Volkswagen feiert ersten Diesel-Triumph der „Dakar“ mit Doppelsieg
Mit dem Erfolg des südafrikanisch-deutschen Duos Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz siegte bei der Premiere des legendären Wüsten-Klassikers in Südamerika erstmals in der 30- jährigen Geschichte der „Dakar“ ein Fahrzeug in der Automobil-Wertung mit Diesel-
Antrieb. Ihre Volkswagen Teamkollegen Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/ZA) komplettierten den Erfolg als Zweite zum Doppelsieg.
Bei der extremen Härteprüfung für Mensch und Material erwies sich der Volkswagen Race
Touareg mit seinem innovativen, 280 PS starken TDI-Antrieb als das schnellste und
zuverlässigste Auto. Denn auch das Starterfeld war mit 14 Spitzenautos mit Dieselantrieb
hochwertiger denn je. Dabei bezwang Volkswagen die seit 2001 ungeschlagenen „Dakar“-
Seriensieger Mitsubishi ebenso wie das X-raid-BMW-Team. Neben de Villiers/von Zitzewitz und Miller/Pitchford an der Spitze beendete das deutsche Duo Dieter Depping/Timo Gottschalk in einem weiteren Race Touareg die Rallye Dakar auf dem sechsten Gesamtrang. Carlos Sainz/Michel Périn (E/F), die an acht Tagen das Klassement der 168 gestarteten Autos angeführt hatten, schieden in einem weiteren der Red Bull-blauen Race Touareg nach einem Unfall auf der zwölften Etappe in Führung liegend aus.
Der 36-jährige Giniel de Villiers aus Stellenbosch hatte bereits 2006 im Race Touareg den
zweiten Platz bei der „Dakar“ erzielt. 2003 bestritt der ehemalige Tourenwagen-Meister
Südafrikas seine erste Rallye Dakar, seit 2006 wird er von Dirk von Zitzewitz navigiert. Der 40-Jährige aus Karlshof, 15-maliger Deutscher Enduro-Meister, bestritt seine erste „Dakar“ auf zwei Rädern, wechselte 2002 als Copilot ins Cockpit, übrigens an die Seite von Mark Miller, und bildete mit Robby Gordon (2005) auch bei Volkswagen ein Team. Seit 2007 zeigt Dirk von Zitzewitz Giniel de Villiers den richtigen Weg. Der 46-jährige Mark Miller aus Phoenix/Arizona fuhr 2002 seine erste „Dakar“ und ist seit 2005 Volkswagen Werksfahrer, seit 2006 sitzt Ralph Pitchford aus Pretoria auf seinem Beifahrersitz.
„Das Auto“ setzt sich bei der „Dakar“ von Beginn an durch
Von Beginn der Rallye an erreichten Besatzungen eines Race Touareg Tagesbestzeiten.
Insgesamt zehn von 13 möglichen Etappensiegen gingen bei der „Dakar“ an Volkswagen,
an zwölf der 14 Rallyetagen lag einer der Marathon-Rallye-Prototypen aus Wolfsburg in
Führung. Allein sechs Teilstücke entschied das Duo Carlos Sainz/Michel Périn für sich, vier Tageserfolge steuerten de Villiers/von Zitzewitz zu der Erfolgsbilanz des Race Touareg bei. In nur fünf Einsätzen bei dem Marathon-Klassiker hat der Prototyp seit 2004 31 Etappensiege erzielt, die „Dakar“-Bilanz für Volkswagen beläuft sich seit 1980 auf 38
Tagessiege. Dabei bewiesen die vier angetretenen Volkswagen Duos hohe Leistungsdichte: Auf den 14 Etappen – eine wurde vom Veranstalter A.S.O. abgesagt – belegten die Volkswagen Piloten 24 von 39 möglichen Top-Drei-Platzierungen in der Tageswertung. Jedes der Gespanne trug sich mindestens drei Mal in den Tageswertungen auf den ersten drei Plätzen ein.
Race Touareg fügt der Erfolgsgeschichte von TDI-Power ein Kapitel hinzu
Für den Volkswagen Konzern bildete der „Dakar“-Sieg des Race Touareg zusätzlich die
Fortsetzung einer TDI-Erfolgsstory. Die zukunftsweisende Direkteinspritzungstechnologie
siegte im Motorsport nun überall dort, wo sie eingesetzt wird: Neben dem Erfolg des Race
Touareg bei der Rallye Dakar feierte Audi mit dem R10 TDI im Juni 2008 den dritten Sieg
bei den 24 Stunden von Le Mans in Folge und später den Titelgewinn in der europäischen
Le-Mans-Serie sowie in der American Le Mans-Serie, während SEAT 2008 erstmals mit
dem Léon TDI den Titel in der FIA Tourenwagen-Weltmeisterschaft holte.
