BP Nr2
18. April 2008
cb

BOSCH Super plus Rallye: Alle Infos

Michael Böhm wird in Pinggau schwer zu schlage sein. Günter Jörl scheint sein stärkster Gegner, aber auch Fredi Leitner sollte sich im Stilo schon gut zurecht finden.

Mit stolz geschwellter Brust kann sich Organisationschef Willi Stengg sen. in diesen Tagen am Stammtisch des Veranstalters „Stengg Motorsport Fan Club“ sehen lassen. Mit 75 Nennungen aus fünf Nationen kann die Bosch Super plus-Rallye, 3. Lauf zur Rallye-ÖM am 2./3.5. 2008, mit einem ausgezeichneten Ergebnis aufwarten.

„Damit sind wir natürlich außerordentlich zufrieden. Vor allem, dass wir auch eine Reihe von ausländischen Teams ansprechen konnten und damit den Fans und den zu erwartenden tausend Gästen unseres Hauptsponsors Bosch auch internationales Flair bieten werden. Kroatische Spitzenteams beispielsweise bereiten sich bei uns auf ihren ersten Meisterschaftslauf vor. Das, obwohl eine Woche später in Slowenien eine Rallye stattfindet, die von der Anreise für unsere kroatischen Sportfreunde wesentlich kürzer ist. Das spricht dafür, dass sich die Qualität unserer Rallye auch über die Grenzen verbreitet hat. Bosch bürgt eben für Qualität.“


All diese Fahrzeuge, egal wie alt, egal wie jung und aus welchem Land, sind übrigens mit dem einen oder anderen Teil aus den Produktionsstätten von Bosch ausgerüstet. Dies ein Beweis für die Bedeutung der Robert Bosch AG in Zusammenhang mit der Technologie der weltweiten Automobil-Industrie.

DIVISION I
seriennahe Allrad-Fahrzeuge der Gruppe N über 2000 ccm und stark verbesserte Fahrzeuge der Gruppe A bis 2000 ccm; z.B. Mitsubishi Lancer Evolution, Subaru Impreza WRX-STI, VW Polo S2000, VW Golf IV Kit-Car: 23 Teams

Schlägt Wittmann zurück?

Zwei österreichische Meisterschaftsläufe liegen hinter uns, zweimal hieß der Sieger in der Meisterschaftswertung Raimund Baumschlager. Beide Male jedoch war Franz Wittmann jun. knapp dran, den siebenfachen Meister hinter sich zu lassen. Zuletzt erzielte er sogar die Mehrzahl der Bestzeiten.
Schlägt im Wechselland jetzt im dritten Versuch die Stunde des Stohl Racing-Piloten? Schließlich ist es Wittmann schon im vergangenen Jahr gelungen, Baumschlager eben dort erstmals zu besiegen, wenn auch unter etwas anderen Voraussetzungen. Fuhren beide doch in unterschiedlichen Gruppen und nahmen einander keine Meisterschaftspunkte weg.
Hinter Baumschlager/Wittmann warten jedoch einige „hungrige Wölfe“ auf ihre Chance. Allen voran die beiden VW Polo S2000-Piloten Kris Rosenberger und Andreas Waldherr. Vor allem Waldherr kann es kaum erwarten, endlich zuzuschlagen, nachdem er nach zwei Runden noch ohne Meisterschaftspunkte dasteht. Da die Bosch Super plus-Rallye ausschließlich auf Asphalt ausgetragen wird, sieht der Pilot, beheimatet auf der anderen Seite des Wechsels, seine Stunde gekommen und wird zweifellos vom ersten Meter an voll attackieren. Rosenberger hingegen kann an die Sache etwas von der sichereren Seite aus betrachten, liegt der Grizzly-Pilot doch in der Meisterschaft hinter Baumschlager und Wittmann auf Platz 3.
Bei seiner Heimrallye nie zu unterschätzen ist natürlich auch Lokalmatador Willi Stengg jun., der Sieger von 2006. Sein Nachteil ist vielleicht, daß er im Vergleich zu seinen Konkurrenten noch relativ wenige Sonderprüfungs-Kilometer im Gasfuß hat und wie Waldherr noch keine Meisterschafts-Punkte auf seinem Konto hat.
Der Wiener Mario Saibel konnte bislang noch nicht seine Vorjahrsform ausspielen, hofft jedoch, wieder jenes Tempo anschlagen zu können, das ihm 2007 beinahe zum Sieg bei der Castrol-Rallye verholfen hätte.
Außenseiterchancen auf Ehrenplätze kann man noch Michael Kogler und Walter Kovar zubilligen. Der junge Oberösterreicher Didi Kienbacher war bei seiner Allrad-Premiere im Lavanttal bereits wegen seiner spektakulären Quertreiberei einer der Publikumslieblinge und wird sich zu steigern wissen.
Traditionell mit von der Partie im Wechselland auch der Wiener Gastronom Waldemar Benedict. Der Peugeot 207 S2000-Pilot war zuletzt nicht sehr lange im Einsatz und benötigt daher dringend Kilometer, um sein von Rolf Schmidt vorbereitetes Auto dauerhaft in den Top-6 bewegen zu können.
Die Fronttrieb-Fraktion der Kit-Cars wird von den VW-Piloten Hannes Danzinger und Willi Rabl jun. angeführt. Danzinger, im Wien Energie CNG, ist bekannt dafür, stets mit 100%igem Einsatz zu fahren und jeden Zentimeter der Straße zu seinem Vorteil auszunutzen. Die Auslegung der Bosch Super plus-Rallye kommt dem Erdgas-Piloten natürlich ebenso entgegen wie Rabl, der die Benzin-Fraktion von VW verstärkt. Dazu kommt der Obersteirer Hermann Berger in einem vom Importeur unterstützten Suzuki Swift S1600.
Zwar als Ausländer nicht punkteberechtigt, aber eine erfrischende Verstärkung des Feldes sind die beiden Kroaten Ivan Goran Cibej (Subaru) und Sinisa Crnojevic (Evo IX), die im vergangenen Herbst bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye bereits ihr Können unter Beweis gestellt haben.
Auch ein „Werksfahrer“ der Bosch-Gruppe von außerhalb des automotiven Bereichs ist am Start: Der Wiener Heizungstechniker Eugen Friedl, Zwei-Liter-Meister 1995, pilotiert einen von der Marke Junkers (Bosch-Thermotechnik) gesponserten Mitsu Evo VI.


