BP Nr2
20. Mai 2008

Zwei Weltmeister für 24 Stunden im neuen Scirocco

Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (24.-25. Mai) starten Sainz (E) und Stuck (A) gemeinsam mit den Marathon-Rallye-Profis Giniel de Villiers (RSA) und Dieter Depping (D) im neuen Scirocco, der noch vor der Markteinführung seine Premiere auf der Rennstrecke feiert.

Ein Sport- und Tourenwagen-Experte trifft auf eine Rallye-Legende. Wie sehen Sie ihren
berühmten Teamkollegen? Hans-Joachim Stuck: „Es ist für mich natürlich eine tolle Sache, an der Seite von Carlos Sainz zu starten. Er ist im Rallye-Sport eine ähnliche Lichtgestalt wie Michael Schumacher in der Formel 1.“ Carlos Sainz: „Hans-Joachim Stuck ist eine Legende, erst recht auf der Nordschleife. Es ist wirklich eine Ehre für mich, mit ihm gemeinsam dieses Rennen zu bestreiten. Er hat Erfahrung wie kaum ein anderer, ich kann von ihm bestimmt einiges lernen.“

Was ist die besondere Herausforderung des 24-Stunden-Rennens? Hans-Joachim Stuck: „Team und Fahrer müssen bei diesem langen und extrem anspruchsvollen Rennen versuchen, null Fehler zu machen. In diesem Idealfall landet man weit vorn. Doch die Nürburgring-Nordschleife schreibt ihre eigenen Geschichten. Gerade diese Unkalkulierbarkeit macht den Reiz dieser besonderen Veranstaltung aus.“ Carlos Sainz: „Es ist mein erstes 24-Stunden-Rennen, deshalb bin ich wirklich gespannt, was
mich erwartet. Es ist auf jeden Fall eine große Herausforderung. Bei meinem Test-Einsatz im Volkswagen Golf beim Vier-Stunden-Rennen habe ich ja einen kleinen Vorgeschmack
bekommen, was es bedeutet, ein Langstreckenrennen auf dem Nürburgring zu fahren. Das 24- Stunden-Rennen ist sicher noch anspruchsvoller. Ich freue mich, mit Hans, Giniel und Dieter drei starke und professionelle Teamkollegen zu haben. Vor allem Hans hat so unglaublich viel Erfahrung.“

Wie wichtig ist Erfahrung auf der 25,359 Kilometer langen Nordschleife mit ihren 33
Links- und 40 Rechtskurven?
Hans-Joachim Stuck: „Erfahrung ist auf der Nordschleife ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Es gibt viele Situationen, in denen man langsamere Fahrzeuge überholen muss. Besonders beim Überholen musst du dich zweimal versichern, ob der Vordermann dich auch gesehen hat und überholen lässt. Besser man wartet ein paar Kurven, als dass man mit einem Schaden die Box ansteuern muss.“
Carlos Sainz: „Ich hatte ja eine gute Gelegenheit, den Nürburgring im Rennen kennen zu
lernen. Es ist eine schwierige Strecke, die Nordschleife ist fahrerisch eine echte Aufgabe. Auch ich glaube, dass die Überholvorgänge im Rennen ein entscheidender Faktor sind.“

Mit 220 Fahrzeugen und rund 200.000 Zuschauern an der Strecke gilt das Rennen als
eine der größten Motorsport-Veranstaltungen überhaupt. Nehmen Sie die riesige Kulisse
aus dem Cockpit überhaupt wahr?
Hans-Joachim Stuck: „Ja natürlich. Man sieht die vielen Zuschauer rund um den Ring, die
vielen Wohnmobile und Zelte. Besonders nachts bekommt man als Fahrer viel vom Flair mit. Es wird ja entlang der Nordschleife nie richtig dunkel, es herrscht immer ein Lichtkegel der vielen Feuer an der Strecke. Meist dringen auch Grilldüfte ins Cockpit und machen richtig Hunger. Eine ganz tolle Atmosphäre.“
Carlos Sainz: „Für mich ist das alles neu. Aber ich kann mir vorstellen, dass es ähnlich ist wie an einer Wertungsprüfung mit sehr vielen Menschen. Und das habe ich auch immer
wahrgenommen. Der Nürburgring mit seiner Streckenführung ähnelt ja ein wenig einer
Wertungsprüfung, denn die Zuschauer sind vergleichsweise nahe am Geschehen.“

Hans-Joachim Stuck, Sie sind seit Jahresbeginn Motorsport-Repräsentant des
Volkswagen Konzerns. Was bewegt Sie, beim 24-Stunden-Rennen selbst wieder ins
Lenkrad zu greifen?
Hans-Joachim Stuck: „Die neue Aufgabe macht mir viel Spaß, so dass ich von Dezember bis Februar dachte, dass mich das Fahren nicht mehr reizen würde. Als es aber mit den Tests losging, war ich wieder vom Renn-Virus infiziert. Wir haben vor einigen Tagen getestet – und es gibt einfach nichts Schöneres im Leben, als morgens bei traumhaftem Wetter in einem Rennwagen zu sitzen und mit tollen Leute zusammen zu arbeiten.“