„Das Auto“ begeistert Zuschauer entlang härtester „Dakar“-Route
Die Premiere der Rallye Dakar in Südamerika bildete die bislang härteste Auflage des
Offroad-Klassikers und eine völlig neuartige Abwechslung. Neben schnellen
Schotterprüfungen – die erste Etappe wurde in einem Durchschnitt von 143 km/h
absolviert – und langgezogenen Dünenfeldern mit weichem Sand standen auch Trial-
artige Teilstücke über Geröll, die zweimalige Passage über die Anden mit Höhen von bis
zu 4.700 Meter über Normalnull sowie Abschnitte mit hohem Kamelgras auf der Agenda
der „Dakar“. Im Unterschied zu früheren Ausgaben verlangte die Rallye den Teilnehmern
regelmäßig mit täglich mehrfach wechselndem Terrain höchste Anpassungsfähigkeit ab.
Für die Strapazen langer Rallyetage wurden die Fahrer und Beifahrer mit Ankunft im
Biwak und in den Etappenzielorten emotional entlohnt: Mehrere Millionen begeisterte
Zuschauer, davon allein 500.000 beim zeremoniellen Start in Buenos Aires am 2. Januar,
säumten die Rallyeroute und bereiteten den insgesamt 530 gestarteten Marathon-Rallye-
Teams auf Motorrädern und Quads sowie mit Autos und Trucks täglich einen
enthusiastischen Empfang.
Zweiter „Dakar“-Erfolg von Volkswagen nach 1980
Bereits 1980 hat Volkswagen beim ersten und für lange Zeit einzigen Einsatz die Rallye
Dakar gewonnen. Freddy Kottulinsky und Beifahrer Gerhard Löffelmann gewannen vor
knapp drei Jahrzehnten die zweite Ausgabe der Rallye durch Afrika am Steuer eines fast
serienmäßigen Volkswagen Iltis, gefolgt von ihren französischen Teamkollegen Patrick
Zaniroli/Philippe Colesse – auch damals gab es also einen Volkswagen Doppelsieg. Zwei
weitere Iltis erreichten das Ziel auf den Plätzen vier und neun. 2003 kehrte Volkswagen mit bahnbrechender TDI-Technologie in den Marathon-Rallyesport zurück, setzte 2004 die erste Generation des Race Touareg ein und gewann die FIA-Marathon-Rallye-Weltcup-
Titel in den Jahren 2005 und 2007. Der Doppelsieg bei der Rallye Dakar 2009 ist der
größte Einzelerfolg des Race Touareg.
Kris Nissen - Volkswagen Motorsport-Direktor
„Wir haben es geschafft: Wir wollten als erster Automobil-Hersteller die Rallye Dakar mit
Diesel-Antrieb gewinnen. Das ist uns jetzt gelungen, sogar mit einem Doppelsieg. Auf
diesen historischen Triumph kann Volkswagen wirklich stolz sein. Wir haben ‚Das Auto’,
wir haben ‚Das Team’, und zusammen haben wir ‚Das Rennen’ gewonnen. Einen
Doppelsieg bei dieser extrem harten Rallye zu feiern, ist eine große Leistung. Wir haben
nicht nur unsere starken Gegner Mitsubishi und X-raid-BMW geschlagen, sondern auch
die Rallye Dakar selbst bezwungen. Sie war herausfordernder, anspruchsvoller und
materialmordender als je zuvor. Aber Volkswagen war härter, zuverlässiger: Drei von vier
Autos haben das Ziel erreicht, dazu ist kein Race Touareg wegen eines technischen
Problems ausgeschieden. Meine Glückwünsche und mein Dank gelten dem gesamten
Team und unseren erfolgreichen Fahrern und Beifahrern.“
Giniel de Villiers (ZA), 1. Platz Tages- / 1. Platz Gesamt-Wertung
„Ich bin so glücklich, diesen Erfolg für Volkswagen erreicht zu haben. Dieser Sieg ist mehr
wert als alle Titel, die ich im Tourenwagen-Rennsport erreicht habe. Der entscheidende
Tag war die zwölfte Etappe. Zuvor noch dachte ich, wir würden Dritte werden. Mir ging
immer wieder durch den Kopf, wie unser Konkurrent Stéphane Peterhansel die Rallye mit
riesigem Vorsprung einen Tag vor Zielankunft im Jahr 2003 doch noch verloren hat. Und
so führten auch wir die Rallye nach der zwölften Etappe erneut an. Der Race Touareg lief
absolut perfekt, und das bei einer so harten Ausgabe der Rallye Dakar. Das war der
Schlüssel zum Erfolg. Danke dafür an alle bei Volkswagen. Auch wenn ich nun genau jene
‚Dakar’ gewonnen habe, die nicht in meiner afrikanischen Heimat ausgetragen worden ist:
Es war eine absolut echte Rallye Dakar, und es war die härteste Ausgabe, die ich je
bestritten habe.“
Dirk von Zitzewitz (D), Co-Pilot
„Bei mir herrscht das Gefühl einer wahnsinnigen Freude und Erleichterung. Bis zum Ende
lastete enormer Druck auf uns, und ich habe erst an den Erfolg geglaubt, als wir die letzte
Prüfung hinter uns hatten. Zu oft habe ich im Motorsport schon Enttäuschungen erlebt.
