ARBÖ-Steiermark-Rallye: Zum Abschied das Beste
Die ARBÖ-Steiermark-Rallye ist schon seit Langem bekannt für ihre erstklassige Besetzung in der Historischen Klasse. Bei der diesjährigen Traditionsveranstaltung in Admont, die zugleich die Abschiedsvorstellung von Bernd Rothensteiner in der Rallye-ÖM war – er wird sich künftig vordergründig der Historischen Rallye-Europameisterschaft widmen – gab es in der Historischen Wagenklasse ein Duell der Extraklasse, bei dem er eine ganz große Rolle spielte. Vielleicht die beste Show der Rallye, wenn man von den Sideways-Darbietungen von Erik Wallner absieht, die aber außer Konkurrenz stattfanden.
Bernd Rothensteiner ist bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye 2004 so gefahren, wie er auch sonst immer fährt: Ungewöhnlich schnell und extrem spektakulär. Ein beeindruckender Stil. Diesmal stimmten auch die Konkurrenzverhältnisse, denn mit Hans-Georg Lindner und Gerold Neumayr sowie deren Escorts waren zwei Gegner am Start, die ihm an Klasse und Talent kaum nachstehen. Es kam in der Folge auch sehr schnell zu einem Zweikampf mit Hans-Georg Lindner, der sich über die gesamte Rallye zog und der die Besucher zu Begeisterungsstürmen hinriß. Das Duell blieb bis zum Schluß spannend, am Ende schlug Lindner Rothensteiner, der lange Zeit vorne war, um 12,6 Sekunden. Gäbe es an der Spitze auch so großartige Kämpfe, müßte man sich um die Attraktivität des Rallyesports wohl keine Sorgen machen.
Bei all der großartigen Show, die sowohl Hans-Georg Lindner als auch Bernd Rothensteiner auf den rutschigen Geläufen der Steiermark-SPs mit ihren alten, heckgetriebenen Escorts boten, hatte Bernd Rothensteiner immer alles unter Kontrolle, sein Fahrstil blieb stets rund und flüssig, und nie kam der Eindruck einer riskanten Harakiri-Aktion auf. Lediglich einmal wurde die Harmonie etwas gestört, als auf der Treglwang-Prüfung die Fahrertür an einem Baum eingedrückt würde. An der gleichen Stelle wurde auch der Ford-Lotus Cortina von Alois Nothdurfter in Mitleidenschaft gezogen, ebenfalls an der Fahrertür. Entsprechend groß war die Hektik im Service und auf dem Weg dorthin, aber dank der erstklassigen Arbeit der Mechaniker, die innerhalb von nur 17 Minuten die Türe so weit instand gesetzt haben, dass sie den Sicherheitsbestimmungen entsprach (zur Verfügung standen 20 Minuten), gelang es, die Rallye ohne Strafzeit fortzusetzen. Bernd Rothensteiner und Xaver Hiebner, die wieder perfekt zusammenarbeiteten, schafften einmal mehr eine erfolgreiche Rallye, wenn auch Platz Eins an Hans-Georg Lindner ging, nur um wenige Sekunden Differenz.
Co-Favorit Gerold Neumayr, der zwischendurch auch gelegentlich schnellere Zeiten als Hans-Georg Lindner und Bernd Rothensteiner gefahren ist, hätte rein vom Speed durchaus gute Chancen gehabt, das Führungsduo zu fordern. Die hatte er aber verspielt, als er einen Kuhzaun durchbrochen und die Bergung einige Zeit in Anspruch genommen hatte. Immerhin bleibt so ein wenig Hoffnung, daß es auch nach dem Rückzug von Bernd Rothensteiner spannende Wettkämpfe in der Historischen Klasse geben wird, zumindest bei ein paar Rallyes.
Man kann davon ausgehen, daß Bernd Rothensteiner fehlen wird, denn mit ihm verliert die Rallyeszene nicht nur einen exzellenten Show-Star und eine talentierte Fahrerpersönlichkeit, sondern auch einen Teilnehmer mit Sportsgeist und einem ausgeprägten Sinn für Fairness im Wettbewerb. Dieser Geist wurde von allen im Team gelebt, wie etwa seinen Mechanikern, die Gerald Kures bei der Herbstrallye selbstlos geholfen haben, als er Schwierigkeiten an seinem Wagen hatte.
Was bleibt anderes übrig, als Bernd Rothensteiner und seinem Team viel Erfolg in der Historischen Rallye-Europameisterschaft zu wünschen? Danke, Ihr wart wunderbar!
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