BP Nr2
16. Juni 2014

Audi Doppelsieg in le Mans

? Im Interview spricht Chris Reinke, Leiter LMP bei Audi Sport, über den Weg zum 13. Erfolg der Marke in Le Mans. In Norwegen feierte Mattias Ekström mit seinem neuen Team in der Rallycross-Weltmeisterschaft ein vielbeachtetes Debüt. Für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring präsentiert Phoenix Racing ein neues Design.


Eine lange und harte Vorbereitungszeit auf das neue LMP-Reglement ist mit dem Sieg beim wichtigsten Langstreckenrennen des Jahres belohnt worden. Wie anspruchsvoll war die Aufgabe?
Natürlich kann man einen Erfolg bei einem riesigen Sportereignis nie planen. Aber: wir haben uns wirklich nachhaltig vorbereitet. Es war eine riesige Herausforderung in Bezug auf die Technologie, aber auch auf die Wettbewerber, die sich ebenfalls sehr gut vorbereitet haben. Deshalb ist dieser 13. Sieg besonders wertvoll.

Die Regeln waren in diesem Jahr so ausgelegt, dass ein harter Wettbewerb entsteht. Waren die Rennwagen der drei Hersteller in der LMP1-Klasse ähnlich schnell?
In einem Langstreckenrennen geht es nicht nur um Rundenzeiten und die reine Schnelligkeit. Die Ausdauer und die Teamleistung sind wichtig, auch Erfahrung und Rennglück sind entscheidend. Es ging an diesem Wochenende um den Null-Fehler-Job, den alle Beteiligten im Team leisten müssen. Uns ist das wohl am besten gelungen. Wir waren diejenigen, die die längste Distanz in 24 Stunden zurückgelegt haben. Darauf kam es an.

Was zeichnet den von Ihnen genannten Null-Fehler-Job aus?
Am Ende des Tages benötigt man in Le Mans das beste Auto, das beste Team und die besten Fahrer. Das hatten wir in diesem Jahr einmal mehr – und auch ein bisschen Glück, das man immer im Leben benötigt.

Für Audi ist das bisherige Programm in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC vor Le Mans nicht ganz nach Wunsch verlaufen. Hat sich das Blatt jetzt gewendet?
Wir sind beim größten Langstrecken-Rennen der Welt durchgestartet. Der Erfolg wird mit der doppelten Punktzahl belohnt. Audi ist zwar nicht Tabellenführer, aber der Sieg in Le Mans hilft uns natürlich auch in der Weltmeisterschaft. Jetzt liegen noch fünf Weltmeisterschaftsläufe vor uns. Wir geben noch lange nicht auf und rechnen uns weiter gute Chancen aus.

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Das war sicherlich eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Rennen in Le Mans. Für uns war es auch eines der schwierigsten und steht deshalb auf meiner persönlichen emotionalen Rangliste ganz weit oben. Die ganze Woche war für uns eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Und auch in den 24 Stunden hatte jedes Auto mindestens einmal die Nase vorn. In den ersten zwei Renndritteln waren es unsere Konkurrenten, im letzten Drittel haben wir uns dann an die Spitze herangearbeitet. Das gelingt nur mit einer ganz besonderen Teamleistung. Die Kombination aus einem effizienten Konzept und einem Team mit starken Fahrern, die daraus das Beste herausholen – das war der Schlüssel zum Erfolg.“


Ralf Jüttner (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): „Das war ein außergewöhnliches Rennen. Alle haben mal zwischendurch geführt, sind repariert worden, einige ausgefallen – da wurde wirklich viel geboten. Und am Ende haben die besten Autos mit den besten Fahrern und den stärksten Teams gewonnen. Vielen Dank an die Jungs! Jeder hat gesehen, wie viel die Mannschaft gearbeitet hat und wie schnell sie ein komplett neues Auto aufgebaut hat. Was keiner gesehen hat, ist die Arbeit, die die Jungs in den vergangenen Monaten geleistet haben. Nämlich noch viel, viel mehr. Ihnen gilt mein ganzer Dank.“

Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro #2): „Ein geniales Rennen für uns, aber auch eines mit vielen Höhen und Tiefen für alle Crews und Hersteller. Die Zuschauer haben ein spektakuläres Rennen gesehen, in dem sich das Blatt immer wieder gewendet hat und das bis in die letzten Stunden unvorhersehbar und spannend war. Wir waren lange Zeit in Schlagdistanz, dann in Führung, sind dann wieder zurückgefallen. Am Ende war das Glück auf unserer Seite. Nicht nur wegen des perfekten Ergebnisses, sondern auch wegen der Premiere nach dem neuen Reglement war Le Mans 2014 ein Meilenstein für Audi.“

André Lotterer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Das war ein Super-Tag für uns nach einer sehr stressigen Woche für die ganze Audi-Mannschaft. Das Rennen hat gut angefangen und die Zuschauer haben einen tollen Kampf aller drei Hersteller gesehen. Als ein Audi ausgefallen war, haben wir zu zweit Toyota gejagt. Nachdem unsere Gegner ein Problem bekamen, schien der Weg frei. Dann bekamen wir ein Problem. Aber unsere Mechaniker haben nie die Motivation verloren und den Turbolader sehr schnell gewechselt. Sie kennen Le Mans und wissen, was zu tun ist.“

