BP Nr2
15. Jänner 2006

Rakkye Dakar: Premierensieg für Luc Alphand

Der ehemalige Ski-Weltcupsieger Luc Alphand hat einen neuen Gipfel seiner zweiten Karriere erklommen: Gemeinsam mit Mitsubishi und Reifenpartner BFGoodrich gewann der Franzose die 28. Ausgabe der legendären Rallye "Dakar".




Alphand hatte mit seinem Mitsubishi Pajero-Prototypen auf der zwölften der 15 Etappen die Spitze übernommen und nach der traditionellen Abschlussfahrt entlang des senegalesischen Lac Rosé einen Vorsprung von knapp 18 Minuten verteidigt. Auf Rang zwei lief der Südafrikaner Giniel de Villiers mit seinem ebenfalls BFGoodrich-bereiften Volkswagen Race Touareg II in Dakar ein, Dritter wurde Alphands Teamkollege Juan "Nani" Roma. Die Partner der amerikanischen Reifenmarke belegten aber nicht nur die drei Podestplätze, sondern dominierten gleich die gesamten Top Ten. Zudem gewannen BFGoodrich Piloten sämtliche Wertungsprüfungen - überzeugender hätte der fünfte "Dakar"-Sieg in Folge und der achte insgesamt nicht ausfallen können.

So wechselhaft wie die herausfordernden Untergründe der legendären Wüstenrallye zeigte sich auch das Rennglück der beiden großen Kontrahenten Volkswagen und Mitsubishi: Hatten die Wolfsburger mit dem neu entwickelten VW Race Touareg II nach dem Start in Lissabon die Glanzpunkte der ersten Woche gesetzt, so wendete sich kurz vor Halbzeit der Dakar das Bild grundlegend. Bei seinem Aufsehen erregenden Einstand bei der "Dakar" gewann Race Touareg-Pilot Carlos Sainz drei der vier ersten Etappen und durfte sich bis zur Ankunft in Zouérat am Ende des sechsten Teilstücks sogar an der Spitze der Gesamtwertung sonnen.
Dass Juan Roma im Mitsubishi Pajero dem zweifachen Rallye-Weltmeister zwischendurch für einen Tag die Führung entrissen hatte, belegt, wie eng es bei der diesjährigen "Dakar" an der Spitze zuging. Nicht um Minuten, sondern um Sekunden kämpften die rivalisierenden Werksteams aus Japan und Deutschland in der ersten Woche des berühmtesten Rallye-Raids der Welt. "Wir fahren zu schnell", befand Luc Alphand in einer überraschenden ersten Analyse nach zwei Tagen. Dass der prominente Quereinsteiger sich von der frühen Bestzeitenjagd nicht anstecken ließ, sollte sich nicht als die schlechteste Taktik entpuppen..

Sowohl Volkswagen als auch Mitsubishi - die beiden großen Kontrahenten der diesjährigen "Dakar" - sowie die stark auftrumpfenden Teams von "Buggy-Papst" Jean-Louis Schlesser und X-raid mit ihren BMW-Allradlern setzten auf die in den vergangenen vier Jahren erfolgreichen Rallye Raid-Reifen von BFGoodrich Tires. Die All-Terrain-Pneus der amerikanischen Marke stellen eine Weiterentwicklung des bewährten Baja T/A Rock dar. "Unser All Terrain T/A Comp vereint geringeren Rollwiderstand auf Sand mit größerer Präzision", erklärt Aimé Chatard, bei BFGoodrich verantwortlich für Rallye Raids und die Rallye-Weltmeisterschaft. "Das Verbot der Reifendruckverstellung für die Allradler erforderte einen äußerst vielseitigen Reifen - und eine gewissenhafte manuelle Änderung des Luftdrucks durch die Teams." Die Aufgabe der Reifen war umso komplexer, da die Teams ihr "schwarzes Gold" oft über Gebühr hart forderten. "Nachdem sie für sandige Passagen Luft abgelassen haben, um die Kontaktfläche des Reifens zu vergrößern, unterlassen es die Crews manchmal, die Pneus für felsige Teilstücke wieder aufzupumpen", weiß Chatard. "Unter diesen Bedingungen waren selbst bei unseren Reifen Schäden manchmal unvermeidbar."