Dieses Ergebnis mit Volkswagen ist einfach genial und toll! Als wir die unglaublich harte
zwölfte Etappe hinter uns hatten, sagte mir mein Gefühl, dass wir es schaffen können.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Und es hat funktioniert. Es ist der größte Erfolg in meiner
Karriere auf zwei und auf vier Rädern – einfach traumhaft.“
Mark Miller (USA), 6. Platz Tages- / 2. Platz Gesamt-Wertung
„Das ist ein großartiges Ergebnis für Volkswagen nach einer schwierigen Rallye. Es ist
schön, zum Doppelsieg der Marke beigetragen zu haben. Den Vergleich mit den
Ausgaben in Afrika muss die Rallye wahrlich nicht scheuen – sie war extrem hart. Ich habe
die Prüfung von Fiambalá nach Rioja als die schwierigste Etappe empfunden, die ich je
bestritten habe. Das war eine Ausgabe der Rallye, die ich garantiert nie vergessen werde.
Das Volkswagen Team und der Volkswagen Race Touareg haben uns auf diesem langen
Weg nie im Stich gelassen.“
Ralph Pitchford (ZA), Co-Pilot
„Glückwunsch an Volkswagen zu dem grandiosen Ergebnis. Eine großartige Rallye, die
sehr viel Spaß gemacht hat und für Fahrer und Beifahrer sehr, sehr anspruchsvoll
gewesen ist. Diese Rallye wird alleine schon deshalb unvergessen bleiben, weil dabei für
Mark und mich das beste persönliche Ergebnis bei dieser Rallye herausgesprungen ist.
Das Auto war hervorragend und wir haben es in einem Stück ins Ziel gebracht.“
Carlos Sainz (E)
„Wir haben bei der Rallye Dakar lange das Tempo bestimmt und sie auch lange angeführt.
Umso bitterer war für meinen Beifahrer Michel Périn und mich, dass wir nach einem Unfall
auf der zwölften Etappe vorzeitig aufgeben mussten. Man darf die Rallye Dakar niemals
unterschätzen und muss sie erst bezwingen, um siegen zu können. Ich gratuliere meinen
Teamkollegen Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz zum ‚Dakar’-Sieg. Sie haben diese
harte Rallye zu Recht gewonnen.“
Michel Périn (F), Co-Pilot
„Glückwunsch an Volkswagen, an Giniel und Dirk – ein fantastisches Ergebnis für die
Marke, zu dem wir auch gerne beigetragen hätten. Leider ist uns das nicht gelungen,
obwohl wir bis kurz vor Ende der Rallye beste Aussichten hatten. Aber so ist die ‚Dakar’.“
Dieter Depping (D), 13. Platz Tages- / 6. Platz Gesamt-Wertung
„Ein super Erfolg für Volkswagen, und ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein. Was TDI-
Diesel-Power leisten kann, habe ich mehrfach während der Rallye selbst erfahren, als ich
mit dem Race Touareg unüberwindbar scheinende Dünen doch überwunden habe. Die
Rallye Dakar bot für mich und meinen Beifahrer Timo Gottschalk sowohl Höhen als auch
Tiefen. Wir haben mit guten Etappenergebnissen, aber auch mit guten Zwischenzeiten
gezeigt, dass wir mit den Großen des Marathon-Rallye-Sports mithalten und sie schlagen
können. Meinen Mechanikern, die uns trotz zusätzlicher Nachtschichten immer ein
optimales Auto vorbereitet und uns ebenso wie das übrige Team wirklich einen gigantischen Rückhalt geboten haben, gilt mein besonderer Dank. Ihnen hätte ich gerne
ein noch besseres Ergebnis geschenkt. Wir haben uns trotz mehrerer Rückschläge
durchgebissen und Rang sechs ist am Ende ein gutes Ergebnis.“
Timo Gottschalk (D), Co-Pilot
„Die Rallye Dakar hat mit Argentinien und Chile ein neues Zuhause gefunden. Die
Wertungsprüfungen waren härter und abwechslungsreicher als je zuvor. Eine der neuen
Herausforderungen ist der permanente Wechsel des Terrains, der von Fahrer und
Beifahrer viel Anpassungsfähigkeit verlangt. Dazu bildete das motorsportbegeisterte
Publikum uns Teilnehmern entlang der Etappen täglich einen begeisternden Empfang.
