BP Nr2
23. Oktober 2008

Noch 72 Tage bis zur Rallye Dakar 2009 in Argentinien und Chile

Wolfsburg (23. Oktober 2008): Große Herausforderung, akribische Vorbereitung: Gut zwei
Monate vor dem Start der Rallye Dakar in Argentinien und Chile (03.–18. Januar) steigt im
Volkswagen Team die Spannung. Während des Abschlusstests mit dem Race Touareg 2
in Marokko gewährt Werksfahrer Mark Miller (USA) im Interview einen Einblick in die
Vorbereitung auf das Motorsport-Highlight Anfang Januar.

Die Rallye Dakar startet in 72 Tagen – steigt jetzt die Spannung?
Mark Miller: „Auf der einen Seite ja, aber auf der anderen wiederum nicht. Wir kommen der ‚Dakar‘ mit jedem Tag ein Stück näher. Deshalb ändert sich die Art der Vorbereitung ein bisschen. Jetzt muss jedes Detail stimmen. Diese Rallye ist im gesamten Motorsport-
Programm von Volkswagen zweifellos das Highlight, jeder im Team ist zu 100 Prozent
darauf fokussiert. Und jetzt, wenige Wochen vor dem Start, kommt die Planung in ihr
finales Stadium: Das große ‚Dakar‘-Puzzle fügt sich zusammen. Aber alle sind cool, alles
läuft nach Plan.“

Sie haben in diesen Wochen ein volles Programm. Wie läuft Ihre Vorbereitung ab?

„Direkt nach der zweiten Rallye zur Dakar-Serie in Portugal haben wir ein Höhentraining
absolviert, dazu hat jeder Pilot ein individuelles Fitnessprogramm, an dem er täglich
arbeitet. Aktuell absolvieren wir einen letzten Test mit dem Race Touareg in Marokko, bei
dem wir Fahrer/Beifahrer-Crews beispielsweise auch die Arbeit am Auto trainieren, um uns
im Zweifelsfall selbst helfen zu können. Jeder dieser einzelnen Bausteine ist in dieser
Phase des Jahres wichtig, um perfekt vorbereitet zur ‚Dakar‘ zu gehen.“

Gibt es im Vorfeld der Rallye Dakar einen Bereich, dem man besonders viel
Aufmerksamkeit widmen muss?

„Ich denke, dass in den vergangenen Jahren die Schnelligkeit und die Zuverlässigkeit des
Race Touareg 2 ein extrem hohes Niveau erreicht hat. Um dieses zu halten, ist die Weiterentwicklung im Detail wichtig, aber auch, das Auto bei Tests ans Limit zu bringen,
um die Standfestigkeit auf die Probe zu stellen. Genau das ist es, was wir im Moment in
Marokko tun. Die Rallye Dakar ist die härteste Prüfung im Motorsport, was das Material
angeht.“

Das Unbekannte ist immer ein großes Thema im Marathon-Rallyesport, vor allem
aber bei der anstehenden „Dakar“, die erstmals in Argentinien und Chile startet. Wie
kann man sich als Fahrer auf das Ungewisse einstellen ?

„Selbstverständlich schauen wir uns sämtliche Fotos und Videos der zu erwartenden
Gegenden an. Damit kann man ein Gefühl entwickeln, wie das Terrain in etwa sein wird.
Aber Marathon-Rallyesport bleibt Marathon-Rallyesport: Als Fahrer muss man auf den
Wertungsprüfungen blitzschnell entscheiden, sich permanent umstellen und das Risiko
abwägen. Wie auch immer die Beschaffenheit ist – man muss als Fahrer ein hohes Maß
an Adaptionsfähigkeit mitbringen. Wo in der Welt, ist dann egal.“

Sie haben in den nächsten Wochen mit der Baja 1000 in Mexiko, in der Sie einen neu
entwickelten Baja-Touareg mit V12-TDI-Motor einsetzen, ein weiteres persönliches
Highlight im Kalender. Inwieweit hilft dieses Event in der Vorbereitung auf die
„Dakar“ – und umgekehrt?

„Die Baja 1000 ist eine großartige Wochenend-Veranstaltung, auf die wir uns ähnlich
sorgfältig vorbereiten wie auf die Rallye Dakar. Deshalb haben wir in den letzten drei
Wochen viel Zeit in der kalifornischen Wüste verbracht, um die Standfestigkeit des
komplett neuen Prototyps zu erproben. Da wir allerdings bei null angefangen haben und
das Reglement sehr unterschiedlich ist, gibt es technisch keine Gemeinsamkeiten mit dem
Race Touareg. Allerdings hilft die Arbeit am Baja-Projekt sehr, die Sinne für viele
unterschiedliche Aufgaben zu schärfen.“

Sowohl die „Dakar“ als auch die Baja 1000 erfordern eine gute Fitness. Wie rüsten
Sie sich körperlich für diese beiden Events?

„Wenn ich nicht gerade für Tests in Marokko oder in Mexiko bin, dann gehört ein tägliches
Fitness-Programm für mich zum Tagesablauf wie für andere der Gang ins Büro. In diesem
Jahr liegt das Augenmerk neben dem Ausdauer-Programm mit Rad fahren auch auf
Aerobic-Übungen. Das ist etwas, was – verglichen mit den letzten drei Jahren – neu in
meiner Vorbereitung ist.“

Dann müssen Sie sicher auch auf Dinge im Leben verzichten ...

„Natürlich erfordert ein sportliches Leben auch ein hohes Maß an Disziplin. Aber ich
genieße es, körperlich fit zu sein und an mir zu arbeiten. Glücklicherweise haben wir in
unserer Familie den Alltag gut aufeinander abgestimmt – wenn meine Kinder in der Schule
sind, beginnt für mich die Arbeit. Wenn sie zurück sind, können wir Zeit miteinander
verbringen. Insofern muss ich also auf wenig verzichten.“

Das Körperliche ist das eine, die psychische Stärke etwas anderes. Bereiten Sie
sich auch mental speziell auf die Rallye Dakar vor?

„Nicht wirklich. Denn der Marathon-Rallyesport verlangt ohnehin zu jeder Zeit 100-
prozentige Konzentration. Und gerade bei langen Rallyes wie der ‚Dakar‘ muss man das,
was man an einem Tag vielleicht verliert, am nächsten Tag wieder gewinnen. Man muss
also täglich alles geben. Und wer mich kennt, weiß, dass ich damit noch nie ein Problem
hatte. Ich lasse im Vorfeld nichts aus, um mich körperlich und technisch perfekt
vorzubereiten, das gibt mir das volle Selbstvertrauen, wenn ich im Auto sitze.“

100-prozentige Konzentration also auf die „Dakar“. Was machen Sie eigentlich
direkt danach, wenn Sie das Ziel in Buenos Aires erreicht haben?

„Am ersten Tag, an dem ich zu Hause ankomme, werde ich 20 Stunden durchschlafen.
Und danach meinen Hobbys nachgehen, für die jetzt einfach keine Zeit ist. Was aber die
Zeit direkt nach der Zieldurchfahrt angeht, hoffe ich, dass wir eine Menge zu feiern haben
werden.“

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