BP Nr2
09. April 2008
toni-

Offener Brief an die OSK

Christian Böhm war von 1987 bis 1994 im Rallyesport als Co von Kurt Göttlicher aktiv, war zu dieser Zeit einige Jahre Fahrervertreter bei der OSK und hat seit 2001 ein eigenes Rallye-Team.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hertz !

Es sind immer die tragischen Vorfälle, die eine Veränderung bzw. Verbesserung bewirken. Ob im Ski- oder Motorsport, oder bei anderen sportlichen Ereignissen. Ich nehme den tragischen Unfalltod von Herbert Breiteneder zum Anlass, um Ihnen meine Gedanken, die mich seit dem Samstag nicht mehr loslassen, zu kommen zu lassen.

Den Appell von Bundeskanzler Dr. Gusenbauer an die Veranstalter alles zu unternehmen, dass der Rallyesport sicherer wird, möchte ich aufgreifen. Wie schon Helmut Schöpf in einem Interview gesagt hat, dauert es derzeit im Falle eines Unfalls zu lange, bis die Rettung am Unfallort eintrifft, sofern dieser im Bereich von fünf bis 15 Kilometer nach dem Start einer SP passiert. In so einem Fall würde ein Notartzt in einem „Safety-Car“ viel schneller zur Stelle sein, um lebensrettende Maßnahmen einzuleiten.

Die Idee: Man könnte zwei existierende Rallyefahrzeuge wie einen Mitsubishi EVO III, einen Ford Sierra Cosworth, Lancia Delta etc., deren Homologation abgelaufen ist, mit notärztlicher Ausrüstung bestücken und diese jeweils mit einem erfahrenen Rallyefahrer und einem Notarzt besetzen. Diese beiden Autos sollte bei jeder Sonderprüfung am Start stehen und im Falle eines Unfalls sofort starten können. Wenn ein bereits auf der Strecke befindlicher Pilot hinter sich das Safety-Car mit Blaulicht, Hupe etc wahrnimmt, dann weiß er, dass etwas passiert ist und er Platz machen bzw. stehen bleiben muss - ohne dass Streckenposten die Piloten anhalten müssen.

Ich bin überzeugt, dass man das Projekt „Safety-Car“ zu einem Gutteil über Sponsoren finanzieren könnte. Ich denke auch, dass jedes Team, das bei einer Rallye genannt hat, zusätzlich zum Startgeld noch rund 30,- bis 50,- Euro beisteuern würde – bei 100 Startern wäre im Idealfall mit Euro 5.000,- Euro zumindest der Einsatz pro Veranstaltung (Reifen, Sprit, Kosten für den Notarzt etc.) finanziert. Die sicher nicht sehr kostenintensive Wartung könnte beispielsweise von den Teams Stohl, Baumschlager etc. zu Selbstkosten übernommen werden. Auch unser Team würde sich bereit erklären, einmal pro Jahr die Auto durchzuchecken.

Wenn Sie, geschätzter Herr Prof. Hertz, bzw. die OSK als oberste Motorsportbehörde und Vertreter der Rallyefahrer diese Idee für gut und umsetzbar befinden, könnte man ja Herrn Bundeskanzler Dr. Gusenbauer bezüglich einer Sport-Förderung kontaktieren – mit diesem Geld könnte die Anschaffung und der geringfügige Umbau der Fahrzeuge finanziert werden.

Ich würde mich freuen, wenn meine Idee als Anstoß zur Verbesserung der Sicherheit im Rallyesport Gehör finden würde und stehe natürlich gerne für weitere Gespräche in diesem Zusammenhang zur Verfügung. Der Tod von Herbert Breitenender ist dadurch zwar nicht leichter zu verkraften, vielleicht aber kann mit einem Rallye-Safety-Car das Leben eines anderen Piloten oder Beifahrers in Zukunft gerettet werden.

In diesem Sinne freue ich mich über Ihre geschätzte Antwort!

Hochachtungsvoll


Christian Böhm

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