Zur Halbzeit übernahm Mitsubishi das Kommando
Nach der mit 444 WP-Kilometern bis dahin längsten Prüfung übernahm am 5.Januar Giniel de Villiers im VW-Wüstenschiff für einen Tag die Gesamtführung, bevor ihn mit Alphand wieder ein Pajero-Pilot ablöste. Die folgende WP 8 über 508 Wertungskilometer von Atâr nach Nouakchott schien dann eine erste Vorentscheidung zu bringen: Carlos Sainz musste kurz nach dem Start der Etappe eine umfangreiche Kupplungsreparatur über sich und seinen Race Touareg II ergehen lassen, die ihn mit acht Stunden Zeitverlust aussichtslos zurückwarf. Die bis dahin verhalten agierende, aber immer in Schlagdistanz zur Spitze liegende VW-Speerspitze Jutta Kleinschmidt verbrachte eine Dreiviertelstunde damit, ihren im tiefem Sand steckengebliebenen Allradler wieder auszubuddeln. Ähnlich, mit 15 Minuten Zeitverlust aber gnädiger, erging es Luc Alphand. Die Führung übernahm damit der im Vorfeld als großer Favorit gehandelte Stéphane Peterhansel. Als auf WP 10 Peterhansels Teamkollege und Verfolger Alphand einen Baum traf und der Rückstand des ehemaligen Ski-Asses auf 40 Minuten anwuchs, sah vieles nach dem dritten "Dakar"-Automobilsieg von "Peter dem Großen" aus, der das Rennen auf dem Motorrad sogar bereits sechsmal gewinnen konnte. Der beste Volkswagen Race Touareg II mit Giniel de Villiers und Beifahrerin Tina Thörner lag nun schon eine volle Stunde zurück. Eine Prüfung später war das Abenteuer "Dakar 2006" für Jutta Kleinschmidt endgültig beendet. Die maßlos enttäusche Kölnerin hatte in einem Schlagloch die Lenkung verrissen, einen Baum getroffen und den Race Touareg II irreparabel beschädigt.

Ironischerweise riss am nächsten Tag exakt das identische Missgeschick auch den bis dahin führenden Peterhansel aus allen Siegträumen. Er deformierte auf dem Weg von Bamako nach Labé Aufhängung und Antriebswelle seines Mitsubishi Pajero an einem Baum und rutschte mit fast drei Stunden Zeitverlust entscheidend zurück. Obwohl Giniel de Villiers im bestplatzierten Volkswagen nun noch einmal kräftig Druck machte, ließ sich Luc Alphand die Chance nicht mehr entgehen und sicherte sich seinen ersten "Dakar"-Sieg. Für Mitsubishi war es der sechste Triumph beim Wüstenklassiker in Folge - mit Rang drei für den Ex-Motorradsieger "Nani" Roma und Platz vier für Stéphane Peterhansel gelang den Roten angesichts des starken VW-Aufgebots geradezu ein Traumergebnis. "Zu Beginn der Dakar war ich von der Pace der Volkswagen sehr überrascht und habe mir ernsthaft Sorgen gemacht", räumte ein überglücklicher Mitsubishi-Teamchef Dominique Serieys ein.

Weniger zufrieden, aber gewohnt analytisch, zeigte sich Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen: "Aus meiner Sicht sind wir Mitsubishi - und das ist der Maßstab - im Kamelgras-Gelände ebenbürtig, auf harten, brutalen Schotterstrecken sind wir sogar etwas besser. Im tiefen, weichen Sand und bei niedrigen Geschwindigkeiten fehlen uns noch ein paar Prozent", kommentierte der Däne die diesjährige "Dakar". Auf den ersten Dieselsieg in der Geschichte des Wüstenklassikers muss Volkswagen nun noch mindestens ein Jahr hinarbeiten.

Als Sechster der Gesamtwertung erreichte Jean-Louis Schlesser im Ford-Buggy als bester Privatier die Hauptstadt des Senegal. Der Franzose und sein Teamkollege Thierry Magnaldi bewiesen mit zusammen drei Etappensiegen einmal mehr, dass die flinken heckgetriebenen "Sandflöhe" - zumindest mit BFGoodrich Bereifung - ernsthafte Sieganwärter darstellen. Mit Guerlain Chicherit im BMW X3 des X-Raid-Team siegte am Samstag auf der vorletzten Etappe der siebte Pilot und die vierte Marke - auch er mit Reifen von BFGoodrich.


Statistisches

28. Rallye Dakar (31. Dezember 2005 bis 15. Januar 2006), Gesamtlänge: 9.043 Kilometer, davon 15 Wertungsprüfungen über 4.813 Kilometer, längste WP: 599 Kilometer (Nouakchott - Kiffa) Start: Lissabon, Ziel: Dakar.


Endergebnis nach 15 Wertungsprüfungen (WP 15 neutralisiert)

1.
Alphand/Picard
Mitsubishi Pajero
53:47.32 Std.
2.
De Villiers/Thörner
Volkswagen Race Touareg II
54:05.25 Std.
+ 17.53 min
3.
Roma/Magne
Mitsubishi Pajero
55:38.10 Std.
+ 1:50.38 Std.
4.
Peterhansel/Cottret
Mitsubishi Pajero
57:07.56 Std.
+ 3:20.24 Std.
5.
Miller/v. Zitzewitz
Volkswagen Race Touareg II
57:10.57 Std.
+ 3:23.25 Std.
6.
Schlesser/Borsotto
Schlesser-Buggy
57:56.55 Std.
+ 4:09.23 Std.
7.
Sousa/Lurquin
Nissan Pick-up
59:27.43 Std.
+ 5:40.11 Std.
8.
Magnaldi/Debron
Schlesser-Buggy
61:23.39 Std.
+ 7:36.07 Std.
9.
Saby/Perin
Volkswagen Race Touareg II
62:02.17 Std.
+ 8:14.45 Std.
10.
Chicherit/Baumel
BMW X3
62:12.45 Std.
+ 8:25.13 Std

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