Der Volkswagen Scirocco feiert bei den 24 Stunden sein Motorsport-Debüt noch vor der Modelleinführung. Was für ein Gefühl ist es, mit diesem Auto zu starten?
Hans-Joachim Stuck: „Es ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. In meiner 37- jährigen Motorsport-Karriere ist es das erste Mal, dass ich einen Tourenwagen ausführen darf, bevor er beim Händler steht. Wir hoffen, dass wir das gut hinbekommen, denn sicherlich sind an der Nordschleife eine Menge Volkswagen und Scirocco-Fans vertreten.“
Carlos Sainz: „Es ist wirklich spannend, mit dem neuen Scirocco auf der Nordschleife anzutreten. Ein brandneues Auto, die vielen Fans, eine einzigartige Strecke – ich freue mich sehr auf das Rennwochenende.“

Carlos Sainz, Sie sind bereits ein Vier-Stunden-Rennen mit dem Volkswagen Golf
gefahren. Wie ist die Umstellung von der Rallye-Piste auf die Nordschleife gelungen?
Carlos Sainz: „Die Umstellung vom Race-Touareg auf die Rundstrecke ist mir schnell
gelungen. Ich bin ja bereits zu Beginn meiner Motorsport-Karriere einige Rundstreckenrennen gefahren und habe versucht, mir diese Erfahrungen ins Gedächtnis zu rufen. Und das Langstreckenrennen hat gut geklappt. Allerdings ist es im Verkehr ziemlich schwierig, eine freie Runde zu finden. Daran muss man sich gewöhnen.“

Wie haben Sie sich auf das 24-Stunden-Rennen vorbereitet?
Carlos Sainz: „Eigentlich habe ich mich genauso vorbereitet wie auf einen Marathon-Rallye- Einsatz: Ich trainiere ganz normal, ich will über eine gute Kondition verfügen. Zudem habe ich viele Runden auf der Nordschleife gedreht, um mir die Strecke gut einzuprägen. Ich glaube, ich bin gut gerüstet.“

Was war Ihr erster Eindruck vom neuen Scirocco bei den Testfahrten?
Hans-Joachim Stuck: „Es war für mich ja seit längerer Zeit das erste Mal, dass ich einen
Fronttriebler gefahren bin. Es war überraschend, wie viel Grip die Vorderachse aufbaut.
Auch von der Funktionalität des Rennautos war ich begeistert, von Getriebe, Schaltung
und Lenkung.“
Carlos Sainz: „Ich bin den Scirocco bei den Tests noch nicht gefahren, deshalb warte ich
gespannt auf das erste Training. Ich habe aber Bilder gesehen, die Rennversion des
Scirocco sieht einfach toll aus. Das Design des Serienmodells ist wirklich gelungen.“

Wie würden Sie die Fahreigenschaften des neuen Autos beschreiben?
Hans-Joachim Stuck: „Er ist immer berechnend, er bringt den Fahrer nie in Verlegenheit
und erlaubt ein aktives und präzises Fahren. Das ist gerade für ein 24-Stunden-Rennen
enorm wichtig.“

Welche Ziele haben Sie sich und dem neuen Scirocco gesetzt?
Hans-Joachim Stuck: „Wir wollen möglichst mit allen drei Scirocco ins Ziel kommen und
versuchen, die Klasse SP3T zu gewinnen. Im Gesamtklassement ist vieles möglich.“
Carlos Sainz: „Wir wollen ankommen und wünschen uns ein Rennen ohne große Probleme,
aber es wird sicher nicht einfach. Bei einem solchen Marathon passieren häufig Dinge, auf die man sich nicht vorbereiten kann.“

Sie teilen sich das Einsatzfahrzeug mit zwei weiteren Piloten – welche Rolle spielt
Teamwork bei diesem Rennen?
Hans-Joachim Stuck: „Teamwork ist ein entscheidender Faktor. Die vier Fahrer, die sich ein Auto teilen, müssen sich auch neben dem Auto gut verstehen. Harmoniert das Team gut, kann jeder einen super Job machen. Von Vorteil ist es, wenn die Fahrer ähnlich stark sind – damit der interne Wettkampf nicht zu stark ausartet. Für dieses Rennen braucht man abgeklärte Fahrer, die wissen, dass man hier nichts in einer Runde gewinnen kann.“
Carlos Sainz: „Das Teamwork betrifft aber nicht nur die Fahrer, sondern die gesamte
Mannschaft. Denn man kann viel Zeit an der Box gewinnen und verlieren. Eine perfekte
Organisation ist extrem wichtig für ein gutes Ergebnis. Da ist es ein gutes Gefühl, die
professionelle Mannschaft von Volkswagen hinter sich zu wissen.“

Hans-Joachim Stuck, Sie haben 1970 die erste Auflage des Rennens gewonnen. Danach
siegten Sie auch 1998 und 2004. Wie hat sich die Veranstaltung in 38 Jahren verändert?
Hans-Joachim Stuck: „Die Strecke wurde natürlich seit den 70er-Jahren immer wieder
ausgebaut und verändert, es kamen Auslaufzonen hinzu, Kurven wurden verbreitert, im Winter werden immer einige Passagen nachgeteert. Doch das Rennen hat sich eigentlich seit damals nur wenig verändert. Heute gibt es zwar viel mehr Teilnehmer, doch noch immer ist das 24- Stunden-Rennen ein Volksfest für die Fans und bietet ihnen Motorsport zum Anfassen.“

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