DIVISION II
seriennahe Fahrzeuge der Gruppe N bis 2000 ccm z.B. Ford Fiesta, Peugeot 206 und 306, Renault Clio, Suzuki Swift): 25 Teams

Die Division II in der ÖM, also die seriennahen Gruppe N-Autos bis 2000 ccm, wäre eine Abwandlung der Ford Fiesta-Trophy, gäbe es da nicht einen routinierten Niederösterreicher, der sich auf eine andere Automarke spezialisiert hat. Kein Wunder, ist doch Alois Handler angeheirateter Juniorchef in einem Peugeot-Betrieb. Nach zwei Läufen der Rallye-ÖM liegt er vor drei Ford Fiesta-Piloten in Führung.
Die Bosch Super plus-Rallye hat Handler in zwiespältiger Erinnerung: Einerseits war er im vergangenen Jahr schnellster Pilot der Division II, andererseits mußte er ohne Punkte wieder nach Hause fahren. Die Stabilisatoren seines Peugeot 206 hatten nicht dem Reglement entsprochen. Kurioser Grund: Sie waren einem Unfallauto entnommen worden, wobei es sich jedoch um ein anderes Modell des 206ers gehandelt hatte. Nicht einmal dem Peugeot-Spezialisten Handler war bewußt gewesen, daß Stabilisatoren mit unterschiedlichem Durchmesser eingebaut waren.
Doch das ist Schnee von gestern und sollte vergessen und vergeben sein. Nach seinem Erfolg im Lavanttal ist Handler sicher erneut zum engsten Favoritenkreis zu zählen.
Erster Gegner ist wohl der Oberösterreicher Patrick Winter, aber auch andere Ford Fiesta-Piloten sind zu beachten. Nicht nur der Kärntner Christoph Leitgeb und der Steirer Daniel Wollinger, sondern auch der regierende Ford Racing-Rookie Lukas Langstadlinger aus Niederösterreich, der seine allererste Rallye absolvieren wird. Erweiterte Chancen auf einen Top-3-Platz darf man auch dem mit österreichischer Lizenz startenden Italiener Massimo Pastrello (Renault Clio), dem Wiener Franz Schulz (Peugeot 306), dem Tiroler Manuel Porzelt, dem Niederösterreicher Martin Kalteis und dem allerdings in der ÖM nicht punkteberechtigten Bayern Raffael Sulzinger (alle Fiesta) zubilligen.
Ein buntes Feld großteils junger Piloten also, die wohl um jede Sekunde kämpfen werden.


DIVISION III
Diesel-Fahrzeuge: 7 Teams
Ist Michael Böhm noch zu stoppen?

Zwei Schlachten sind geschlagen, beide Male hieß der Diesel-Sieger Michael Böhm auf FiatGrande Punto. Der Fiat-Pilot aus Rohrbach a. d. Lafnitz scheint in dieser Saison im Moment ohne Konkurrenz zu sein. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß sich das auf seinen Hausstraßen, wo er jeden Meter kennt, ändern wird.
Da sich die Klasse im Moment in einer Transformations-Phase befindet, ist wohl der regierende Meister Günther Jörl aus Kärnten im Seat Ibiza jener Pilot, der als einziger imstande sein wird, Böhm ans Limit zu treiben.

