Unglaublicher Ritt durch die mexikanische Staubhölle
Hundemüde, aber schwer beeindruckt kehrte Andreas Aigner aus den Vereinigten Staaten zurück in seine steirische Heimat Weißenbach bei Liezen. Die Baja 1000, eines der härtesten Offroad-Spektakel der Welt, das vom 17. bis 21. November auf der niederkalifornischen Halbinsel Baja stattfand, hatte ihre Spuren in der Gedankenwelt des Rallye-Weltmeisters hinterlassen. „Das war das Unglaublichste, das ich je erlebt habe“ meint Aigner, der für das AGM(All German Motorsports)-Team an den Start gegangen war.
Mit dem deutschen Rallye-Meister Armin Kremer als Start- und dem amerikanischen Baja-Spezialisten Jim Mihal als Schlussfahrer pilotierte Aigner den 650-PS-Buggy auf den siebenten Platz unter 16 Teilnehmern in der Topklasse „Class 1 unlimited“.
„Nach 240 Race-Meilen hab' ich den Buggy übernommen und nach 580 Meilen an Mihal übergeben“, erzählt Aigner. Dazwischen lag eine spektakuläre Fahrt des Österreichers. „Durch die immense Staubentwicklung hat man maximal drei Meter gesehen. Auf einem kurzen Highway-Stück mit einem Tempolimit von 60 Meilen/Stunde ist dann auch noch ein Trophy-Truck genau vor uns vom Pitstop herausgefahren. Dem mussten wir dann 50 Meilen im Staub folgen. Weil es noch dazu windstill war, gab es praktisch null Sicht.“ Was nicht ohne Folgen blieb. „Leider habe ich einen Stein getroffen, und das Hinterrad ist weggebrochen. Mit Schrauben vom rechten Rad konnten wir das linke wieder in Stellung bringen und uns zum nächsten Stopp hanteln. Die provisorische Reparatur kostete aber zwei Stunden.“ Beim Service wurde das Rad wieder professionell fixiert und Aigner konnte zum Pilotenwechsel fahren. Dort musste zuvor noch die Hinterachse geschweißt werden, ehe Jim Mihal übernehmen und das Fahrzeug nach insgesamt 27 Stunden und 1062 Meilen ins Ziel in La Paz bringen konnte.
Vom Aufwand, den das AGM-Team betrieb, um die 43. Baja 1000 zu bewältigen, ist Aigner fasziniert. „Unfassbar. Die gesamte Mannschaft war die ganze Zeit an verschiedenen Streckenpunkten unterwegs. Insgesamt haben wir in einer Woche einige tausend Kilometer abgespult. Jeden Tag sind wir im Durchschnitt zwölf Stunden im Auto gesessen.“ Am längsten bei der Anreise auf das zu Mexiko zählende Eiland. Aigner: „Von Los Angeles nach San Felipe und dann gleich zum Start nach Ensanada. Das waren durchgehend 28 Stunden im Auto.“
Dass nach Abzug der verlorenen Reparatur-Zeit sogar der zweite Platz zu Buche gestanden wäre, wischt Aigner weg: „Das ist schön, aber letztendlich ist es ein Was-wäre-wenn-Spiel, das man nach jedem Rennen spielen kann. Am Papier steht ein siebenter Platz, und der ist unter den gegebenen Umständen durchaus herzeigbar.“
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