Die Jänner-Rallye 2011 war das erwartete Spektakel
Nach einjähriger Pause wurde im Mühlviertel wieder die Internationale Jänner Rallye mit Start und Ziel in Freistadt ausgetragen. Dieser Saisonauftakt zählte zum FIA European Rally Cup (erstmals Koeffizient 10) und wurde darüber hinaus auch als erster Lauf zur heimischen Rallye Meisterschaft gewertet.
Auf den insgesamt 16 Sonderprüfungen fanden die 100 gestarteten Teams sehr differente Streckenbedingungen vor. Am Freitag stieg die Temperatur von minus 12 Grad auf ca. 0 Grad. Damit war am ersten Tag das Eis, gemischt mit Schnee, der ständige Begleiter der Teilnehmer. Etwas besser wurde es dann am zweiten Tag der Rallye, die Temperaturen lagen über 0 Grad, damit fehlte aber an vielen Punkten der Strecke die ursprünglich vorhandene Schneedecke. Trotzdem tat das der Begeisterung der Fans keinen Abbruch. Der Rallyeclub Mühlviertel als Veranstalter, sowie die zwölf Rallyegemeinden konnten an allen Tagen nicht weniger als 125.000 begeisterte Fans in der Region begrüßen. Das Mühlviertel, gepaart mit der wieder durchgeführten 28. Jänner Rallye, wurde an diesem Wochenende zu einer riesigen Showbühne .
OK-Chef Ferdinand Staber hatte daher sehr viele Gründe eine positive Bilanz zu ziehen: „Wir haben mehr Zuschauer gehabt als zuletzt im Jahre 2009. Sie alle waren gekommen um die Wiedergeburt der Jänner Rallye gemeinsam zu feiern. Im Vordergrund stand für uns die Sicherheit an der Strecke, die vorzüglich geklappt hat. Darüber hinaus gab es sportlich viele spannende Höhepunkte, dies schon allein durch die erstklassige Besetzung. Damit war es möglich den vielen Fans Rallyesport der Extraklasse zu bieten. Sehr gut von den Fans angenommen wurde der heuer erstmals aufgelegte Rallyepass der nicht nur den Organisationsablauf beschleunigte, sondern dem Fan auch mehr gezielte Informationen brachte. Mein Dank gilt all unseren Sponsoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Veranstaltung zu unterstützen. Neben dem Dank an die Fans gilt ein spezieller Dank aber unserer eigenen Mannschaft. Alle Helfer und Funktionäre haben heuer wieder vollsten Einsatz gezeigt, da kann man schon stolz darauf sein.“
Aus sportlicher Sicht: Eis, Schnee, Matsch, Nebel, Regen, Sonne – die Jänner-Rallye 2011 hat so praktisch alles gebracht, was sie mehrheitlich auch die vergangenen 27 Mal ausgezeichnet hat. Vor allem aber eines: Sie hat den Fahrern alles abverlangt und damit gleichsam Tausenden Motorsportfans eine tolle Show geboten.
Am Ende steht ein Mann ganz oben, der diesen Rallye-Klassiker noch nie gewonnen hat: Beppo Harrach entscheidet nach über einem Jahr einen Staatsmeisterschaftslauf für sich, dessen Sieger nicht Raimund Baumschlager heißt. Denn der Oberösterreicher hat bekanntlich 2010 alle Rallyes gewonnen.