Für Platz 3 gibt es eine Reihe von Kandidaten. Allen voran der gebürtige Steirer Alfred Leitner der zu Fiat Austria Racing wechselte und das Meisterauto 2005, den Fiat Stilo 16V pilotiert, der sich mit einem weiteren Stilo und zwei VW Golf V auseinander zu setzen hat.

Fahrzeuge mit alternativem Kraftstoff (z.B. Erdgas, Biogas, Bio-Ethanol): 3 Teams

ALTERNATIVE KLASSE
BRR stellt sich erstmals der Herausforderung

Nach dem VW-Rallye-Team Austria und Stohl Racing, nicht zu vergessen die Privat-Initiative von Alfred Kramer (der allerdings bei der Bosch Super plus-Rallye), stellt sich ein neues Team der immer populärer werdenden Alternativ-Klasse: Gerwald Grössing (NÖ), bekannt schneller Hobby-Pilot mit einem 3. Platz gesamt bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye 2007 auf seiner Erfolgsliste, hat sich in der Firma von Raimund Baumschlager, BRR, einen Bio-Ethanol-betriebenen Evo IX aufbauen lassen. Diesen „Schnapsbomber“, wie diese Fahrzeuge von den Fans inzwischen liebevoll getauft wurden, wird er nun im Wechselland erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.

Die Favoritenposition nimmt aber weiterhin Beppo Harrach mit seinem Biogas-Evo IX ein, den man selbstverständlich auch zum engsten Kreis jener Piloten zählen muß, die im Gesamtklassement einen Platz unter den ersten Drei belegen können.
Dritter Alternativ-Pilot ist Hubertus Thum im Wien-Energie Erdgas-Golf V des VW-Rallye-Teams Austria. Thum nach einjähriger Studium-Pause (inzwischen Mag. Thum) befindet sich noch in der Gasfuß-Aufbauphase, wie er aber meint: „Lange kann es nicht dauern bis der GTI das tut, was ich will.“

HISTOTISCHE FAHRZEUGE
(Baujahr 1986 und älter, dem damaligen technischen Reglement entsprechend): 12 Team

Die Historischen bestreiten im Gegensatz zu den „Modernen“ im Wechselland erst ihren zweiten von lediglich fünf Meisterschaftsläufen. Da es kein Streichresultat gibt, wird wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein neuer Meister gekürt werden. Wieder am Start: Der Wiener Johannes Huber, der den ersten Lauf aus beruflichen Gründen auslassen mußte.

Eigentlich ist die Bosch Super plus-Rallye von ihrer Auslegung her perfekt auf die Porsche abgestimmt, trotzdem gab’s in den letzten beiden Jahren jeweils Ford-Siege. Die beiden Erstplazierten des vergangenen Jahres, die Tiroler „Sepp Gruber“ und Alois Nothdurfter haben ihre Saisonplanung jedoch diesmal völlig anders aufgebaut und werden nicht am Start stehen. Großer Favorit ist damit der Badener Christian Rosner im 3,2 l-Porsche Carrera, der 2007 bis zu einem Hoppala am Freitag Abend deutlich vorne gelegen war. Schärfster Gegner neben Huber ist sicher der in der ÖM führende Mauerbacher Sepp Pointinger, der sich mit dem Badener Gerhard Openauer als führender Ford-Pilot in der diesjährigen Titeljagd etabliert hat.
Nicht zu unterschätzen, aber mangels Einschreibung nicht punkteberechtigt, ist natürlich auch der immer spektakuläre Wiener Christoph Weber in einem Mercedes 190.
Von einem abwechslungsreichen Kampf darf also bei den beim Publikum immer populären Historischen (startberechtigt sind Fahrzeuge Baujahr 1986 und älter) ausgegangen werden.

SUZUKI MOTORSPORT CUP
Nach dem erfolgreichen Saisonauftakt auf dem Wachauring in Melk, wo 19 Teilnehmer auf der Rundstrecke zu sehen waren, wagen sich diesmal 13 Teams an den Start. Dabei wird man 12 Suzuki Swift und einen Suzuki Ignis zu sehen bekommen. Nicht mit dabei ist der momentan Führende im Cup, Thomas Heuer, der sich genauso wie seine Kollegen Franz Senn und Alexander Scheck eher auf die Rundstrecke konzentrieren möchte.