Eine tolle Premiere der ‚Dakar’ in Südamerika, bei der Dieter Depping und ich allerdings
auch Rückschläge verdauen mussten. Aber das gehört dazu. Das Volkswagen Team hat
eine eindrucksvolle Leistung vollbracht und sich den Doppelsieg redlich verdient.“
Endstand nach Etappe 14, Córdoba (RA) – Buenos Aires (RA); 227/792 km WP 14/Gesamt*
Pos. Team Fahrzeug Etappe 14 Gesamtzeit
1. Giniel de Villiers/Dirk Zitzewitz (ZA/D) VW Touareg 2 1:35.43 Std. (1.) 48:10.57 Std.
2. Mark Miller/Ralph Pitchford (USA/ZA) VW Touareg 2 1:42.22 Std. (6.) + 8.59 Min.
3. Robby Gordon/Andy Grider (USA/USA) Hummer 1:54.45 Std. (23.) + 1:46.15 Std.
4. Ivar Tollefsen/Quin Evans (N/GB) Nissan Navara 1:45.16 Std. (10.) + 6:04.34 Std.
5. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (PL/B) Nissan 1:36.00 Std. (3.) + 6:37.49 Std.
6. Dieter Depping/Timo Gottschalk (D/D) VW Touareg 2 1:50.17 Std. (13.) + 8:43.29 St.
7. M. Zapletal/T. Ourednicek (CZ/CZ) Mitsubishi L200 1:46.25 Std. (12.) + 11:03.08 Std.
8. L. Novitskiy/Oleg Tyupenkin (RUS/RUS) BMW X3 1:35.45 Std. (2.) + 13:15.13 Std.
9. Guerlain Chicherit/Matthieu Baumel (F/F) BMW X3 1:36.33 Std. (5.) + 14:49.49 Std.
10. Nani Roma/Lucas Senra (E/E) Mitsubishi Lancer 1:36.21 Std. (4.) + 17:27.46 Std.
Sideways sprach mit VW Motorsportdirektor Kris Nissen:
Was waren für Sie die drei schönsten Momente der Rallye Dakar?
Kris Nissen: "Zu den herausragenden Momenten der ‚Dakar’ zählte gleich der Start, bei dem man gemerkt hat: Hier feiert ein ganzes Land mit. Die ‚Dakar’ ist weltweit bekannt, jeder in Argentinien und Chile wollte aber live dabei sein. Ein zweiter Moment war, als wir nach vier, fünf Tagen gemerkt haben, dass sich unsere Vorbereitung ausgezahlt hat und dass das Team und das Auto perfekt funktionieren. Der dritte gute Moment war, als wir nach dem Unfall von Carlos Sainz und Michel Périn erfahren haben, dass keine gravierenden gesundheitlichen Schäden entstanden sind. Das ist für jemanden, der Verantwortung in einem großen Team wie Volkswagen trägt, sehr wichtig. Und es gab noch einen vierten besonderen Moment: die Zielankunft. Das war einfach nur ein unbeschreiblich schönes Gefühl."
Volkswagen hat die "Dakar" als erster Hersteller mit einem Dieselfahrzeug gewonnen. Wie schätzen Sie diesen Erfolg ein?
