BP Nr2
23. Juli 2007
christian

DAS 4. HOLLAUS GEDÄCHTNISRENNEN BEGEISTERTE FAHRER UND FANS

Moser, Grabmüller hatten auf dem Salzburgring kein Glück. © wolf

Am Morgen hatte es noch leicht geregnet, doch bereits am frühen Vormittag präsentierte sich der Salzburgring als perfekte Kulisse für historischen Motorrad-Rennsport: Wie schon am Samstag waren auch Sonntags über 500 Piloten aus 15 Nationen in 10 verschiedenen Klassen im Einsatz - von einmaligen Vor- und Nachkriegsmodellen über seltene Originale und wunderschöne Replikas war an diesem Wochenende am Salzburgring alles vertreten, was sich in einem Jahrhundert Zweirad-Geschichte Rang und Namen erarbeitet hat. Und mit dem Wetterglück kamen heuer auch die Fans an die Strecke im Nesselgraben, was für Organisator Wolfgang Stropek neben dem unfallfreien Ablauf der Veranstaltung die schönste Belohnung war: "Danke an alle die gekommen sind, wir wollen nächstes Jahr wieder da sein!"

Absolute Highlights waren etwa die Laverda-Parade mit unzähligen Maschinen aller Epochen des italienischen Herstellers sowie die Fahrt ihrer legendären Sechszylinder-Langstrecken-Rennmaschine, mit der ein Mitglied der Familie Laverda höchstpersönlich unterwegs war. Gleichzeitig auf der Strecke: Der Schweizer Dreifach-Weltmeister Luigi Taveri, der mit 77 Jahren die aktuelle WM-Maschine seines Landsmannes Randy Krummenacher fuhr! Der hoffnungsvolle Schweizer Nachwuchspilot fühlte sich geehrt, daß einer der ganz Großen des internationalen Motorrad-Rennsports "seine" Werksmaschine pilotierte - und Taveri fühlte sich geehrt, die Chance zu bekommen, einmal ein modernes Rennmotorrad zu fahren.

Spektakulär ging es in der INCA-Serie zu, in der mit 500 ccm Maschinen richtige Rennen gefahren werden. Superstar Phil Read aus England hatte bereits vor dem Wochenende angekündigt, dass er unbedingt gewinnen wolle. Und der achtfache Weltmeister (!) setzte sein Vorhaben mit einem Doppelsieg auf seiner Moto Paton sowie dem daraus resultierenden überlegenen Punktesieg (in der INCA-Serie werden die zwei getrennt gewerteten Läufe zusammengezählt und mit Punkten für die Jahres-Gesamtwertung "gegengerechnet") eindrucksvoll in die Tat um. Doch leicht hatte er es nicht: Yves Glauser aus der Schweiz leistete heftige Gegenwehr, Read konnte ihn im zweiten Rennen in einem packenden Kampf bis zur Ziellinie gerade einmal um 0,477 Sekunden auf Rang zwei verweisen, im ersten Lauf "rettete" Read ein Motorschaden an der Seeley G50 des Eidgenossen. Bester Österreicher wurde nach einer ausgezeichneten Leistung Georg Scharl, der im ersten Rennen Platz drei, im zweiten Lauf Rang vier einfahren konnte und gesamt den dritten Platz belegte.

Endergebnis INCA-Rennen (kombiniert aus zwei Einzel-Läufen):

1. Phil Read, GBR, Moto Paton 50 Punkte
2. Fiorino Cimatti, ITA, Kawasaki 36
3. Georg Scharl, AUT, Aermacchi Ala D'Oro 29
5. Yves Glauser, SUI, Seeley G50 20


Das heutige Hauptrennen in der Seitenwagen-WM versprach Spannung pur: Die beiden großen Favoriten Pekka Päivärinta/Timo Karttiala (Finnland) sowie Tim Reeves/Patrick Farrance (Großbritannien) starteten nach dem gestrigen Sieg von Reeves absolut punktegleich in das achte von insgesamt elf Saisonrennen, dazu wollten außerdem die Duos Sebastien Delannoy/Gregory Cluze (Frankreich) und Ben Birchall/Tom Birchall (Großbritannien) einen Großangriff auf die Podiumsplatzierungen starten.

Nach einem sauberen Start kam's nach nur einer halben Runde für Päivärinta/Karttiala zum Super-GAU: Technik-Defekt an ihrem LCR/Suzuki-Gespann und der vorzeitige Ausfall für die beiden Finnen! An der Spitze hielt man sich daraufhin drei, vier Runden zurück, dann begann der erwartete Kampf. Reeves war in Führung gegangen, sah sich aber bald massiven Angriffen des Franzosen Delannoy ausgesetzt, der für eine Runde die Führung übernehmen konnte. Reeves fightete zurück, schnappte sich erneut die Spitze, während Delannoy unter massiven Druck von Birchall und Schlosser kam, die von hinten nachdrückten.

Zur Hälfte des Rennens war es dann soweit: Das junge britische Brüderpaar Birchall/Birchall überholte die französische Paarung, auch Markus Schlosser mit Beifahrer Adolf Hänni konnte kurz darauf an Delannoy/Cluze vorbeiziehen. Danach schienen die Positionen bezogen, doch in der letzten Runde wurde es noch einmal ganz eng: Reeves lief beim Überrunden unglücklich auf zwei langsamere Teams auf, Birchall war plötzlich in seinem Windschatten und gab noch einmal alles. Doch der regierende Weltmeister ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und fuhr seinen zweiten Sieg an diesem Wochenende routiniert nach Hause, Birchall/Birchall wurden Zweite, Rang drei ging an Schlosser/Hänni.

Und die Österreicher? Die hatten heute erneut kein Glück. Vor allem nicht die Wiener Brüder Michael und Bernd Grabmüller. Nachdem Sie im zweiten Qualifying mit einem kapitalen Motorschaden passen mußten und dadurch auch das Sprintrennen am Samstag versäumten, kamen Sie heute nur drei Runden weit. Dabei hatten die beiden zu diesem Zeitpunkt von der letzten Startreihe aus schon viele Plätze gut gemacht, lagen in den Top-Ten und waren am Weg zu Punkten! Doch wieder machte die Technik einen Strich durch die Rechnung und das Youngster-Duo mußte aufgeben. Ihre Kollegen vom Team "Tirol-Delta-Austria", der Tiroler Jos Moser und sein Schweizer "Schmiermaxe" Ueli Wäfler, kamen auch heute nicht so richtig in Fahrt, konnten das Tempo der absoluten Spitze nicht mitgehen. Am Ende gab's Rang neun.

In der WM führt jetzt Reeves mit 169 Punkten vor Päivärinta mit 144 Zählern - die beiden werden sich wohl in den zwei verbleibenden Rennen in Rijeka und Le Mans den WM-Titel untereinander ausmachen. Jos Moser liegt auf dem ausgezeichneten sechsten Platz (67 Punkte), "Pechvogel" Grabmüller auf Rang 13 (25 Punkte).

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