Damit ist Harrach gleichzeitig auch Sieger des European Rallye Cups, zu dessen Bewerb die Jänner-Rallye ebenso zählte. „Auf der Spielwiese von Raimund Bauschlager gewonnen zu haben, das muss ich erst einmal verdauen“, erklärte der stolze Gewinner unmittelbar nach der Zieldurchfahrt. „Ich bin so unendlich glücklich, dass wir aus den Tiefen der Vergangenheit wieder so zurückgekommen sind. Eine Saison so zu beginnen, ist einfach toll. Es war eine wahnsinnig schwierige Rallye, besonders die letzte Prüfung bin ich im absoluten Nebel gefahren. Wir haben ständig an einer Verbesserung des Setups gearbeitet, was sich schlussendlich auch ausgezahlt hat. Bedanken möchte ich mich noch bei meinen Sponsoren, die mir die Treue gehalten haben.“
Raimund Baumschlager, der in den letzten beiden Sonderprüfungen der Rallye noch am durch ein Motorenproblem gehandikapten Tschechen Jaroslav Orsak vorbeiziehen konnte, trug Platz zwei mit Fassung: „Das ist eine gute Ausgangsposition für den Rest der Meisterschaft. Ich habe viel Glück gehabt. Nach meinem Ausrutscher in der ersten Sonderprüfung, der mich eineinhalb Minuten gekostet hat, habe ich schon ans Aufhören gedacht, jetzt steh‘ ich sogar am Podest. Das Schönste ist aber, dass die Rallye überhaupt hierher zurückgeholt werden konnte. Die vielen begeisterten Zuschauer sind Beweis dafür, dass es sich gelohnt hat, dafür zu kämpfen.“
Geprägt war die Jänner-Rallye 2011 nicht nur von zahlreichen Ausfällen (Valousek, Pech, Aigner, Waldherr, Blomqvist . . . ), sondern auch von aufopfernd kämpfenden einheimischen Piloten. Diese nutzten einerseits ihre famose Ortskenntnis, andererseits ihre hohen Startnummern, die ihnen im Gegensatz zu den vorne wegfahrenden Topstars doch „entschärfte“, weil teils aufgeweichte Strecken bescherten. So steht plötzlich ein Martin Fischerlehner als Gesamtsiebenter oder ein Johannes Keferböck als Neunter im Endklassement. So kann der 21-jährige David Glachs einmal seinen möglichen Kindern davon erzählen, wie er seinerzeit mit einem Mitsubishi Evo V eine Sonderprüfung vor übermächtigen S-2000-, Evo-IX- oder Evo-X-Boliden gewonnen hat. Fischerlehner gewann mit seiner Sternstunde auch die Gruppe H10, was ursprünglich sein eigentliches Ziel war. „Der siebente Platz in der Gesamtwertung ist auch für mich eine Sensation.“
Hochzufrieden zeigt sich auch Kris Rosenberger mit seinem kurzfristigen Comeback in der Welt der Hochgeschwindigkeits-Autos. Mit dem Subaru WRX STI bewies der zuletzt in der Historischen Klasse engagierte Ex-Staatsmeister, dass er
nichts verlernt hat. „Ich bin als einziger im Feld ständig mit schmalen Reifen gefahren. Das heißt ich bin kaum Risiko eingegangen. Trotzdem steht ein toller fünfter Platz zu Buche. Also sehe ich keinen Grund, mich zu beschweren.“
In der Diesel-Klasse dominierte Christian Mrlik. „Mit dem von Stohl-Racing hervorragend vorbereiteten Subaru Impreza war es ein Vergnügen zu fahren. Darüber hinaus hat mir Manfred bei der Reifenwahl auf Grund seiner Erfahrung ganz entscheidend geholfen. Es war ein sicherer Sieg und damit ein guter Auftakt in der Meisterschaft.“ Der zweitplatzierte VW-Pilot Michael Kogler hatte am Ende mehr als zwei Minuten Rückstand.
Die 2-WD-Staatsmeisterschaft entschied sich auf der letzten Sonderprüfung. Der favorisierte Hannes Danzinger konnte im Ford Fiesta R2 seinen Markenkollegen Raffael Sulzinger noch abfangen, obwohl er wegen eines Ausritts mit 21 Sekunden Rückstand in die 24-km-Strecke gegangen war. Danzinger: „Mit Ausnahme meines Fahrfehlers ist hier alles perfekt gelaufen. Ich habe ständig Zeit gutmachen können, was sich am Ende gelohnt hat. Wichtig war es auch, vor Michael Kogler in der Wertung zu bleiben, da Sulzinger wahrscheinlich nicht die ganze Meisterschaft bestreiten wird.“ Sulzinger, der mit dem etwas schwächeren Fiesta ST unterwegs war, zeigte sich nicht enttäuscht: „Ich habe alles probiert. Da es meine erste Rallye auf Schnee war, ist es trotzdem ein schöner Erfolg für mich.“
Michael Böhm´s Aufholjagd .- er verlor knapp sechseinhalb Minuten- wurde noch belohnt. Er holte noch Platz vier hinter Kogler und wertvolle Punkte für die Meisterschaft.
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