"Ich glaube, dass es ein historischer Sieg ist. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, die ‚Dakar’ zu gewinnen. Es gibt viel zu viele Unbekannte, und Vorhersagen sind im Vorfeld unmöglich. Volkswagen war in dieser multidimensionalen Sportart von Anfang an erfolgreich und hat beispielsweise schon bei der ersten ‚Dakar’ mit dem Race Touareg 2004 Etappen gewonnen. Dann kam bald das erste Podestresultat, das im Jahr darauf noch einmal auf Platz zwei verbessert wurde. 2007 waren wir stark, doch Kleinigkeiten haben uns den Sieg gekostet. 2009 haben wir auch mit dem Endergebnis bewiesen, dass wir das beste Paket haben. Verglichen mit der Konkurrenz von Mitsubishi und X-raid-BMW hat Volkswagen mit der TDI-Technologie seine Diesel-Kompetenz erfolgreich unter Beweis gestellt. Das ist eine schöne Erkenntnis."
Und was bedeutet Ihnen der "Dakar"-Sieg persönlich?
"Beim schwierigsten Rennen der Welt als Team fast perfekte Arbeit abgeliefert zu haben, ist schon eine besondere Erleichterung. ‚One team, one goal’ lautete unser Credo für diese ‚Dakar’, und wir haben es mit Leben gefüllt. Lange haben wir auf dieses Ziel hingearbeitet. Jetzt kommen die Emotionen erst langsam hoch, langsam beginnt man zu begreifen, was man geleistet hat. Wenn man unseren Jungs in die Augen schaut, dann haben manche Tränen in den Augen, andere sind einfach nur happy – aber unglücklich ist niemand. Ich bin stolz darauf, die Möglichkeit bekommen zu haben, mit einer solchen Truppe, einem solch tollen Team zusammenarbeiten zu können."
Was sind denn die wichtigsten Puzzle-Teile, die im Gefüge Volkswagen Motorsport zum "Dakar"-Erfolg beigetragen haben?
"Das kann man in zwei große Themengebiete teilen. Zum einen haben wir mit einem kleinen, kraftvollen TDI-Dieselmotor und einem hochentwickelten Chassis die technischen Möglichkeiten geschaffen, die uns auf jeder Wertungsprüfung das beste Paket verschafft haben. Dort sind die Techniker von Volkswagen Motorsport, aber auch die Technische Entwicklung in Wolfsburg ein wichtiger Bestandteil. Zum anderen stimmt bei uns im Team das Menschliche: Wir haben ein Team aufgebaut, in dem jeder seine Aufgaben erfüllt, aber auch seinen Kollegen hilft. Jeder akzeptiert den anderen. Und das führt zu einem großen Zusammenhalt."
Die TDI-Technologie des Volkswagen Konzerns war im Motorsport nun überall dort erfolgreich, wo sie eingesetzt wurde. Beispielsweise mit Audi beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans oder im SEAT in der Tourenwagen-WM. Jetzt hat Volkswagen mit diesem Konzept die "Dakar" gewonnen. Was macht es so überlegen?
"In erster Linie war der Volkswagen Konzern bei dieser Technologie von Anfang an wegbereitend, hat das Potenzial dahinter erkannt und die Entwicklung Schritt für Schritt vorangetrieben. Das hat dazu geführt, dass mit dieser Diesel-Technologie in der Zusammenarbeit mit den Motorsport-Technikern in den einzelnen Disziplinen gute Pakete geschnürt wurden – ob es im Tourenwagen-, Sportwagen- oder Offroad-Bereich ist. Ich persönlich glaube, dass die TDI-Technologie des Volkswagen Konzerns denen anderer voraus ist. Und selbstverständlich kommen die Erfolge im Motorsport der Serie zu Gute."
Eine Auffälligkeit bei der Rallye Dakar war auch die Arbeitsweise des Teams, das "cool, calm and collected", also abgeklärt, ruhig und konzentriert vorgegangen ist. Wie hoch ist der Anteil des Teams am Erfolg einzuschätzen?
