtplatz pilotierte und in der 2WD Wertung noch immer auf Platz zwei liegt.
Entschieden ist die Diesel-Klasse. Durch den Ausfall von Christian Mrlik (Bruch der Servolenkung) ist Michael Kogler Gewinner des OSK-Pokals 2011.
Damian Izdebski gewann mit einer tollen Leistung die Division III und übernimmt damit die Führung vor Klemens Haingartner.
In der Historischen Staatsmeisterschaft hat Karl Wagner mit dem Porsche 911 gewonnen und ist auf dem besten Weg zum Titel. Der OSK-Pokal der Historischen wurde zur Beute von Kurt Göttlicher.
Endstand der Schneebergland-Rallye 2011:
1. Manfred Stohl/Ilka Minor A/A Mitsubishi Evo IX 1:39,06,0 Std
2. Gerwald Grössing/Daniela Ertl*) A/A Mitsubishi Evo IX +4:13,2 Min
3. H. Danzinger/P.M. Schirnhofer**) A/A Ford Fiesta R2 +7:30,6 Min
4. Hermann Neubauer/A. Kachel A/D Suzuki Swift +7:54,0 Min
5. Walter Mayer/Bernhrd Ettel A/A Subaru Impreza +9:34,4 Min
6. Michael Böhm/M. Tomasini A/A Fiat Abarth +11:45,6 Min
7. Fritz Waldherr/Klaus Ostermann A/A Mitsubishi Evo III +11:50,8 Min
8. Erwin Reiterer/Daniel Foissner A/A Mitsubishi Evo III +12:19,1 Min
9. Willi Stengg/Jürgen Klinger A/A Subaru Impreza +12:50,6 Min
10. Eugen Friedl/Peter Treybal A/A Mitsubishi Evo VI +17:14,2 Min
11. Karl Wagner/Gerda Zauner***) A/A Porsche 911 +19:48,8 Min
12. MichaeKogler/Jürgen Heigl****) A/A VW Golf +20:25,0 Min
13. Damian Izdebski/Marion Voll*****) A/A Suzuki Swift +20:58,1 Min
14. Kurt Göttlicher/S. Dolezal******) A/A Ford Sierra +24:35,4 Min
*) Sieger in der Division V
**) Sieger in der 2WD-Wertung
***) Sieger in der Historischen Staatsmeisterschaft
****) Sieger und damit Pokal-Sieger der Diesel-Wertung
*****) Sieger in der Division III
******) Sieger und damit Gesamtsieger im Historic Pokal der OSK
Sonderprüfungsbestzeiten: Beppo Harrach (11/zwei Mal zeitgleich mit Stohl), Manfred Stohl (9/zwei Mal zeitgleich mit Harrach)
Die bekanntesten Ausfälle: , Christian Mrlik (Servolenkung/ZK 10), Oskar Hebenstreit (Technischer Defekt/SP 12), Philipp Lietz (Technischer Defekt/ZK 16), Friedrich Poiss (Technischer Defekt/ZK 16), Beppo Harrach /Technischer Defekt/ZK 18)
Punktestand in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft:
Division I: 1. Beppo Harrach 10, 2. Raimund Baumschlager 90, 3. Mario Saibel 54, 4. Patrik Winter 49, 5. Manfred Stohl 34.
2-WD-Wertung: 1. Hannes Danzinger 92, 2. Michael Böhm 86, 3. Hermann Neubauer 82.
Diesel-Klasse: 1. Michael Kogler 118 (und damit OSK-Pokal-Sieger, 2. Christian Mrlik 56.
Division III: 1. Damian Izdebski 56, 2. Klemens Haingartner 52, 3. Alfred Leitner 50.
Division V: 1. Philipp Lietz 60, 2. Eugen Friedl 52.
Historische Staatsmeisterschaft: 1. Karl Wagner 99.
Historic Pokal der OSK: 1. Kurt Göttlicher 87.
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