Der Favoritenkreis für die Suzuki-Starter in Pinggau ist relativ groß. Da ist einmal Hermann Neubauer. Er gewann voriges Jahr schon in Leiben und ist für Pinggau voll motiviert: „Ich rechne mir schon einen Spitzenplatz aus, im Klartext ein Platz auf dem Podium. Voraussetzung ist jedoch, daß technisch alles in Ordnung ist. Im Vorjahr war ich wegen meiner Matura in der Steiermark nicht am Start. Die Konkurrenz ist diesmal sehr stark. Klammer, Schießling, König und der junge Lietz wollen auch an die Spitze. Wenn es gut läuft, möchte ich Pinggau als Gesamtführender im Suzuki Motorsport Cup verlassen.“

Mario Klammer/Elke Aigner als Lokalmatadore: „Ich erwarte mir von meiner Heimrallye schon einiges. Ich fühle mich auf der Rallyestrecke wesentlich wohler als auf der Rundstrecke. Dort zählt mehr die Erfahrung und die Routine. Zwei Tage ohne Fehler zu fahren erfordert volle Konzentration, wobei die interne Konkurrenz im Cup sehr groß sein wird. Trotzdem sollte ein Platz unter den ersten drei drinnen sein.“

Eine große Unbekannte stellt das Duo Philipp Lietz/ Mario König bei ihrem ersten Rallyeeinsatz im Rahmen des Suzuki-Cups dar: „Die Rundstreckenpremiere in Melk war für mich sehr positiv. Trotzdem gehört meine Liebe dem Rallyesport. Ich bin einfach ein Fan, dies trifft auch auf meinen Beifahrer zu, mit dem ich sehr gut zusammenarbeite. Mein erklärtes Ziel ist es, durchzukommen und so viele Punkte als möglich mitzunehmen.“

Nach ihrem tollen Rundstreckenauftakt in Melk versuchen sich Victoria Schneider/ Vanessa Weichberger zum ersten Mal bei einer Rallye: „Da müssen wir durch. Wir können nur lernen, da wir keinerlei Erfahrung haben. Für mich gilt es so viele als mögliche Rallyekilometer zu machen, um uns langsam an diesen Sport zu gewöhnen. Da ich aber ehrgeizig bin, gibt es auch für uns ein Ziel – nämlich in der Cupwertung nicht Letzte zu werden.“

Neben den bisher Genannten gibt es aber eine starke Gruppe von Piloten, die durchaus in der Lage sind, einen Podiumsplatz herauszufahren. Dies trifft auf die Paarungen Veit König/Michael Schwendy (D), Wolfgang Werner/Johanna Lungenschmied, Alexander Schiessling/Andreas Zankl, Michael Hofer/Dominik Riedmayer und Peter Schauberger/Hannes Blazek zu.

Klemens Haingartner/Manfred Ambroschütz im einzigen Suzuki Ignis haben schon Rallyeerfahrung und hoffen diese auch dementsprechend ausspielen zu können. Noch nicht im Rallyesport einschätzbar sind die Möglichkeiten von Kurt Ruhringer/Claudia Dorfbauer und Walter Hohensinner/Günther Hohensinner, wobei letztere ihre erste Rallye überhaupt bestreiten werden. Ein großes Fragezeichen gibt es auch noch um den Start von Routinier Norbert Kunz. Er laboriert derzeit noch immer an Problemen mit der Bandscheibe.


FORD FIESTA TROPHY
Eine Gehsteigkante in Rohrbach a. d. Lafnitz beendete 2007 die Hoffnungen des Schlierbachers Patrick Winter auf den Sieg sowohl in der Division II als auch bei den Junioren und der Ford Fiesta-Trophy im Wechselland. Am Ende des Jahres kostete das Hoppala sogar den Meistertitel gegen seinen Kärntner Kollegen Christoph Leitgeb.

Revanche ist also angesagt. Wie auch der Suzuki Motorsport-Cup trägt die Ford Fiesta-Trophy nach dem Rundstreckenrennen in Melk ihren zweiten Lauf aus. Einige Teilnehmer waren aber auch schon auf Rallyepisten aktiv: Für Winter ist es bereits die dritte Rallye in dieser Saison, während Christoph Leitgeb und Martin Kalteis in diesem Jahr schon je einen Einsatz hinter sich haben.

Ford-Racing-Rookie 2007 Lukas Langstadlinger hingegen hat sich in dieser Saison nur einmal als Null-Auto versucht, während der Bayer Raffael Sulzinger, der Tiroler Manuel Porzelt und der Waldviertler Manuel Bauer erstmals abseits der Rundstrecke Gas geben werden. Daniel Wollinger hat sich übrigens in diesem Jahr nicht mehr für die Ford Fiesta-Trophy eingeschrieben, obwohl er weiterhin einen Fiesta pilotiert.

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