Aigner in Las Vegas
Andreas Aigner kann mit seinem ersten Antreten bei der Primm 300 durchaus zufrieden sein. Das 300-Meilen-Rennen, bei dem vier Runden à 70 Meilen durch die Wüste Nevadas zu bewältigen sind, stellt eine der schwierigsten Herausforderungen an Mensch und Material dar. Und das bekam der 25-jährige Steirer auch zu spüren. Nachdem er den All German Motors-Buggy zur Hälfte des Rennens von seinem Teamkollegen Armin Kremer übernommen hatte, konnte Aigner das Gefährt trotz Fahrwerk- und Intercomproblemen auf dem guten sechsten Platz ins Ziel bringen.
„Wir lagen direkt hinter Armin Schwarz auf dem dritten Platz. Doch als ich einstieg funktionierte die Gegensprechanlage nicht mehr, sodass ich auf Handzeichen des Beifahrers angewiesen war. Das wirkte sich, gelinde gesagt, nicht sehr optimal aus, da es bei der Primm 300 ja keinen Trainingslauf gibt. Daraufhin bin ich prompt gleich einmal beim ersten Abzweig vorbeigerauscht. Zusätzlich merkte ich gleich, dass das Fahrwerk sehr weich war und brutal schaukelte – das hatte mit dem Fahrwerk vom Testen nur mehr sehr wenig zu tun“, erklärt Andreas Aigner.
Unter diesen erschwerten Umständen hatte Andreas Aigner aber noch über 100 Meilen zu bewältigen. Doch das war noch lange nicht das Ende der Schwierigkeiten. Zirka 20 Meilen nachdem er das Auto übernommen hatte, spürte der PWRC-Weltmeister von 2008, dass die Schläge auf sein Kreuz immer härter wurden – die vorderen Stoßdämpfer waren gebrochen. Damit war an einen Sieg nicht mehr zu denken, denn Aigner hatte alle Hände voll zu tun, den Buggy Class 1 überhaupt auf der Straße zu halten.
Aigner: „Es ist schon sehr hart, wenn man die Konkurrenz mit der doppelten Geschwindigkeit an sich vorbeiziehen lassen muss, ohne Gegenwehr leisten zu können. Und wenn jeder Schlag direkt ins Rückgrat befördert wird, wünscht man sich in ein gemütliches Sofa statt dem Schalensitz.“
Und so grenzte es fast an ein Wunder, dass der Steirer den Buggy überhaupt ins Ziel brachte – nach mehr als 100 Meilen ohne Stoßdämpfer und im Blindflug. In diesem Licht stellt der sechste Endrang bei der Primm 300 eine ausgezeichnete Leistung dar. Der Sieger des Rennens war ein auch in Österreich alter Bekannter: der Bayer Armin Schwarz (zusammen mit Teamchef Martin Christensen). Er konnte die Prim 300 bereits zum dritten Mal gewinnen – und das in Folge.
Andreas Aigner abschließend: „Wenn man bedenkt, dass Armin ja ein Teamkollege war, sieht man, was alles möglich gewesen wäre. Für die Probleme mache ich keinem einen Vorwurf – so etwas kann bei einer solchen Kraftanstrengung eben passieren. Im Gegenteil, ich möchte dem Team von All German Motors für den Einsatz und die Power danken. Und ich bin schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich Durchhaltevermögen bewiesen und den Buggy ins Ziel gebracht habe. Die Auswirkungen auf meinen Körper werde ich wahrscheinlich erst später spüren – aber so ist das Rallyeleben.“
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