Benoît Tréluyer (Audi R18 e-tron quattro #2): „Ich bin überglücklich nach diesem sagenhaften Rennen. Es ist so vieles passiert und es gab jede Menge Höhen und Tiefen. Aber unser Teamgeist blieb immer intakt. Der Unfall der Startnummer ‚3’ hat uns allen so leid getan. Später haben wir die Führung übernommen, bis wir Probleme bekamen. Als die Nummer ‚1’ vorn lag, waren wir uns sicher, dass sie es schaffen würde. ‚Ihr seid an der Reihe, die Trophäe für Audi zu gewinnen’, haben wir ihnen gesagt. Als sie Probleme bekamen, sagte Tom Kristensen zu uns: ‚Jetzt seid ihr an der Reihe.’ Es herrschte zwischen beiden Fahrermannschaften eine schöne, durchweg positive Stimmung. Danke an das ganze Team, an unsere Ingenieurin Leena (Gade) und an meine Fahrerkollegen.“

Marc Gené (Audi R18 e-tron quattro #1): „Als ich nach Le Mans gekommen bin, hatte ich den Sieg in der LMP2-Kategorie im Hinterkopf. Aber bei allem Respekt: Ein Podiumsplatz in der LMP1-Klasse ist natürlich viel überwältigender. Alles kam so unerwartet für mich. Und natürlich habe ich mir auch Gedanken gemacht, ob meine Performance stimmt. Aber Tom (Kristensen), Lucas (di Grassi) und das ganze Team haben mir toll geholfen. Es wäre sogar der Sieg für uns möglich gewesen. Aber auch so bin ich überglücklich mit diesem Ergebnis.“

Lucas di Grassi (Audi R18 e-tron quattro #1): „Was für ein Rennen! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so ein spannendes Autorennen erlebt habe – weder in Le Mans noch irgendwo anders. Unsere Woche hat mit dem Unfall von Loïc (Duval) denkbar schlecht begonnen. Die Mechaniker mussten uns ein komplett neues Auto bauen, so dass das Zeittraining für uns nur ein Roll-out war. Dann führen wir das Rennen drei Stunden vor Schluss deutlich an und doch wendet sich plötzlich alles wieder in die andere Richtung. Auch wenn wir am Ende natürlich etwas traurig sind: Es war mein zweites Podium bei meinem zweiten Le-Mans-Rennen, Audi hat gewonnen und alle sind für ihre harte Arbeit belohnt worden.“

Tom Kristensen (Audi R18 e-tron quattro #1): „Dieses Rennen war einfach unglaublich – und zwar für unsere gesamte Mannschaft. Wir kamen mit einem guten Auto nach Le Mans. Dann haben wir gleich zu Beginn der Woche ein Auto verloren und Loïc Duval ist ausgefallen. Wir mussten alle Pläne umwerfen. Alle sagten uns, dass unser Auto mit dem Rennsieg nichts mehr zu tun haben würde. Die Jungs haben nachts wieder alles aufgebaut. Dann starteten wir mit Marc Gené als neuem Teamkollegen ins Rennen. Im Regen begann es sehr turbulent. Dann holten wir auf, bis nachts eine Einspritzdüse getauscht werden musste. Es folgte ein Reifenschaden, später lagen wir in Führung. Unser Vorsprung war riesig. Wir mussten nur noch ins Ziel kommen, doch dann bekamen wir ein neues Problem. So waren wir wieder Dritte, wurden am Ende aber Zweite. Wir können stolz darauf sein. Es war wie im Märchen, und die enden nicht immer perfekt. Für Audi dagegen war es ein perfekter Rennausgang. In dieser Woche haben wir die gesamte Bandbreite an Emotionen erlebt. Sagenhaft!“

Filipe Albuquerque (Audi R18 e-tron quattro #3): „Marco (Bonanomi) ist fantastisch gefahren. Das war ein guter Vorgeschmack auf das, was für unser Auto möglich gewesen wäre. Ich bin mir sicher, dass wir bis zum Ende ganz vorn mitgefahren wären. Es ist fast tragisch: In einem Moment ist alles in Ordnung und in der nächsten Minute ist alles vorbei. Als der Regen kam, hat jemand Marco getroffen – er hatte keine Chance. So hart kann Le Mans sein.“

Marco Bonanomi (Audi R18 e-tron quattro #3): „Es tut mir unheimlich leid, besonders für meine beiden Teamkollegen und die ganze Mannschaft. Alle haben in der Vorbereitung ein Jahr lang alles für den Erfolg gegeben – und jetzt war schon so früh alles vorbei. Wir hatten das Zeug zu einem richtig guten Ergebnis. Bei dem Unfall hatte ich keine Chance: Ich bin bei dem starken Regen langsam gefahren, um auf Slicks nichts zu riskieren. Mit dem Toyota ist dann noch alles gutgegangen, aber dann ist der Ferrari in mein Auto gefahren – damit war das Rennen für mich und leider auch unseren Audi vorbei.“

Oliver Jarvis (Audi R18 e-tron quattro #3): „Ich bin wahnsinnig enttäuscht. Nicht wegen mir, sondern vor allem für die ganze Mannschaft. Viele sehen immer nur diese Tage hier in Le Mans – aber dahinter steckt eine Vorbereitung, die fast ein ganzes Jahr dauert. Ich bin mir sicher, dass wir heute auch eine Chance auf den Sieg gehabt hätten – umso bitterer ist der unverschuldete Ausfall nach dem so starken Auftakt von Marco (Bonanomi).“

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