Rockenfeller gewinnt – Ekström holt sich Gesamtführung zurück
Der Audi-Pilot hielt sich in einem turbulenten Rennen aus allen Scharmützeln auf der Strecke heraus, nutze seine Pole-Position optimal und landete einen souveränen Start-Ziel-Sieg. „Ich hatte das Auto, was ich brauche, um zu gewinnen. Trotz der Menge an Zusatzgewicht war es einfach super schnell“, freute sich Rockenfeller. So schnell, dass auch Bruno Spengler im wesentlich leichteren BMW nicht mithalten konnte. Der Kanadier überquerte nach hartem Kampf mit den Verfolgern mit rund vier Sekunden Rückstand als Zweitplatzierter die Ziellinie. Auf dem dritten Podiumsplatz strahlte Mattias Ekström, der wieder einmal seine große Klasse unter Beweis stellte und sich die Führung in der Gesamtwertung von Pascal Wehrlein zurückeroberte. Der Mercedes-Benz-Pilot war in eine von zwei packenden Kampfgruppen verwickelt, die dem Rennen ihren Stempel aufdrückten.
Aus diesen Duellen hielt sich Rockenfeller vornehm heraus. Lediglich direkt nach dem Start musste er sich einer beherzten Attacke von Spengler erwehren. Rockenfeller: „Nach den schwierigen Wochen ist das eine große Erleichterung für mich und mein Team. Ich konnte das Rennen locker kontrollieren und ohne große Bedrängnis nach Hause fahren.“ Eine Entwicklung, die auch der Tatsache geschuldet war, dass hinter ihm mit harten Bandagen um jeden Zentimeter Asphalt gekämpft wurde. Schon in der ersten Runde des Rennens lieferte sich eine Vierergruppe einen faszinierenden Fight um die Plätze auf dem Podium: Maxime Martin versuchte mit viel Selbstvertrauen am BMW-Kollegen Spengler vorbeizuziehen, geriet dabei jedoch kurz von der Strecke. Ein Ausrutscher, den Jamie Green prompt bestrafte: Fast hätte der Brite das Duell der BMW-Piloten dazu genutzt, gleich beide zu überholen. Letztlich aber hielt Spengler dem Angriff des Audi-Fahrers stand, während sich der Belgier Martin hinter Green einreihen musste und damit ins Visier von Mattias Ekström geriet. Mitreißende Renn-Action, die den rund 26.000 Fans am Moscow Raceway schon in den ersten Kurven des Sonntagsrennens geboten wurde. Es sollten nicht die letzten Zweikämpfe in dieser Gruppe bleiben, die nahezu über die gesamte Distanz von 41 Runden zusammenblieb.
Rockenfeller spielte das Gerangel hinter ihm voll in die Karten – als nach vier Runden das DRS freigegeben wurde, war er der Konkurrenz bereits um über eine Sekunde enteilt. So durfte der erste Verfolger Spengler das DRS nicht zum Einsatz bringen. „Es war ein sehr hartes Rennen“, sagte Spengler. „Leider konnte ich aufgrund der Zweikämpfe in der Anfangsphase nicht an Mike dranbleiben. Letztlich bin ich froh, dass ich meinen zweiten Platz bis ins Ziel halten konnte. Ein tolles Wochenende für mich.“ Der Kampf um diesen zweiten Rang entschied sich, als sich ein weiterer Fahrer in die Vierergruppe einmischte: DTM-Rookie Lucas Auer. Der hatte lange mit seinem Boxenstopp gewartet, drehte aus diesem Grund vor Spengler seine Runden und bremste die ganze Gruppe merklich. Sieben Runden dauerte es, ehe Spengler an ihm verbeiziehen konnte. Martin, Ekström und Green – eine Reihenfolge, die durch die unterschiedlichen Boxenstopps zustande kam – blieben hingegen vorerst hinter dem Österreicher hängen. Während Spengler in der Folge auf über drei Sekunden davonzog, dauerte es vier weitere Runden, ehe seine drei Verfolger an Auer vorbeigehen konnten. Auer fuhr im Anschluss an die Box und Ekström erhöhte sukzessive den Druck auf Martin. Sieben Runden lang verteidigte der Belgier seine Position, erhielt über den Funk Lob von seinem Team und musste sich doch geschlagen geben. Gut zehn Minuten vor dem Ende nutzte Ekström die letzte Kurve vor der Start-Ziel-Geraden und sicherte sich mit einem fulminanten Überholmanöver den dritten Platz. Ekström: „Ich hatte meinen Weckruf durch den Unfall im gestrigen Rennen. Diesmal bin ich etwas vorsichtiger zu Werke gegangen. Das hat sich ausgezahlt.“
Der Schwede sammelte wichtige Punkte, die ihm die Führung in der Gesamtwertung zurückbrachten, denn der härteste Konkurrent an der Tabellenspitze, Pascal Wehrlein, war nur vom elften Platz ins Rennen gegangen. „Damit war das Rennen eigentlich schon gelaufen. Wir waren im Qualifying einfach nicht gut genug“, analysierte der 21-Jährige. Der versuchte auf der Strecke jedoch alles, um sich nach vorne zu arbeiten. Zunächst lieferte er sich ein hartes Duell mit dem Dritten der Gesamtwertung, Edoardo Mortara, das er in der achten Runde für sich entschied. Einen Platz, den Wehrlein durch die Boxenstopps wieder einbüßte, deshalb aber noch nicht aufgab. Energisch fuhr er sich wieder heran und lieferte sich bis zur letzten Sekunde einen Kampf mit Mortara und dessen Markenkollegen Nico Müller. Letztlich aber musste Wehrlein sich geschlagen geben – Platz zehn. Bester Mercedes-Fahrer wurde so Gary Paffett, der als Sechster ins Ziel kam.
Nach dem sechsten Rennwochenende der DTM-Saison 2015 führt Ekström die Fahrerwertung mit 126 Punkten an. Wehrlein folgt mit 120 Zählern vor Mortara, der nach seinem achten Rang im Sonntagsrennen nun auf 110 Punkte kommt. Bester BMW-Fahrer ist Bruno Spengler, der mit 85 Punkten Fünfter ist. Die Fans in Oschersleben können sich also schon mal vorfreudig die Hände reiben. Vom 11. bis zum 13. September finden dort die Läufe 13 und 14 der aktuellen Saison statt. Die Ereignisse in Moskau haben eindrucksvoll gezeigt: die heiße Phase im Kampf um den Titel hat begonnen und eine vorzeitige Entscheidung ist nicht in Sicht. Spektakuläre Rennen sind in der Magdeburger Börde vorprogrammiert.
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