"Jeder, der einmal versucht hat, im Stress ein Hemd zuzuknöpfen und eine Krawatte zu binden, der weiß, dass das selten zu dem Erfolg führt, den man sich wünscht. Und man muss es zwei oder dreimal versuchen. So ist es auch bei einem Team auf der Rallye Dakar: Wenn sich jeder einzelne die Zeit und die Ruhe nimmt, einen Vorgang vernünftig zu Ende zu bringen, ist es beim ersten Mal dann auch abgeschlossen. Das ist letztlich nicht nur besser, sondern auch schneller. Ich glaube, dass wir dieses Prinzip gut bei uns eingeführt haben. Die Prozesse werden jetzt besser kommuniziert und sind im Ernstfall so auf mehrere Schultern verteilbar. Das macht das gesamte Team stärker. Das war bei dieser ‚Dakar’ ein Schlüsselfaktor. Obwohl die Beanspruchung der Autos härter als je zuvor war, waren wir täglich früher mit unserem Service fertig als die Konkurrenz. Und hatten so auch permanent die besser ausgeruhte Mannschaft."
Ein bisschen Glück gehört zum Erfolg auch dazu. Was hätte während der "Dakar" auf keinen Fall passieren dürfen?
"Technisch waren wir so gut vorbereitet, dass wir immer wussten, wo wir stehen. Das Schlimmste, was passieren hätte können, wäre angesichts unserer verhaltenen Fahrweise zu Beginn ein großer Rückstand auf einen Konkurrenten gewesen. Dann die Fahrer einzubremsen und weiter nur unser Tempo zu halten, wäre schwierig zu vermitteln gewesen. Aber das Gegenteil ist eingetreten: Nach ein paar Tagen haben unsere Gegner gemerkt, wie stark wir sind und sind teilweise über ihren Verhältnissen gefahren. Das haben beispielsweise Carlos Sainz und sein Beifahrer Michel Périn immer kontern können, ohne dabei zu viel Risiko einzugehen. Ich denke, dass hat einige unserer Mitbewerber in Fehler getrieben."
Mit Sainz/Périn ist ein Race Touareg aber auch nach einem Unfall vorzeitig ausgeschieden. Konnte man erwarten, dass alle vier eingesetzten Volkswagen auch das Ziel erreichen?
"Man kann bei einer so harten Rallye nicht erwarten, mit vier Autos zu starten und diese vier auch alle ins Ziel zu bringen. Wie erwartet haben wir kaum technische Probleme bekommen. Dass man ein Auto verliert, kann man nie verhindern. Dass Carlos und Michel Pech hatten, müssen wir akzeptieren. Sie haben die Pace gemacht und in der Folge häufig die Etappe danach eröffnen müssen. Das ist immer ein Risiko. Ich bin froh, dass sie den Unfall gut überstanden haben. Verglichen mit unserer direkten Konkurrenz haben wir aber insgesamt mit nur einem Ausfall einen hervorragenden Job gemacht."
Wenn man Sie im Biwak beobachtet hat, dann konnte man die Anspannung spüren. Was hat diese Rallye Dakar so nervenaufreibend gemacht?
"Bei einer Marathon-Rallye, ganz besonders bei der ‚Dakar’, sind die Wertungsprüfungen besonders lang und man hat nur sehr wenige Informationen, wie es auf der Etappe läuft. Auch wenn man alle Kommunikationskanäle anzapft – beispielsweise über Satellitentelefon Zwischenzeiten bekommt – dann ist man dennoch immer im Ungewissen. Für die Wartenden im Biwak ist das manchmal schwer zu ertragen und die Spannung baut sich immer mehr auf. Aber nach wenigen Tagen wussten wir genau: Wir sind auf Schotter konkurrenzfähig, im Sand und in diesen gewaltigen Dünen sogar etwas besser als unsere Gegner. Und ich wusste, dass das Team gut und fehlerfrei arbeitet, und dass die Fahrer konzentriert zu Werke gehen. Das alles hat mich wiederum stark beruhigt."
Kris Nissen: „Stolz, mit einem solchen Team zusammenzuarbeiten“
Kris Nissen – Motorsport-Direktor mit eigenen Rennerfolgen
Kris Nissen, geboren am 20. Juli 1960 in Arnum in Dänemark, erzielte als Profi-Rennfahrer zahlreiche internationale Erfolge und setzt seine Motorsport-Karriere seitdem im Management fort. Nach Kartrennen in seiner Heimat gelang Nissen der Aufstieg in den Formel-Sport, den er 1986 mit dem Gewinn der Deutschen Formel-3Meisterschaft mit Volkswagen krönte. Es folgten etliche Siege in Sport- und Tourenwagen-Meisterschaften sowie Testfahrten in der Formel 1. Seit 1998 war er maßgeblich an Konzept und Aufbau des Lupo-Cup beteiligt und übernahm im Juli 2003 die Funktion des Volkswagen Motorsport-Direktors. Kris Nissen ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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